Nocturna - Das Spiel des Fuchses (Die gefälschte Magie 1)
- Blanvalet
- Erschienen: Dezember 2020
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Viele leere Versprechungen
Wenn man sich den Klappentext von "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" durchliest, kommt man nicht umhin, sich mit grossen Erwartungen in die Lektüre zu stürzen. Eine ungewöhnliche High-Fantasy-Serie, ein lateinamerikanisches Setting und ein "tödliches Spiel" wird dem Leser versprochen. Und Versprechen soll man doch halten.
Ein Kronprinz, der keiner sein will
Prinz Alfehr von Castellan hat eigentlich nicht damit gerechnet, jemals den Thron zu besteigen. Diese Aufgabe war immer seinem älteren Bruder Dez vorbehalten. Bis zu jenem schicksalshaften Tag, als Dez von einer Magierin in ein bodenloses, schwarzes Loch verbannt wird. Als auch nach langwieriger Suche keine Spur von Dez gefunden wird, erklärt man ihn für tot und gleichzeitig Alfehr zum neuen Kronprinzen. Doch dieser denkt nicht daran, seinen Bruder aufzugeben und setzt alles daran, Dez zu finden. Alfehr schreckt auch nicht davor zurück, verbotene schwarze Magie einzusetzen. Beinahe zu spät realisiert er, welchen Schrecken er wirklich entfesselt hat. Um sich und seine Liebsten zu retten, muss Alfehr alles riskieren und Hilfe von ungewohnter Seite annehmen.
Finn hat gänzlich andere Probleme, die aber nicht weniger schwer wiegen. Ihre magische Fähigkeit, ihr Aussehen beliebig verändern zu können, hat sie zur Zielscheibe einer mächtigen Unterweltorganisation gemacht. Sollte die Diebin es nicht schaffen, ein Artefakt aus dem bestbewachten Gebäude des Landes zu stehlen, wird ihre Magie für immer versiegelt. Für Finn gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Denn ohne ihre Gabe hat sie nichts und ist sie nichts.
Unausgereifte Charaktere
Die Wege von Alfehr und Finn kreuzen sich schon sehr bald (wer hätte es gedacht) und sie beschliessen, gemeinsam nach Dez zu suchen. Im Gegenzug verspricht der Kronprinz, Finn den Gegenstand zu überlassen, welchen sie so dringend benötigt.
Positiv fand ich, dass Finn sich nicht einfach Hals über Kopf in Alfehr verliebt hat. Sie benimmt sich ihm gegenüber nämlich äusserst kratzbürstig und verschlossen. Das wirkt sehr erfrischend. Aber irgendwann hat man dann die "harte Strassenmädchen"-Masche satt und wird ihr überdrüssig. Das Prinz Alfehr eher ein introvertierter und manchmal etwas gar selbstmitleidiger junger Mann ist, hebt die Stimmung ebenfalls nicht sonderlich. Auch tat ich mich mit gewissen Reaktionen von Alfehr schwer. Da hat er gerade die schlimmstmögliche Magie auf die Menschheit losgelassen, will das aber lieber erstmal für sich behalten, weil ihm ein Geständnis zu "peinlich" wäre. Ich weiss jetzt nicht, ob das mein grösstes Problem wäre, würde ich mit dem Umstand konfrontiert, tausende Menschenleben zu gefährden... Es gab während dem Lesen immer wieder Situationen, wo die beiden mir sehr unreif und kindisch vorkamen. Schade. Ich bin mir sicher, man hätte die Chemie zwischen Alfehr und Finn besser ausarbeiten können.
Gefunden: Spannendes Magiesystem. Gesucht: Lateinamerikanisches Setting
Gut gefallen hat mir das Magiesystem, welches uns die Autorin präsentiert. Einige Aspekte davon hat man zwar ganz ähnlich schon in anderen Fantasy-Büchern gelesen. Doch Maya Motayne gibt jedem Protagonisten noch eine eigene, magische Gabe und beweist dabei Ideenreichtum. Es macht Spass, die vielen unterschiedlichen Fähigkeiten zu entdecken, mit welchen die Figuren ausgestattet sind.
Das angepriesene lateinamerikanische Setting hat mir hingegen gefehlt. Die Namen der Schauplätze wie "Castellan" klingen zwar nach Lateinamerika, richtig südländische Atmosphäre habe ich jedoch nicht gefunden. Und auch die spanischen Formulierungen, welche im Buch von den Figuren benutzt werden um ihre Magie zu wirken, verbreiten nicht wirklich fremdländisches Flair. Im Gegenteil: Ein paar Mal musste ich sogar Wörter übersetzen um zu verstehen, was jetzt eigentlich gezaubert wird.
Fazit:
"Nocturna - Das Spiel des Fuchses" kann die gemachten Versprechungen nicht halten. Ungewöhnliche High-Fantasy mit lateinamerikanischem Setting habe ich während der Lektüre kaum entdeckt. Das vorgestellte Magiesystem hat zwar spannende Ansätze, diese werden aber leider nicht vertieft. Dazu kommt ein Figurenensemble, welches nicht wirklich harmoniert. Und was der Klappentext mit der Story zu tun hat, hat sich mir bis heute noch nicht erschlossen. Alles in allem eine durchschnittliche Fantasy-Geschichte, die man lesen kann, meiner Meinung nach aber nicht muss.
Maya Motayne, Blanvalet
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