Vanfarin - Von Untoten und Totems
- Erschienen: Januar 2019
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Genremix, der sich häufig selbst ausbremst
Bei Live-Action-Rollenspielen kann man nicht nur seine Liebe zum Phantastischen ausleben, sondern auch seiner Kreativität freien Lauf lassen – und nicht selten entstehen dabei Geschichten, die sich irgendwann sogar zwischen zwei Buchdeckeln wiederfinden. Das kennt auch die Autorin Amalia Zeichnerin. 2016 nahm sie an einer der größten Liverollenspiel-Cons teil und ließ ihre dort gesammelten Erfahrungen in den Roman „Vanfarin - Von Untoten und Totems“ einfließen.
Das Buch ist ihr erster Vorstoß ins High-Fantasy-Genre, dennoch kann man die umtriebige Autorin nicht als Schreibneuling bezeichnen: Romance, historische Romane und Steampunk gehören ebenso zu ihrem Metier wie Krimis und Urban Fantasy. Ein beeindruckendes Portfolio, dem nun ein Mix aus Horror, Mystik und Fantasy hinzugefügt wurde.
Bunt gemischte Heldentruppe trifft auf widernatürliche Gegner
Die zahlreichen Völker Vanfarins sehen sich von einer Armee Untoter bedroht. Mitten im Kampfgeschehen gibt Heiler Talahko sein Bestes, um die tapferen Krieger in der Schlacht zu unterstützen. Bis er auf den verletzten Kämpfer Brynjar trifft, der dem Volk der Norður angehört, ein Stamm, dem Talahko seit dessen Angriff auf sein Dorf immerwährenden Hass geschworen hat. Wiederwillig flickt er Brynjar wieder zusammen, nur um wenig später von seinem Totemtier einen ungewöhnlichen Auftrag zu erhalten: Er soll sich mit Brynjar zusammenschließen und Gefangene aus einer nahegelegenen Festung befreien. Beide brechen daraufhin zu einer gefährlichen Reise auf, während der sie auf weitere Verbündete treffen: die Oggra Gorsic, die Elfenmagierin Gheal und der Gelehrte Hadaschi. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Ursprung der Untoten, um Vanfarin vor dem Fall zu bewahren.
Unzuverlässige Tiergeister und geistig frische Untote
Untote und Totemtiere vermischt mit klassischen Elementen der High Fantasy – eine originelle Komposition. Besonders Tierfans kommen hier mehr als gewöhnlich auf ihre Kosten. Jeder Person in Vanfarin, ob diese nun Kenntnis davon hat oder nicht, ist ein Totemtier zugeordnet, das sie begleitet. In direkten Kontakt mit seinem Tier kann man jedoch nur in einer Parallelwelt treten, welche durch einen Trancezustand erreicht werden kann. Und so greifen unsere Protagonisten öfter auf die Hilfe ihres Adlers, Wolfs oder ihrer Libelle zurück. Je mehr sie jedoch auf die Ratschläge ihrer Totemtiere angewiesen sind, desto mehr halten diese sich verdeckt und sprechen lieber in Rätseln, statt konkret zu werden. Ein notwendiger Kniff, denn ansonsten wäre die Geschichte wohl viel zu schnell zu Ende erzählt.
Frischen Wind erhofft man sich von den untoten Gegnern. Doch leider sind diese weder blutdürstige Widergänger noch schlurfende, stöhnende Zombies. Stattdessen besteht die Untotenarmee zwar aus buchstäblich angefressenen, aber relativ intelligenten und der Sprache mächtigen Statisten, was sie leider zu ziemlich normalen Feinden ohne nennenswerte Spezifika macht.
Wenn man das Wesentliche aus den Augen verliert
Sprachlich ist die Geschichte gelungen. Amalia Zeichnerin versteht es, die Leser flüssig durch ihre Welt zu führen und das Geschehene vorstellbar zu präsentieren. Dennoch merkt man schnell, dass die Autorin mehr wollte, als in dieses relativ schlanke Buch reinpasst. So wird dieser in sich abgeschlossene Roman von sage und schreibe acht Erzählperspektiven bevölkert, von denen mehr als die Hälfte nicht nötig gewesen wäre.
Hinzu kommt, dass die Figuren allesamt einen homogenen Haufen bilden, wodurch sie, und somit auch die Perspektiven, kaum voneinander zu unterscheiden sind. Egal ob orkähnliche Oggra, Elfenmagierin oder Stammesangehöriger – alle reden gleich, handeln gleich, denken gleich. Der einzige Unterschied liegt in den jeweiligen Kulturen. Doch auch das spielt für die Handlung keine Rolle. Kulturelles Worldbuilding findet vornehmlich in trägen Frage-Antwort-Dialogen statt, wodurch der Text häufig mehr als haarscharf am Infodump vorbeischrammt. Gewürzt wird das Ganze mit einer Menge Smalltalk, Floskeln und viel zu vielen Erklärungen. Für die Vorstellungskraft der Leser bleibt da nicht mehr viel übrig, der Reiz des Unbekannten bleibt aus.
Fazit:
Tolle Ideen kombiniert zu einem schönen Genremix. Oft fehlt jedoch die handwerkliche Präzision, um das volle Potential auszuschöpfen, Welt und Handlung wirken nicht ausgewogen. Den eintönigen Figuren wird Vieles zu einfach gemacht, wenn sie nicht gerade von ihren Totemtieren in einer konstruierten Ungewissheit gelassen werden. Das ist zwar mitunter unbefriedigend, dennoch bietet „Vanfarin“ leichte und schnell lesbare Unterhaltung für Zwischendurch.
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