Hollow Kingdom: Das Jahr der Krähe
- Fischer
- Erschienen: Mai 2020
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Fantasy aus der Vogelperspektive
Bücher, welche Fantasy-Kost abseits der bekannten Pfade bieten, haben bei mir einen grossen Stein im Brett. Gerade als Vielleser freut man sich, wenn der Klappentext eine Story verspricht, die man so noch nicht kennt. Und mal ehrlich, wer hat schon von einer fluchenden Krähe gelesen, die sich zusammen mit einem Hund gegen den drohenden Weltuntergang stemmen will?
Wenn die Augen buchstäblich aus dem Kopf fallen
Die Krähe Shit Turd, kurz S.T., hat sich in Seattle gemütlich eingerichtet. Zusammen mit dem Menschen "Big Jim" und Bluthund Dennis geniesst sie die Sonnenseite des Lebens. Sorglose Fernsehabende oder lustige Spiele im heimischen Garten bestimmen den Alltag.
Diese Idylle wird jedoch empfindlich gestört, als Big Jim eines Tages einfach so ein Augapfel aus der Höhle springt. Das ist an sich schon schlimm genug. Doch dem gewieften S.T. fällt auf, dass sich auch andere Menschen in der Umgebung äusserst merkwürdig zu verhalten beginnen. Sie schlurfen planlos durch die Gegend, brabbeln unzusammenhängendes Zeugs vor sich hin und kratzen sich die Fingernägel an Wänden blutig.
S.T., welcher sich den Menschen mehr zugehörig fühlt als seinen gefiederten Verwandten, will und muss handeln. Gemeinsam mit Dennis macht er sich auf, um Hilfe für sein geliebtes Herrchen Big Jim zu finden.
Alles geht vor die Hunde
S.T. realisiert schnell, dass sich die Rettungsaktion viel schwieriger gestalten wird, als ursprünglich gedacht. Beim Streifzug durch Seattle, welches immer mehr vor die Hunde geht, kann die Krähe ein Schreckensszenario nach dem anderen beobachten. Eine Packung Aspirin wird dieses Mal nicht ausreichen, um die katastrophale Schieflage wieder ins Lot zu bringen.
Auf ihrer Odyssee durch die Stadt machen S.T. und Dennis Bekanntschaft mit verschiedenen wilden Tieren. Was ihre "Leidensgenossen" über die aktuelle Situation berichten, trägt ganz und gar nicht dazu bei, dass Nervenkostüm der Krähe zu beruhigen... Der clevere Vogel braucht seinen ganzen Grips um zu ergründen, warum sich die Menschen so komisch aufführen.
Eine tierische Perspektive und viele Kraftausdrücke
Die Geschichte wird uns primär aus der Sicht der Krähe S.T. geschildert. Diese Perspektive fand ich neu und erfrischend, da ich noch kein Buch gelesen habe, welches einen Vogel zum Erzähler kürt. Immer an der Seite von S.T. ist Bluthund Dennis. Anfänglich noch als lästiges Anhängsel abgekanzelt, entwickelt sich der treu-doofe Hund bald zum besten Freund der Krähe. Während der Lektüre gibt es auch öfters kurze Kapitel, die aus der Sicht anderer Tiere geschrieben sind. Meiner Meinung nach überflüssig, da sie die Handlung immer wieder unterbrechen und schlussendlich nicht viel zum Geschehen beitragen.
Erwähnenswert ist die von der Autorin gewählte Ausdrucksweise für die Krähe. S.T. ist kein Freund blumiger Worte. Im Gegenteil: Er flucht wie ein Rohrspatz (um im ornithologischen Fachjargon zu bleiben) und teilt gerne kräftig aus. So vergleicht er etwa Pinguine mit feisten Eieruhren und findet Eulen krass überschätzt... Diese neue, freche Perspektive auf Tiere und uns Menschen sorgt für einige Lacher, verliert bei mir durch das stetige Wiederholen aber schnell an Reiz. Gut gefallen haben mir hingegen die ausgeklügelten Kommunikationssysteme, welcher sich die verschiedenen Tiere bedienen.
Wünschenswert wäre noch gewesen, dass Miss Buxton genauer erklärt, wieso sich die Menschen plötzlich wie Zombies verhalten. Es gibt zwar einen Anhaltspunkt, jedoch war mir der irgendwie zu simpel gestrickt, um das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beiseite zu legen.
Fazit:
Kira Jane Buxton präsentiert eine drohende Zombie-Apokalypse, welche aus Sicht der Krähe S.T. geschildert wird. Die unverblümte Ausdrucksweise von S.T. und seine Ansichten zu uns Menschen sorgt für herrlich skurrile Vergleiche und lustige Dialoge. Leider verliert der Wortwitz mit Dauer an Reiz. Zudem fand ich die Ursache, wieso Menschen zu hirnlosen Zombies werden, etwas gar einfach gewählt. Gute Unterhaltung, aufgrund des Klappentextes habe ich aber mehr erwartet.
Kira Jane Buxton, Fischer
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