Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt
- Penhaligon
- Erschienen: April 2020
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Abenteuerroman für nachdenkliche Hundeliebhaber
Die Welt nach der sanften, schleichenden Apokalypse: Nur noch wenige Menschen bevölkern die Erde und leben vereinzelt in Kleingruppen und Familien. Die Ursache hierfür war ein plötzliches, dauerhaftes Ausbleiben von Geburten bis auf wenige Einzelfälle. Auf den ersten Seiten des Romans wird beschrieben, wie sich schleichend und verblüffend unspektakulär das langsame Ende des Menschen auf Erden – so zumindest der vorläufige Befund – vollzog.
Die Handlung spielt sich in eben dieser Welt ab und erzählt die Geschichte von Griz. Dieser lebt mit seiner Familie und zwei Hunden mit den Namen Jip und Jess auf einer Insel und führt ein ruhiges Leben, bis ein Fremder auftaucht und ihm Jess wegnimmt. Kurzentschlossen begibt sich Griz daraufhin zusammen mit Jip auf eine Verfolgungsjagd, um Jess wiederzubekommen. Er ahnt jedoch nicht, dass er sich damit auf ein gewaltiges Abenteuer begibt, dass ihn weitaus mehr Zeit, Willen und Energie abverlangen wird, als Alles, was ihm bisher in seinem Leben passiert ist…
Melancholische Reise durch eine menschenleere Welt
Charlie Fletcher legt mit „Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt“ einen Roman vor, der auf einfühlsame Art und Weise eine Welt schildert, in der der Mensch so gut wie verschwunden ist. Der Ton der Erzählung ist in weiten Teilen von einer starken Melancholie geprägt, was sich auf unterschiedliche Weise äußert: Einerseits sind es die Geschichten und kleinen wie großen Abenteuer, die Griz zusammen mit dem Hund Jip auf seiner Reise erlebt. Im späteren Verlauf der Geschichte trifft er auf eine weitere einsame Reisende, die nur Französisch spricht, wodurch eine zunächst von gegenseitigem Misstrauen und Argwohn geprägte, sich nach und nach jedoch erwärmende Freundschaft entwickelt.
Regelmäßig gibt es auch Momente, in denen sich Griz direkt an den Leser wendet, um seine Welt mit der Welt vor seiner Zeit – also der heutigen – zu vergleichen und darüber nachzudenken, wie das Leben in unserer Welt wohl ausgesehen haben mag. All dies verbreitet eine spezielle Atmosphäre, die manchmal zum Nachdenken anregt – über den Zustand der heutigen Welt und die Rolle des Menschen darin, über eine Welt ohne Menschen, sofern man als Leser das Interesse hat, sich mit solch einem Szenario tiefgründig zu beschäftigen. Auf Dauer trägt die Grundstimmung jedoch auch dazu bei, dass sich die Gedanken von Griz und sein Blick auf die Welt wie die Ansichten eines verlorenen und verträumten Einsiedlers lesen, der gar kein wirkliches Interesse an der Gegenwart anderer Leute hat und lieber langatmig über die Vor- und Nachteile seines Lebens grübelt, was auf Dauer zu einer gewissen Ermüdung beim Leser führen kann.
Eine willkommene Abwechslung sind deshalb die Passagen und Kapitel, in denen Griz mit anderen – menschlichen – Charakteren interagiert, Dialoge führt und auch kurzweilige Spannung in die Handlung kommt. Dies passiert jedoch gemessen an der Gesamtlänge des Romans nur vereinzelt, wodurch sich der Roman als Ganzes eher wie ein Tagebuch liest.
Die Beziehung zwischen Griz und seinen Hunden und die Erfahrungen, die Griz mit Jip macht, werden in solch einer Art geschildert, dass dadurch auf der Metaebene eine Parabel über den Menschen und dem Hund als treuem Begleiter erzählt wird. Hundeliebhaber werden sich beim Lesen wahrscheinlich oft an ihre eigenen Geschichten und gemeinsamen Erlebnisse mit dem liebsten Begleiter erinnern.
Fazit:
Auf sehr einfühlsame Art und Weise schildert die Geschichte, wie das Leben auf einer menschenleeren Erde für diejenigen Aussehen könnte, die sie noch bevölkern. Sehr emotional wird dabei die Perspektive eines Jungen dargestellt, der sich auf ein großes Abenteuer begibt, um seinen wichtigsten Schatz – seinen Hund, treuen Freund und Begleiter – zurückzubekommen.
Für Hundeliebhaber und nachdenkliche Leser, die auf sehr eindrückliche Art ein solches Szenario geschildert bekommen möchten, eignet sich die Lektüre gut. Die Beziehung zwischen Mensch und Hund wird hier sehr tiefgründig behandelt und durch diverse gemeinsame Abenteuer wird die die enge Bindung zwischen Griz und seinen Hunden auch zu einer Parabel über den Wert der einfachen Dinge im Leben.
Wer jedoch einen Spannungsbogen mit vielen überraschenden Geschehnissen und unterhaltsamen Charakteren erwartet, wird eher enttäuscht. Auch die vielen abstrakten Überlegungen, Grübeleien und die generelle Monotonie, welche die Erzählung ausstrahlt, macht die Lektüre zu einem Bissen, der manchen Lesern eher schwer im Magen liegen wird.
C. A. Fletcher, Penhaligon
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