Rat der Neun - Gezeichnet (Die Rat-der-Neun-Reihe 1)
- cbj
- Erschienen: Januar 2017
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Ein Buch, das erst ab dem letzten Drittel spannend wird, ist ein schlechtes Buch
Es ist ein umstrittener Dilogie-Auftakt, den Veronica Roth mit „Rat der Neun“ vorlegt: Entweder man liebt den 600 Seiten starken Wälzer oder eben nicht. Eine tolle Welt mit hochinteressanter Handlung sagen die einen, verwirrend und viel zu langweilig, die anderen. Ich gehöre wohl zu Letzteren …
Wer ist das? Wo ist das? Und worum geht es überhaupt?
Diese Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten. Nach den irritierenden ersten Kapiteln finden wir uns in einem Planetensystem wieder, das von dem Rat der Neun regiert wird. Wie der Name schon sagt, sind jedoch nur neun der unzähligen Planeten im Rat vertreten, so auch das Volk der Thuvesi. Die Thuvesi teilen sich ihren Planeten Thuve mit den Shotet, einem kriegerischen Volk, das regelmäßig andere Planeten überfällt und die mit den Thuvesi in stetem Konflikt stehen. Die Shotet, angeführt von dem tyrannischen Ryzek, sind mit ihrer Ausgrenzung vom Rat natürlich nicht einverstanden und streben die alleinige Herrschaft über Thuve und den Rat an.
Das Besondere an den Bewohnern des Planetensystems ist, dass jeder von ihnen im Laufe seiner Jugend eine Gabe entwickelt. So auch Cyra, Ryzeks Schwester. Doch ihre Gabe ist eher Fluch statt Segen, denn sie wird kontinuierlich von starken Schmerzen geplagt, die sie bei Berührung auch andere spüren lassen kann und die sogar zum Tod führen können. Ausgenutzt von ihrem Bruder fristet sie ein leidvolles Leben, bis Ryzek zwei junge Thuvesi entführt. Einer von ihnen ist Akos, der die Gabe besitzt, Schmerzen zu blockieren. Er wird Cyra als Diener zur Seite gestellt, doch dieser hat nur die Rettung seiner Familie im Sinn. Doch irgendwann kommen sich Cyra und Akos näher und schließen sich im Kampf gegen Ryzeks Tyrannei zusammen.
Wie ein zäher, geschmackloser Kaugummi
Zwei Feinde, die nicht nur die kulturellen Unterschiede ihrer Völker überwinden, sondern auch durch Liebe zueinander finden – und das alles in einer konfliktgeladenen Science-Fiction-Welt. Fast wie eine dystopische Romeo-und-Julia-Analogie. Was zunächst spannend klingt, entpuppt sich jedoch schnell als fader Brei. Denn überraschenderweise passiert in dem gesamten Buch so gut wie nichts. Immer wieder werden dieselben Dialoge und Gedanken durchgewalzt, wobei sich an der Grundsituation nicht viel verändert. Erst während der letzten 200 Seiten gelingt es dem Buch, seine Leser aus dem Dämmerschlaf zu holen. Trotzdem bleibt die Liebesgeschichte bis zum Ende viel zu konstruiert, nicht zuletzt aufgrund der sehr merkwürdigen Chemie zwischen den beiden Protagonisten.
Auch die mordern-archaische Welt bleibt blass. Besonders der Anfang ist holprig geraten; hauptsächlich werden hier Informationen untergebracht, wobei der Konflikt aus den Augen verloren wird. Viel zu oft liegt das Augenmerk auf den Details und auf einzelnen Szenen, das große Ganze wird links liegen gelassen. Kleinteilig wird uns in abwechselnden Perspektiven immer wieder die sich schleppend entwickelnde Beziehung zwischen Ryzek und Cyra erläutert, genauso wie die immer gleichen Konflikte zwischen Cyra und Ryzek, Thuvesi und Shotet und Shotet und Rat. Dass der Motor der Geschichte gegen Ende dann doch endlich anspringt, macht den Kohl auch nicht mehr fett.
Fazit:
Ein Buch, das den Lesern auf allen Ebenen den Zugang erschwert. Im Grunde handelt es sich um eine interessante Idee, weniger wäre aber mehr gewesen. Trotz Potential leider eine Zeitverschwendung, besonders für Leser, auf deren Leseliste noch einige andere Bücher warten und die somit keine Zeit haben, sich erst durch 400 Seiten zu quälen, bis man zum spannenden Teil gelangt.
Veronica Roth, cbj
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