Das Reich der zerbrochenen Klingen (Empires of Dust 1)
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Juli 2019
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Eine Geschichte wie ein Kaugummi
Dass ein Kaugummi schnell sein anfänglich intensives Aroma verliert, ist nichts Ungewöhnliches. Bei einem Buch sieht die Sachlage etwas anders aus. Vor allem, wenn der Geschmacksverlust, in diesem Fall die Lesefreude, bereits auf den ersten Seiten arge Dämpfer bekommt.
Der Kaiser muss weg
Einst war das Sekemleth-Reich mächtig, seine Hauptstadt Sorlost reich und legendär. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Der Glanz der "goldenen Stadt" ist gewaltig am Bröckeln, vieles ist mehr Schein als Sein. Die herrschende Klasse Sorlosts ist zudem mehr damit beschäftigt, sich mit Intrigen und Verrat selbst zu schwächen, als die Stadt vor dem drohenden Untergang zu retten. Einzig Orhan, ein ranghoher Adliger mit Zugang zum Königshof, will sich diese Abwärtsspirale nicht länger ansehen. Er hat heimlich einen Söldnertrupp angeheuert, dessen Aufgabe lautet, den Kaiser und mit ihm gleich den halben Hofstaat zu töten.
Besagter Trupp befindet sich gerade auf dem Weg nach Sorlost. Ihr Marsch führt sie durch die Wüste, wo sie sich mit allerlei Unannehmlichkeiten rumschlagen müssen. Hitze, schlechte Verpflegung und ein übelgelaunter Drache erschweren das Vorankommen erheblich. Zum Glück kann Marith, der Neue der Truppe, das Ungeheuer erledigen bevor es alle zu Tode flambiert. Der Anführer ist zwar froh über die Rettung. Aber es beunruhigt ihn zu sehen, dass das Töten dem Neuen sichtlich Freude bereitet, ihn gar in Ekstase versetzt. Doch es bleibt keine Zeit, Mariths Persönlichkeit näher auf den Grund zu gehen. Es gilt schliesslich, einen Kaiser zu beseitigen.
Ein Auftrag, zwei Auftraggeber
Die Truppe erreicht schliesslich Sorlost und gelangt sogar in den Kaiserpalast. Ab da läuft jedoch nichts mehr wie ursprünglich geplant... Das liegt einerseits im Umstand begründet, dass Orhan nicht als Einziger die Dienste der Söldner in Anspruch genommen hat. Andererseits befindet sich in ihren eigenen Reihen ein Verräter. Dies führt dazu, dass der Anschlag auf den Kaiser anders endet als gedacht. Es bleibt Marith und den wenigen Überlebenden keine andere Wahl, als schnellstmöglich aus der Stadt zu fliehen. Aber wie soll es danach für sie weitergehen?
Der rote Faden fehlt
Die Geschichte besteht hauptsächlich aus zwei Handlungsbögen mit ihren jeweiligen Hauptfiguren Orhan und Marith. Die Story um den attraktiven und mysteriösen Marith ist dabei die bessere von beiden. Er hat eine rätselhafte Vergangenheit, weist psychopathische Züge auf und scheint extrem süchtig nach einer verbotenen Droge zu sein. Eigentlich alles Zutaten, die einen guten Plot ausmachen. Doch irgendwie findet man als Leser einfach keinen Zugang zu diesem Charakter.
Was der Autorin gut gelingt ist mit blutigen Schlachten, brutalen Kämpfen und dunklen Figuren eine beklemmende, düstere Stimmung zu schaffen. Trotzdem wird es irgendwann zu viel: Zu viele Wiederholungen, zu viel Hoffnungslosigkeit und zu viele Protagonisten, die immer mehr von ihrer anfänglichen Faszination verlieren.
Die Sprache wirkt zäh. Es gibt oft lange Sätze und viele Aufzählungen, welche den eh nur selten vorhandenen Lesefluss zusätzlich stören. Es fällt auch schwer, einen roten Faden zu erkennen, der die Geschichte irgendwie zusammenhält. Das Buch umfasst zwar verschiedene Handlungsstränge, aber viele davon empfand ich als unnötig. Denn sie machen die Story langsam und sind der Spannung alles andere als förderlich.
Fazit:
Die Lektüre dieses Buches war für mich nicht gerade ein Hochgenuss. Es kommt kein richtiger "Flow" auf, die Figuren verlieren mehr und mehr an Reiz und die Sprache überzeugt auch nicht. "Das Reich der zerbrochenen Klingen" ist als Trilogie angelegt. Es bleibt zu hoffen, dass Spannung und Lesefluss in den Folgebänden stark steigen, damit die Lesefreude länger anhält als der Geschmack eines Kaugummis.
Anna Smith Spark, Droemer-Knaur
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