Die Schwertchronik: Der Gesandte des Papstes
- Droemer-Knaur
- Erschienen: April 2020
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Historischer Abenteuer-Roman mit einer (zu) kleinen Prise Fantasy
Wenn mich die Lektüre des Klappentextes an die Handlung eines Indiana Jones Filmes erinnert und gleichzeitig noch "prächtiges Erzählkino" verspricht, fehlt eigentlich nur noch die Tüte Popcorn und los geht's mit guter Unterhaltung... Oder ist vielleicht etwas dick aufgetragen worden?
Eine tödliche Diagnose
Wir schreiben das Jahr 1303. Raoul von Bazerat ist ein Ritter im besten Alter und geniesst in Lothringen, auf dem Landsitz seines Bruders, einen recht ausschweifenden Lebensstil. Als der Familienarzt bei ihm ein tödliches Lungengeschwür diagnostiziert, ist es damit aber vorbei. Raoul hat nur noch wenige Monate zu Leben. So plötzlich mit seinem Ende konfrontiert, beginnt er, sein bisheriges Dasein zu hinterfragen und stellt fest, dass er noch nichts wirklich "ritterliches" geleistet hat. Um dies zu ändern beschliesst Raoul, in seiner noch verbleibenden Zeit eine Pilgerreise nach Rom zu unternehmen und um Vergebung für seine Sünden zu bitten.
In der "ewigen Stadt" angekommen, macht er Bekanntschaft mit Kardinal Morra. Von ihm erhält Raoul den Auftrag, im Namen des Papstes ein Schriftstück mit brisantem Inhalt nach Jerusalem zu bringen. Das Dokument enthält Hinweise auf den Verbleib des legendären Zepters des heiligen Antonius. Was sich nach einer relativ einfachen Aufgabe anhört, entpuppt sich schon bald als echtes Selbstmordkommando. Denn nicht nur Raoul und sein Reisegefährte Matteo wollen das Zepter finden, sondern auch die Feinde Roms und eine geheimnisvolle Ägypterin namens Jada.
Wettrennen durch Vorderasien
Es gibt also gehörig Konkurrenz im Wettstreit um das Zepter. Am lästigsten erweist sich dabei die Söldnertruppe von Kadar al-Munahid. Sie handeln im Auftrag des Sultans, welcher unbedingt einen erneuten Kreuzzug Roms verhindern will und daher alles daransetzt, das Artefakt in seinen Besitz zu bringen.
Als Raoul schliesslich erfährt, dass das Zepter weit mehr als ein hübscher goldener Stab mit Edelsteinen ist, kennt auch er kein Halten mehr und will um jeden Preis das Wettrennen als Sieger verlassen. So begleiten wir als Leser die verschiedenen Akteure quer durch Jerusalem, Konstantinopel, Trapezunt, Armenien und Syrien. Da mal jene Truppe vorne ist, mal die andere, bleibt ungewiss, wer am Ende seine Hände als erstes an das Zepter halten kann.
Starke Recherche und schwache Fantasy-Elemente
Gerade in der jetzigen Zeit, wo Reisen kaum möglich ist, lässt man sich gerne von Autoren an exotische Schauplätze entführen. Dies gelingt Christoph Lode gut. Er beschreibt die fernen Länder und Städte mit viel Liebe zum Detail und lässt sie vor dem inneren Auge wieder auferstehen. Spannend und interessant sind auch die historischen Fakten, welche er in seinen Roman miteinfliessen lässt. So habe ich erfahren, dass sich der damalige Papst Bonifatius und König Philipp von Frankreich nicht wirklich grün waren, weshalb die Katharer von der Kirche bekämpft wurden, und wer eigentlich die Mameluken sind.
Die Figuren, von denen es einige gibt, konnten mich dagegen nicht richtig überzeugen. Die meisten bleiben recht blass und in ihren Handlungen vorhersehbar. Auch die vom Autor eingestreuten Rückblenden, welche die Vergangenheit einzelner Charaktere näher beleuchten, schaffen es nicht, mehr Substanz zu verleihen. Einzig der Anführer der Söldner-Truppe, Kadar al-Munahid, erwärmte mein Herz. Zwar spielt er in dieser Story den Bösewicht, doch es gelingt Lode eine Figur zu zeichnen, die vielschichtig und interessant rüberkommt und deren Beweggründe für ihr Handeln man im Laufe der Geschichte immer besser nachvollziehen kann.
Bleibt noch zu sagen, dass das vorliegende Buch für mich nicht in die Sparte Fantasy gehört. Es gibt zwar einen magischen Gegenstand und eine Figur aus dem Märchenland, dies kommt aber alles viel zu wenig zum Tragen, um wirklich von einem Fantasy-Roman sprechen zu können.
Fazit:
Die Geschichte von Christoph Lode liest sich trotz ihrer Vorhersehbarkeit recht flüssig weg und überzeugt mit gut recherchierten Fakten der Weltgeschichte. Für einen Fantasy-Roman hat es mir jedoch eindeutig zu wenig Fantasy. Wer aber gerne historische Abenteuerromane mag, findet hier kurzweilige Unterhaltung.
Christoph Lode, Droemer-Knaur
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