Die glorreichen Sechs

  • Blanvalet
  • Erschienen: Februar 2020
  • 0
Die glorreichen Sechs
Die glorreichen Sechs
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Lisa Reim-Benke
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2020

Der Bengel vom Finanzamt kommt!

Der junge Caspar kann es kaum glauben: Endlich wird er von seiner Tante, Königin Neveah, einen Adelstitel verliehen bekommen! Und damit verbunden auch seine zukünftige Aufgabe im Dienste seiner Königin. Der ambitionierte Jungspund spekuliert besonders auf die Tätigkeit als Botschafter in den erst kürzlich eroberten Landen. Doch der Schock ist groß, als er stattdessen dazu verdonnert wird, in den neuen Gebieten die Steuern einzutreiben. Ein äußerst undankbarer Job. Zusammen mit den glorreichen Sechs, einer illustren Truppe aus gewieften Schurken, macht sich Caspar auf, seine gefährliche Mission zu erfüllen. Doch statt Gold bringt er etwas anderes mit nach Hause: Nämlich Zweifel an seiner Loyalität zu seiner doch nicht so ganz gütigen und gerechten Tante.

Vom Steuereintreiber zum Helden

Um jeder Verwirrung vorzubeugen: Auch wenn das Cover von Royce Buckinghams neuem Roman dem des Vorgängers „Die Klinge des Waldes“ sehr ähnelt, handelt es sich nicht um eine Fortsetzung, sondern um ein eigenständiges Werk. Neue Welt, neue Figuren, aber alte Probleme. Sogar der Klappentext weiß nicht so recht auf die Geschichte einzustimmen und verrät mit den Stichworten „Caspar“, „Anführer“ und „Rebellion“ auch schon das Ende des Buches. In diesem Fall ist das jedoch sogar ganz nützlich, denn so weiß man wenigstens, wohin die Reise gehen wird. Zwar ist es hochinteressant mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Steuereintreibern durch eine gefahrenvolle Fantasywelt zu tingeln, aber irgendwann fragt man sich doch, worum es eigentlich gehen soll. Besonders störend ist das jedoch nicht, denn Caspars Naivität sorgt im Zusammenhang mit aufmüpfigen Steuerschuldnern für spannende und nicht zuletzt unterhaltsame Konflikte. Dass man es jedoch mit einer brutalen Welt zu tun hat, wird nicht nur Caspar immer klarer, sondern auch den Lesern, denen das Blut manchmal förmlich von den Seiten entgegenspritzt. Geld von erst kürzlich eroberten Provinzen einzusammeln ist eben doch furchtbarer, düsterer und verzwickter als gedacht.

Neben den Episoden aus dem Leben eines Steuereintreibers wurden aber auch klassischere Fantasy-Elemente in die Geschichte eingewoben. Während ihr Neffe sich durch Sümpfe und ehemalige Kriegsgebiete kämpft, schmiedet Caspars Tante in ihrem Schloss nämlich ganz eigene Pläne, um ihre Macht zu sichern. Denn am Königshof herrscht Unmut und die adelige Schicht kann es kaum erwarten einen Herrscherwechsel zu erzwingen. Auf Intrigen, politische Ränkespiele und Verrätereien muss man also nicht verzichten.

Dass es besser ist, hierbei nicht zwischen die Fronten zu geraten, bekommt auch die junge Opal zu spüren, mit der Buckingham den Straßenkindern seiner Geschichte eine Repräsentantin gibt. Man wird also mit einigen Handlungssträngen und Figuren konfrontiert. Doch dass der Bestseller-Autor mit so etwas umgehen kann, hat er bereits zu Genüge bewiesen.

„Oh, du bist eine so saftige Spielwiese“

Royce Buckingham hat wieder zugeschlagen. Und das nicht nur mit einer spannenden Geschichte, sondern auch mit seinem unverwechselbaren, auf weibliche Körperteile fokussierten Schreibstil. Klar, in der Welt der glorreichen Sechs geht es etwas rauer und archaischer zu, als wir es heutzutage gewohnt sind. Aber wenn Scheiterhaufen mit „roten Nippeln auf Titten“ verglichen werden, kann es leicht passieren, dass man an den unmöglichsten Stellen lachen muss. Überhaupt treibt den Text eine merkwürdige Dynamik um, oft ist nicht so ganz klar, ob man es mit einem humoristischen Buch oder mit ernst gemeinter Fantasy zu tun hat. Was auch daran liegen mag, dass sich sowohl Caspar als auch Opal häufig sehr dumm anstellen. Besonders Opal stolpert mehr schlecht als recht durch die Geschichte, nur um am Ende (endlich!) ihren großen Moment zu haben. Caspar hat da wenigstens noch seine Kollegen dabei, die ihn auf der richtigen Spur halten. Und Königin Neveah beschäftigt sich die ganze Zeit nur mit demselben Problem. Am Schluss gelingt es Buckingham jedoch, alle Fäden zusammenzuführen und das Ganze zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Das Highlight bleibt jedoch Caspars unverwechselbarer Trupp.

Fazit:

Im Großen und Ganzen ist Royce Buckinghams neuer Streich spannend und witzig gelungen, auch wenn Letzteres vielleicht nicht immer beabsichtigt war. Ganz besonders überzeugen jedoch die Nebenfiguren, die Caspar immer wieder zeigen müssen, wie der Hase läuft.

Die glorreichen Sechs

Royce Buckingham, Blanvalet

Die glorreichen Sechs

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