Der Onyxpalast 1: Die Schattenkönigin
- Cross Cult
- Erschienen: Juli 2019
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Elisabeth I. vs. Invidiana, Königin der Feen
Endlich hat er es geschafft: Michael Deven ist Höfling am Hofe Königin Elisabeths I. geworden und genießt seinen sozialen Aufstieg. Doch das Leben am Hof ist kein Zuckerschlecken. Lords und Ladys geben sich gerne gegenseitig die Klinke in die Hand, bei ihrem Streben nach der Gunst der Königin. Es wird so lange intrigiert, bis keiner mehr den Durchblick hat. Dass Spione dabei Gold wert sind, stellt auch Deven schnell fest, der als eben solcher bald eingesetzt wird.
Verborgen im Londoner Untergrund herrscht jedoch noch eine ganz andere Königin: Invidiana, Herrscherin über die Feen Englands. Auch ihr Hof steht dem Elisabeths in Sachen Intrigen in nichts nach, obwohl es hier gerne auch mal tödlicher zugeht. Hier lebt Lady Lune, eine Fee, die in die Oberwelt geschickt wird, um es dort ihrem irdischen Kollegen Deven gleichzutun und zu spionieren. Doch als die beiden aufeinandertreffen, droht die Trennung von Feen- und Menschenwelt in sich zusammenzufallen.
Zwei Königinnen, zwei Reiche, zwei Spione
Dass Marie Brennan historischen und phantastischen Stoffen umgehen kann, hat sie schon in ihrer Reihe „Lady Trents Memoiren“ bewiesen. Ein wenig mehr historischer (und mit weniger Drachen) geht es im Auftakt ihrer neuen Reihe „Der Onyxpalast“ zu. Jeder, der historische Stoffe nicht sehr mag, sei hier bereits gewarnt. Denn Marie Brennan hat zu ihrem Fantasy-Abenteuer im Elisabethanischen Zeitalter genau recherchiert und wirft mit Namen und Schauplätzen nur so um sich. Da kann man schnell mal den Überblick verlieren über all die Ladys und Lords, egal ob irdisch oder aus dem Feenreich. Beide Paläste wirken wie zwei große Bienenstöcke, in denen ein reges Kommen und Gehen herrscht. Nur gut, dass man mit den Protagonisten zwei gut ausgestaltete Figuren hat, denen man gerne durch das höfische Gewusel folgt.
Hinzu kommt ein Haufen an Intrigen und Beziehungen, was das Ganze zu einer komplexen Geschichte macht, die man nicht ohne weiteres schnell mal nebenher lesen kann. Auch wenn man nicht alles verstehen sollte, beeindruckt dennoch Marie Brennans Begabung, das ohnehin schon verworrene Geflecht der Elisabethanischen Politik mit der des Feenreiches zu verweben. Hier treffen zwei Monarchinnen und Reiche aufeinander, die sich in ihren perfiden Machtspielchen bis aufs Haar gleichen.
So viel die beiden Reiche auch verbinden mag, genauso viel unterscheiden sie sich voneinander. Schließlich haben wir es mit Invidianas Onyxpalast mit der Hauptstadt des englischen Feenreiches zu tun. Daneben gibt es noch andere Feenvölker und Fabelwesen, die über die ganze Welt verteilt sind. Die Feen sind dabei keine geflügelten Wesen, die piepsig durch die Gegend flattern. Hier geht es um „das andere Volk“, wie man es aus der irischen Sagenwelt kennt. Marie Brennan bedient sich dieser Folklore und macht ihre Feen zu grausamen, mächtigen Wesen deren Königin Invidiana die Geschicke des Onyxpalastes genauso lenkt wie ihre irdische Kollegin. Diese Mischung aus historischem Setting und Fantasywelt ist das Besondere an Marie Brennans neuem Werk. Doch die Handlung an sich tut sich immer wieder schwer.
Renaissance-Politik bleibt eben doch Politik
Bis Marie Brennan die politischen Verwirrungen und die Figuren für ihre Geschichte ausgerichtet hat, vergehen locker an die hundert Seiten. Es braucht also überdurchschnittlich viel Zeit, bis deutlich wird, worum es in der Geschichte eigentlich gehen soll. Wen hier nicht die historischen Einblicke interessieren, wird das Buch deshalb wohl bereits nach wenigen Kapiteln schon wieder zur Seite legen. Wer bis zur Mitte durchkommt, hat es jedoch nicht unbedingt leichter, denn hier wird man mit einigen Zeitprüngen und Rückblenden konfrontiert. Der Sinn so mancher Flashbacks erschließt sich dabei häufig nicht, genauso wenig wie die vielen Jahre Funkstille, bis mal wieder etwas Plotrelevantes passiert. Zu oft schleppt sich das Konstrukt aus komplizierter Renaissance-Politik deshalb nur schwerfällig voran. Gegen Ende ändert sich das allerdings und es kommt etwas mehr Spannung auf. Trotzdem hätte es davon ruhig schon vorher etwas mehr geben können.
Fazit:
Nach „Lady Trents Memoiren“ legt Marie Brennan den Beginn einer neuen Reihe aus der historischen Fantasy vor. Die komplexe Geschichte, in der es zum großen Teil um „schnöde“ Politik geht, ist vermutlich nicht jedermanns Sache. Zu auschweifend erscheint gerade der Beginn der Geschichte, auch wenn sie gegen Ende mehr Fahrt aufnimmt. Trotzdem ist besonders die Verbindung aus Folklore und historischen Begebenheiten gelungen.
Marie Brennan, Cross Cult
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