Die Menschheit steht vor dem Aus
Ein militärisch genutzter, biologischer Kampfstoff gerät außer Kontrolle. Einzige Möglichkeit die weltweite Ausbreitung des Erregers in den Griff zu bekommen: Die gentechnische Behandlung der gesamten Menschheit. Doch die Entwicklung eines entsprechenden Wirkstoffes nimmt viel Zeit in Anspruch, das menschliche Leben steht vor der Auslöschung.
Daher arbeitet das Militär an einem weiteren streng geheimen Plan: die Entwicklung von Robotern, die Embryonen in sich tragen und die Neugeborenen aufziehen sollen, um so den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Rose McBride ist einer der Wissenschaftlerinnen im Team. Sie soll sich um die Programmierung der Roboter kümmern, den „Muttercode“ - einen Code, der auf den Persönlichkeiten lebender Mütter beruhen wird.
Der Mensch zerstört, der Mensch erschafft
Carole Stivers spannt geschickt zwei Zeitstränge auf, die etwa zehn Jahre auseinanderliegen, im Buch aber parallel erzählt werden. Der eine schildert die rasante Ausbreitung des Erregers, den dramatischen Versuchen ein Gegenmittel herzustellen und die Pläne der weiteren Maßnahmen, sollten diese Versuche scheitern.
Der zweite Zeitstrang beginnt mit den Erlebnissen von Kai und Sela, zwei von den zuvor genannten Mutter-Robotern aufgezogenen Kindern, die in einer postapokalyptischen Welt aufwachsen, auf der Suche nach ihresgleichen.
Es ist ein entsprechend düsteres Szenario, das Carole Stivers in ihrem Roman entwirft und das von der ersten Seite an mitreißend erzählt ist. Ihre gut gewählten Hauptfiguren werden zwar nicht besonders detailliert oder markant gezeichnet, aber die dezent ausgearbeiteten Charaktereigenschaften, gelegentlich eingestreute Hintergrundinformationen und natürlich die Verstrickungen in die dramatischen Ereignisse machen sie uns doch schon bald vertraut.
Dass sich von Menschen geschaffene Technologie gegen ihre Erschaffer stellt ist natürlich kein neues Motiv in der Science-Fiction, doch Stivers verpackt dieses in einen spannenden Kontext. Denn die Mutter-Roboter sind keine einfachen Geburtsmaschinen. Sie wurden immerhin mit den Persönlichkeiten echter Frauen ausgestattet, entwickeln sich weiter, lernen. Und sie sind schwer bewaffnet, um ihre Kinder vor Zugriff und Gefahren zu schützen. Das ist ihre Bestimmung. Doch die Rahmenbedingungen auf der Erde ändern sich, die Erschaffer der Mütter wollen die Kontrolle zurückerlangen. Aber um welchen Preis?
Gerade der erste Teil des Buches zeichnet sich durch ein hohes Erzähltempo aus. Militärische Interessen, die globalen Entwicklungen mit fortschreitender Verseuchung, Forschung unter höchstem Zeitdruck - Verschnaufpausen gibt es keine. Und mittendrin einzelne persönliche Schicksale, Beziehungen zu Mitmenschen, steigende Zukunftsängste.
Gelegentlich streuen sich etwas konstruierte Momente ein, die sich aber dennoch passend in die übergeordnete Dramaturgie einfügen. Und wenn Stivers zur Mitte des Romans etwas Fahrt aus Ihrer Geschichte nimmt, dann auch, um Anlauf zu nehmen für ein packendes und emotionales Finale, das mir dann schon ein wenig zu überhastet erscheint.
Fazit:
Carole Stivers weiss ihre Leserinnen und Leser in ihrem ersten Roman mühelos an die gut 400 Seiten zu fesseln. „Der Muttercode“ ist ein gelungenes und überaus lesenswertes Debüt, das von einer neuen möglichen Zukunft der Menschheit erzählt, nachdem der Mensch seine Existenz wieder einmal selbst in Gefahr gebracht hat.
Carole Stivers, Heyne
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