Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv (Die Chroniken von St. Mary’s 1)
- Blanvalet
- Erschienen: August 2019
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Vorsatz für das neue Jahr: Eine Zeitreise unternehmen!
Eine Zeitreise lässt sich leider nicht so mir nichts, dir nichts beim nächsten Reisebüro buchen. Doch da neben den Klassikern wie "mehr Sport treiben" oder "gesünder Essen" ebenso "mehr Lesen" ein beliebter Neujahrs-Vorsatz ist, kann Abhilfe geschaffen werden. Greifen Sie zu Jodi Taylors Reihenauftakt und schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe!
Ein einmaliger Arbeitgeber: Das St. Mary’s
Madeleine Maxwell, kurz Max, ist Archäologin aus Leidenschaft, welche sie auch gerne an ihrer Arbeitsstelle ausleben würde. Hier herrschen jedoch mehr trister Alltag und schlechte Bezahlung als Abenteuer. Ein Jobangebot für das Institut St. Mary's kommt da natürlich sehr gelegen.
Das Bewerbungsgespräch verläuft ganz passabel. Max wundert sich nur, wieso sie zum Schluss einen riesen Wust an Dokumenten unterzeichnen muss. Dies klärt sich, als sie die Zusage erhält und erfährt, dass sie an ihrer neuen Arbeitsstelle echte Zeitreisen unternehmen wird. Vertraglich abgesicherte Verschwiegenheit ist somit schlicht unabdingbar. Die Ausbildung, welche Max anschliessend durchläuft, ist extrem hart und fordernd. Letztlich gelingt es nur wenigen Kandidaten, die Prüfungen zu bestehen und im Team aufgenommen zu werden. Was nimmt man nicht alles in Kauf, um "grosse historische Ereignisse im zeitgenössischen Umfeld" untersuchen zu dürfen.
Zeitreisen: Unversehrte Rückkehr ist grundsätzliche Sache der Teilnehmer
Zeitreisen sind eine unglaubliche Sache, doch nicht selten zahlt man für einen Ausflug in die Vergangenheit mit dem Leben. Diese schmerzhafte Erfahrung muss Max schneller machen, als ihr lieb ist: Ein Teamkollege konnte nach der Rückkehr nur noch tot aus seiner Kapsel geholt werden. Die Aussicht auf ihre erste grosse Mission hilft aber, die Trauer zu verarbeiten. Sie und ihr Partner bekommen "ein ganz grosses Ding" aufgetragen, es geht nämlich mehrere Millionen Jahre zurück, mitten hinein ins Zeitalter der Dinosaurier. Dass bei dieser Expedition einiges schiefgeht, versteht sich von selbst. Nicht nur muss sich Max vor fleischfressenden Urzeitechsen in Sicherheit bringen, es stellt sich zudem heraus, dass noch eine andere Organisation das Geheimnis des Zeitreisens für sich entdeckt hat. Die Absichten dieser Truppe sind alles andere als edel und hungrige Raubsaurier schon bald das kleinste Problem von Max.
Flottes Tempo und flotte Sprüche
Wer Storys mag, die einen langsamen Handlungsaufbau aufweisen, wird mit Miss Maxwell nicht viel Freude haben. Denn der flüssige Schreibstil der Autorin, gepaart mit dem Tempo der Handlung, lässt kaum Raum für Verschnaufpausen. Es passiert eigentlich immer was: Explosionen, Todesfälle, Zeitreisen die nicht wie geplant ablaufen, zwischenmenschliche Höhen und Tiefen... Dazu kommt ein recht grosses Figurenensemble, welches im und um das St. Mary's tätig ist. Die Dialoge dieser Personen machen für mich eine der grossen Stärken des Buches aus. Es gibt kein gestelztes Fachgesimpel oder Süssholzgeraspel. Dafür wird frisch von der Leber weg gesprochen, gemotzt und geflucht. Dies mit so gut dosiertem Sarkasmus und schwarzem Humor, dass ich öfters Lachen musste.
Das hohe Erzähltempo sorgt für einige kleine Schwächen. Es wird oft angedeutet, dass Max aus schlimmen Familienverhältnissen stammt. Was aber genau vorgefallen ist, darüber wird der Leser im Ungewissen gelassen. Die historischen Ereignisse werden ebenfalls eher kurz abgehandelt. Viel neues Wissen betreffend Geschichte darf hier nicht erwartet werden. Und ob die von Taylor beschriebene Variante der Zeitreise technisch überhaupt möglich ist, sei mal dahingestellt. Da die Autorin jedoch im Vorwort keinen Anspruch auf Korrektheit erhebt, kann ich gut darüber hinwegsehen.
Fazit:
Die Lektüre von "Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv" macht echt Laune. Die Geschichte kommt flott daher und der Spannungsbogen reisst praktisch nie ab. Die Protagonisten sprechen, wie ihnen "der Schnabel gewachsen ist", was das Buch angenehm von der Masse abhebt. Abgesehen von wenigen kleinen Schwächen bietet sich hier ein äusserst unterhaltsames Zeitreise-Vergnügen. Ich bin schon gespannt, welche "zeitgenössischen Umfelder" in Band 2 (ET: 21. April) untersucht werden.
Jodi Taylor, Blanvalet
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