Wir sind Fünf
- Heyne Hardcore
- Erschienen: August 2020
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Was passiert, wenn man Ton, Heavy Metal und Drogen kombiniert?
Tormod Blystad lebt ein ruhiges und beschauliches Leben – zusammen mit seiner Frau Siv und den Kindern Alf und Helene wohnt er in seinem selbst gebauten Haus in dem kleinen Ort Raset. Allerdings gab es auch eine sehr wilde und unruhige Zeit in seinem Leben: In seiner Jugend verführte sein damaliger Schulfreund Espen ihn dazu, verschiedene Drogen zu nehmen und seine Zeit lieber mit Rausch und Ekstase zu verbringen, anstatt sich um Schule und Arbeit zu kümmern. Aufgrund mentaler Stärke, Disziplin sowie seiner Hingabe zu Siv, mit der er bereits damals zusammen war, konnte er sich jedoch von Espen abwenden und sein Leben wieder in den Griff bekommen. Nun besteht sein Leben hauptsächlich aus den beiden Elementen Arbeit und Familie – beides Dinge, die er genießt und wertschätzt. Allerdings fehlen ihm und den Kindern ein fünftes Familienmitglied. Da Siv kein weiteres Kind möchte, wird der Elchhund Snusken in das Haus geholt, allerdings nur für kurze Zeit, da er bald wieder verschwindet. Nun muss die Lücke erneut gefüllt werden. Diesmal greift Tormod zu drastischeren Mitteln und bekommt dabei auch Unterstützung von einem früheren Bekannten. Was dabei entsteht, wird nach und nach zu einem festen Teil der Familie, entwickelt dann jedoch ein Eigenleben…
Parabelhafte Erzählung
Matias Faldbakken liefert mit seinem Roman eine düstere Mystery-Erzählung mit teils dramatischen Elementen.
Zwei wesentliche Metathemen werden im Roman behandelt: Die kreative Schöpfungskraft des Menschen und ihre problematischen Konsequenzen sowie die familiäre Gemeinschaft und ihre Grenzen.
Tormod wird als kräftiger Mann dargestellt, der mit seinen beiden Händen und seinem handwerklichen Geschick alles Mögliche herstellen kann – Werkzeuge, Geräte und Spielsachen für seine Kinder bis hin zum Haus, das die Familie bewohnt. Was passiert jedoch, wenn das, was man aus Ton unter Zugabe verschiedenster anderer Dinge sowie unter Einfluss von Drogen im Keller kreiert, ein Eigenleben entwickelt?
Das zweite Kernthema der familiären Gemeinschaft wird insofern dargestellt, dass diese Gemeinschaft den einzelnen Mitgliedern Schutz und Fürsorge bietet, jedoch auch von Konflikten und Streitigkeiten bedroht wird. Dies wird gerade dann deutlich, wenn manche Familienmitglieder der Meinung sind, dass auch nicht-menschliche Wesen zur Familie dazugehören, während andere dies nicht so sehen. Während Tormod und die Kinder Spaß und Gefallen an dem Ding finden, ist Siv zunächst angewidert und möchte nichts damit zu tun haben. Bald jedoch akzeptiert sie es auch als Teil der Familie, wenn auch als ein etwas spezielles Familienmitglied.
Feldbakken zeigt dem Leser deutlich, was Alles passieren kann bei Experimenten sowohl in Bezug auf das Schaffen neuen Lebens als auch dessen Aufnahme in das enge soziale Geflecht der Familie.
Packend und plastisch erzählt
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln und mit nur einzelnen kurzen Nebensträngen erzählt, wodurch sie sich angenehm und schnell lesen lässt. Auch der einfache Sprachstil ist lobenswert, der Autor kann hierdurch die Geschehnisse innerhalb wie außerhalb der Familie und zwischen den einzelnen Personen sehr plastisch und für den Leser erfahrbar schildern. Auch der Spannungsbogen ist weitestgehend gut gelungen – bis zum Ende hin erfährt man stets neue Dinge über das Innenleben der Charaktere und bekommt Einblicke in das bescheidene aber sehr angenehme Leben einer Familie aus Leuten, die sich nicht viel Gedanken über die Welt machen, sondern im Hier und Jetzt stehen und lieber Ihre Taten als Worte für sich sprechen lassen. Auch die Beziehung zwischen der Familie und dem selbst geschaffenen Tonwesen wird sehr spannend beschrieben. Anfänglich wird das Wesen als eine Art Helferlein für alle möglichen Alltagsaufgaben benutzt – vom Gemüseschnippeln bis zum Hausputz. Als die Familie jedoch immer experimentierfreudiger und teils auch unachtsamer mit dem Wesen wird, ist irgendwann der Bogen überspannt – und die Rache folgt…
Lediglich das Ende ist recht chaotisch und unklar. Einerseits werden verschiedene Theorien und Methoden ausgetüftelt, um das Wesen wieder zähmen zu können. Andererseits wird durch eine Mischung aus drogeninduziertem Wahn und mysteriösen Andeutungen ein fatalistisches Ende heraufbeschworen, was zwar für Spannung sorgt, jedoch keinen kohärenten Abschluss bietet.
Fazit:
Wir sind Fünf zeigt mit interessantem Blick auf, was passieren kann, wenn der Mensch selbst zum Schöpfer neuen Lebens wird und Dinge erzeugt, die er nicht unter Kontrolle hat. Sehr eindrücklich wird geschildert, wie das eigentlich ruhige und beschauliche Leben einer Familie durch das Hinzukommen eines Wesens mit ungeahnten Eigenschaften zunächst einfacher und angenehmer, später dann jedoch essenziel bedroht wird.
Matias Faldbakken, Heyne Hardcore
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