Symbiose aus Fantasy und Science Fiction
In einer Frühlingsnacht im Jahre 1912 beobachten die Menschen auf der Erde ein unheimliches Naturschauspiel. Lichtfahnen in allen Farben des Regenbogens färben den Himmel. Am darauffolgenden Tag ist alles anders. Die Welt hat sich verändert. Europa ist verschwunden. Jedenfalls das Europa, wie es die Menschen bis zu diesem Zeitpunkt gekannt haben. Der europäische Kontinent hat sich in eine bizarre und fremdartige Welt verwandelt. Eine Welt, die von undurchdringlichen Wäldern geprägt und von furchterregenden Tieren beherrscht wird.
Niemand weiß zu sagen, was aus der einstigen Bevölkerung Europas geworden ist. Die Menschen der übrigen Welt geben dem einstigen Europa einen neuen Namen: ";Darwinia"; (nach Charles Darwin), die neue Welt.
Auch Jahre später hat die Wissenschaft für dieses Phänomen keine Erklärung gefunden. Einige glauben an ein Wunder und sind davon überzeugt, eine göttliche Macht hätte Europa, das korrupte Sodom, kopfüber ins Fegefeuer gestürzt. Andere wiederum vermuten, dass es sich um die Folgen einer Umweltkatastrophe handelt. Letztendlich bleibt es aber nur bei Spekulationen. Acht Jahre später macht sich schließlich eine amerikanische Expedition auf den Weg, um diese bizarre Welt zu erforschen.
Einer dieser ";neuen"; Pioniere ist der Fotograf Guilford Law, der sich gemeinsam mit Frau und Tochter auf den Weg nach dem ";neuen"; London macht. Während seine Familie in London bei Verwandten unterkommt, begibt sich Guilford mit einem Team, bestehend aus Wissenschaftlern und Abenteurern, auf Exkursion in die neue Welt. Was die Männer dort erwartet, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Niemand von ihnen kann ahnen, dass sie schon längst zu Marionetten geworden sind, an deren Fäden entsetzliche Mächte ziehen.
Ein Fan von H. G. Wells?
Science Fiction, Horror und Fantasy. Dieser Roman bietet einfach alles. Fast könnte man meinen, Stephen King hätte hier und da seine Finger im Spiel gehabt. Dann wieder glaubt man, sich in eine Erzählung Jules Vernes hineinversetzt, um gleich darauf Parallelen zu einem Arthur C. Clarke zu erkennen.
Ein außergewöhnlicher Roman. Packend und spannend geschrieben und mit erstklassigen Dialogen ausgestattet. Dass viel mehr hinter der Story steckt, als man zu Anfang vielleicht vermuten mag, wird dem Leser immer wieder durch sogenannte ";Zwischenspiele"; vor Augen geführt. Diese sorgen einerseits zwar für etwas Verwirrung, andererseits aber auch für eine unheimliche Spannung. Ungewöhnlich ist sicher auch der Zeitraum, in dem der Autor seine Geschichte angesiedelt hat. Für mich ist es jedoch eines der vielen Zeichen dafür, dass R.C.Wilson auch ein Fan von H.G.Wells Erzählungen zu sein scheint.
Knapp 400 Seiten spannende Unterhaltung, bei der auch die Übersetzer ganze Arbeit geleistet haben. Lobenswert sind die zahlreichen Anmerkungen der Übersetzer, die sehr zum allgemeinen Verständnis der Zeitepoche, in der die Geschichte spielt, beitragen. Das es in der Story manchmal etwas an Logik zu mangeln scheint, trübt das Lesevergnügen jedoch in keinster Weise und ist vielleicht auch zu pauschal ausgedrückt. Dagegen halten läßt sich wiederum, dass der Autor dem Leser genügend Freiraum für die eigene Phantasie überlässt. Nicht nur Science Fiction Fans werden an diesem Roman ihre Freude haben.
Robert Charles Wilson, Heyne
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