Wolkenkrieger - Die Amtrak-Kriege 1

  • Heyne
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 0
Wolkenkrieger - Die Amtrak-Kriege 1
Wolkenkrieger - Die Amtrak-Kriege 1
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André C. Schmechta
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2020

Militär gegen Naturvolk - ein postapokalyptischer Konflikt

2989. Amerika ist nach dem Atomkrieg geteilt. Unter der Erdoberfläche hat sich eine fortschrittliche Zivilisation entwickelt - die Amtrak-Föderation. An der noch immer radioaktiv verseuchten Oberfläche leben einfache Prärievölker - Mutanten, da durch die Strahlenbelastung ihre Körper nicht mehr unversehrt bleiben. Die Föderation ist seit vielen Jahren darauf ausgerichtet Mutanten zu töten, um auch die Gebiete der Oberfläche zu kontrollieren.

Steve Brickmann schließt seine Ausbildung als Pilot beim Militär der Föderation ab und soll fortan mit Leichtflugzeugen Jagd auf die Mutanten machen. Doch gleich die erste Mission gerät außer Kontrolle. Brickmann stürzt bei seinem Einsatz ab und gerät in die Fänge des M´Call Clans.

Zwei gegensätzliche Welten in einem globalen Konflikt

Tilley´s Auftakt seiner Romanreihe stammt bereits aus dem Jahr 1983 und erscheint nun neu überarbeitet. Der amerikanische Autor spannt zwei gegensätzliche Welten auf. Die unterirdische, moderne und zudem militärisch erstarkte Föderation wird von der sogenannten „Ersten Familie“ geleitet. Ausgefeilte Waffensysteme sollen beim Kampf gegen die Mutanten schnelle Siege versprechen. Doch die in Clans organisierten Prärievölker wehren sich mit ihren ganz eigenen Mitteln. Und das sind keineswegs nur Pfeil und Bogen...

Vom Leben bei dem Feind...

Während der erste Teil des Romans die Ausbildung Brickmanns, die militärischen Vorbereitungen und schließlich den großen Einsatz an der Erdoberfläche zum Inhalt hat, verlagert sich der Schwerpunkt der Erzählung später ausschließlich in das Gebiet des M´Call Clans.

Steve Brickmann ist überrascht, dass ihn die Clan-Mitglieder nach seinem Absturz gesund pflegen. Er lernt den spirituellen Führer des Clans und Cadillac kennen. Letzterer muss seine besondere Stellung im Clan noch finden. Beide Seiten tauschen Informationen über das Leben in ihren Zivilisationen aus. Immer mehr taucht Steve so in die von Ritualen geprägte, mythische Welt des Prärievolkes ein. Ganz im Gegensatz zur Föderation, die auf Macht durch Kontrolle setzt, glauben die M´Calls an Vorbestimmung und warten auf den einen Erlöser. Sind bei den M´Calls sogar magische Kräfte im Spiel?

... und der wachsenden Sehnsucht nach Freiheit

So lebt der Roman dann auch von seinen unterschiedlichen Hauptfiguren, die im Mittelpunkt des Konfliktes stehen und die gegensätzlichen Werte der jeweiligen Zivilisation repräsentieren. Der etwas sturköpfige und überhebliche Steve Brickmann hinterfragt mehr und mehr sein Handeln und das strenge System der Föderation. Bald steckt er in einem Dilemma, plant einerseits weiterhin seine Flucht, fühlt sich anderseits unwohl bei dem Gedanken in die Unterwelt zurückkehren zu müssen. Zu sehr ist das Leben an der Oberfläche auch ein Stück neu gewonnene Freiheit.

Trotz gegenseitigem Misstrauen und unterschiedlicher Pläne werden vorsichtig freundschaftliche Bande geknüpft. Als sich Steve ausgerechnet in Clearwater - die Gefährtin von Cadillac - verliebt, ändern sich erneut die Vorzeichen...

Die amerikanische Geschichte

Tilley verzichtet auf mehrere Handlungsstränge und treibt die Handlung ohne große Umwege voran. Dabei beschreibt er oft detailliert, aber nicht ausschweifend. So gelingt es ihm schnell die unterschiedlichen Kulturen mit Leben zu füllen, wobei er auch nuancierte Eigenheiten in der Wortwahl seiner Figuren als Stilmittel nutzt. Dies auch, um an die Zeit vor der atomaren Katastrophe anzuknüpfen.

Natürlich erinnert der Konflikt in seinen Grundzügen an die amerikanische Geschichte und die Vertreibung der Indianer Nordamerikas. Doch insgesamt bleiben die Hintergründe, die zum Atomkrieg, der Evolution und aktueller Konstellation der unterschiedlichen Zivilisationen führten, noch zum großen Teil im Verborgenen. Kontakte zu weiteren Clans gibt es kaum und auch weitere wichtige Gruppierungen finden erst nur gelegentlich Erwähnung. Das gilt auch für die bedeutsame „Erste Familie“. Hier werden kommende Bände weiter Licht ins Dunkel bringen.

Fazit:

„Wolkenkrieger“ ist nicht die Action geladene Military Science-Fiction, die Titel und Cover vielleicht zunächst vermuten lassen. In einem globalen postapokalyptischen Konflikt zeigt sich wieder einmal, dass nicht alles nur schwarz oder weiß ist. Offenbar gibt es Geheimnisse, die verdeckt gehalten werden sollen, um unterschiedliche Interessen zu wahren. So sind es einzelne Personen, ihre Schicksale und besondere Verbindung zueinander, die trotz - oder gerade wegen - kultureller Unterschiede und gegensätzlicher Motivation bedeutsame Veränderungen herbeiführen. Der Auftakt der Amtrak-Reihe versprüht durchaus etwas Retro-Charme und liest sich auch über 30 Jahre nach Erstveröffentlichung kurzweilig und spannend.

Wolkenkrieger - Die Amtrak-Kriege 1

Patrick A. Tilley, Heyne

Wolkenkrieger - Die Amtrak-Kriege 1

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