Stranger Things (1): Suspicious Minds (Hörbuch)
- Der Hörverlag
- Erschienen: Februar 2019
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Als Hörbuch absolut empfehlenswert
Wie kann ein Prequel spannend sein, wenn man doch (mehr oder weniger) weiß, wie die Geschichte enden wird? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich überlegte, ob ich „Suspicious Minds“ lesen sollte. Darin wird die Geschichte von Elfies Mutter erzählt und wie Elfie letztendlich zu Dr. Brenner ins Labor gekommen ist. Als Kompromiss habe ich mich dann entschieden, das Hörbuch zu hören, da man das gut nebenbei beim Kochen, Sport machen oder Autofahren tun kann. Aber Achtung! Es folgen einige Spoiler zur Serie!
Wie alles begann...
Terry Ives ist eine junge Studentin, die sich durch die Teilnahme an einem psychologischen Experiment erhofft, ein bisschen was extra zu verdienen. Nach und nach aber merkt sie, dass die ganze Situation ziemlich verkorkst ist. Vor allem, als sie ein kleines Mädchen kennenlernt, das anscheinend im Labor lebt und keinen Namen, dafür aber die Nummer Acht im Arm tätowiert hat. Aber so leicht können Terry und ihre neuen Freunde nicht aus der Sache aussteigen, denn der skrupellose Dr. Brenner hat das Leben seiner „Experimente“ fest im Griff und wird alles in seiner Macht tun, um sie an sich zu binden - und seine Macht ist ziemlich weitreichend.
Weibliche Protagonistin, männliche Stimme
Bücher können noch so toll und spannend sein – wenn bei der Hörbuchfassung die Stimme nicht stimmt, kann das schnell zum Abschalten führen. Das ist bei „Stranger Things: Suspicious Minds“ aber keineswegs der Fall. Sascha Rotermund schafft es ganz gut, die jeweiligen Stimmungen des Romans rüberzubringen. Er gibt den Figuren sogar ihre eigenen Stimmen, zwar nicht so krass wie etwa Rufus Beck, dennoch kann man die Figuren in Dialogen sehr schön auseinanderhalten. Dass seine Stimme so gut zum Stoff passt, den er da liest, ist vor allem eine positive Überraschung, da der Roman zum größten Teil aus der Perspektive einer Frau, Terry Ives, erzählt wird. Aber das ist vielleicht auch einfacher, da ein personaler Erzähler die Geschichte erzählt: Die Geschichte wird aus der Sicht der Figuren erzählt, jedoch in der dritten Person.
Bekannt und trotzdem spannend
Obwohl man ja weiß, wie die Geschichte ausgeht, war ich so in der Schilderung der Ereignisse gefangen, dass ich teilweise gegen jede Vernunft auf ein anderes Ende hoffte. Denn Bond verleiht ihren Figuren sehr viel Tiefe, sodass man mit ihnen mitfühlt. Etwa wenn Andrew, Terrys Freund und Elfies Vater, nach Vietnam muss oder, wenn Terry mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, ihr ungeborenes Baby vor Dr. Brenner zu schützen.
Der Leser bekommt die Geschichte aber nicht nur aus der Sicht von Terry erzählt. Hier und da werden – mal kürzere, mal längere – Abschnitte aus der Sicht von anderen Figuren erzählt. So ergibt sich ein schöner Mix aus verschiedenen Stimmen. Beispielsweise bekommt man auch viel aus der Sicht von Gloria erzählt, einer afroamerikanischen Biologiestudentin, die eine Faszination für Comics hat – insbesondere für die X-Men. Durch ihre Sicht auf die Dinge bekommt man nicht nur ein bisschen Nerd-Themen geschenkt (sie zieht immer wieder Vergleiche zwischen den Teilnehmern der Experimente und dem Mutanten-Team um Professor X), sondern auch etwas Gesellschaftskritik bzw. eine kleine Geschichtslektion über die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung. Generell ist viel Zeitkolorit in der Geschichte verankert. Denn nicht nur wird Terrys Freund in die Armee einberufen, sondern es geht auch um studentische Proteste gegen den Vietnamkrieg und um feministische Themen. Terry kann beispielsweise kein Konto eröffnen, ohne dass ihre Eltern oder – wenn sie verheiratet wäre – ihr Mann damit einverstanden sind.
Trotzdem haben mir diese wechselnden Perspektiven nicht immer gut gefallen. Zum einen hätte ich es besser gefunden, wenn Dr. Brenner die mysteriöse, unbekannte Gefahr geblieben wäre, die ihn in der Serie so bedrohlich macht. Zwar passt der überhebliche, gefühllose Mann, der durch diese einzelnen Kapitel präsentiert wird, zu dem Bild, das man von Dr. Brenner in der Serie bekommt, dennoch hätte man diese Art der Schilderung nicht gebraucht. Ein guter Bösewicht muss meiner Meinung auch funktionieren, selbst wenn meine seine Gedanken nicht auf dem Tablett präsentiert bekommt.
Mein anderes Problem mit den unterschiedlichen Perspektiven ist, dass die Wechsel sehr willkürlich wirken. Mal wird für nur ein Kapitel gewechselt, mal für längere Passagen. Der erste Perspektivwechsel passiert sehr weit hinten in der Geschichte, die man bis dahin nur aus Terrys Sicht mitbekommen hat. Mir wäre eine elegantere, etwas mehr nachvollziehbare Struktur lieber gewesen.
Fazit:
„Stranger Things: Suspicious Minds“ ist eine nette Lektüre für Fans der Serie. Der Roman vermischt sehr gekonnt Sci-Fi, ein bisschen Mystery und gesellschaftliche Themen. Lediglich die Struktur hätte ein bisschen besser ausgefeilt sein können, da die Perspektivwechsel mir zu willkürlich passiert sind. Ich glaube, mir hat der Roman aber ganz gut gefallen wegen des Sprechers Sascha Rotermund. Jetzt muss ich aber los, warum auch immer, aber ich habe das Bedürfnis danach, „Stranger Things“ mal wieder von vorn zu gucken.
Gwenda Bond, Der Hörverlag
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