Star Trek: The Original Series 7 - Früher war alles besser
- Cross Cult
- Erschienen: Februar 2016
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Vier Zeitreisen und zahlreiche Todesfälle
Nach alter Zeitrechnung schreibt man das Jahr 2270. Captain James T. Kirk von der Vereinigten Sternenflotte ist heuer nicht auf Entdeckungsreise, sondern bringt einen Diplomaten zum Planeten Yusub, dessen Bewohner für die Föderation gewonnen werden sollen. Die Verhandlungen werden von orionischen Piraten sabotiert, die im Auftrag der Klingonen handeln. Fast hätten sie Kirk getötet, doch eine geheimnisvolle Fremde kann ihn retten.
„Annika Seven“ nennt sie sich - und sie stammt aus der Zukunft: Ein Jahrhundert später stieß das Raumschiff „Voyager“ im Delta-Quadranten auf einen Planetoiden, von dem ein altes Föderationssignal gesendet wurde. Ein Außenteam unter Captain Janeway fand ein mysteriöses Artefakt, das seine ‚Besucher‘ lähmte und gefangen setzte. Seven of Nine, die einst einem Borg-Kollektiv angehörte, geriet auf der Suche nach einem Ausweg in eine Zeitmaschine, die sie in die Vergangenheit und auf den Planeten Yusub im fernen Alpha-Quadranten schleuderte.
Seven vertraut sich Kirk und seinen Offizieren an. Sie muss schleunigst in die Zukunft zurückkehren, um Zeitparadoxa zu verhindern. Dazu ist es erforderlich, drei weitere, auf verschiedenen Planeten verteilte Fragmente zu finden, die sich zu einer Zeitmaschine zusammensetzen lassen. Die „Enterprise“ macht sich auf den Weg, doch die Nachricht vom ‚Gast‘ aus der Zukunft hat sich bereits verbreitet: Die Piraten wollen Seven kidnappen, um ihr Wissen um die Zukunft für eigene Zwecke zu missbrauchen. Auch der Föderations-Diplomat erhebt Anspruch auf Seven; er will zukünftige Tragödien verhindern und schert sich nicht um mögliche Folgen, die das Universum zumindest in den Quadranten Alpha und Delta aus den Angeln heben könnten …
Universum als Spielplatz
Raum und Zeit sind im „Star-Trek“-Universum seit jeher nur bedingt jenen Naturgesetzen unterworfen, die in ‚unserem‘ Kosmos gelten. Die serieneigene Spannungsdramaturgie sorgt dafür, dass beide je nach Handlungsbedarf gebogen und gebrochen werden dürfen; ist das jeweilige Abenteuer überstanden, renkt sich das malträtierte Kontinuum wieder ein - bis zum nächsten Mal, was nie lange dauert.
Nach vielen - bösen Zungen behaupten: zu vielen - Jahrzehnten, in denen das „Star-Trek“-Franchise mehr Nachwuchs als jede Tribble-Kolonie produziert hat, wird trotz angeblich unendlicher Weiten der Stoff für neue Abenteuer knapp (obwohl dies franchiseintern selbstverständlich = im Interesse des weiterhin florierenden Geschäfts bestritten wird). Nichtsdestotrotz gleichen sich Ereignisse, Helden und Bösewichte; ‚Neues‘ kommt primär als Variation des Bekannten ins Spiel, was der Mehrheit der „Treckies“ durchaus recht ist, denn Fans lieben ihre Traumwelten heimelig.
Auch der Einfall, Figuren unterschiedlicher „Star-Trek“-Epochen zu ‚mischen‘, ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Schon in der klassischen TV-Serie hatten es Captain Kirk & Co. mehrfach mit guten und bösen Besuchern aus Vergangenheit und Zukunft zu tun. So blieb es in sämtlichen folgenden Serien und mehreren Kinofilmen, und es kam erst recht in den „Star-Trek“-Romanen und Comics zum Tragen, da sich solche „Crossover“ hier kostengünstig realisieren lassen.
Oldschool-Action mit alten Recken
Bei näherer Betrachtung reiht sich „Früher war alles besser“ in dieses Umfeld ein. Die Story ist denkbar simpel: Durch Raum und Zeit geht es auf der Suche nach einer zerlegten Zeitmaschine von Punkt A bis C. Vor Ort gibt es jedes Mal böse Überraschungen, bei denen es meist ein „Redshirt“ erwischt, während Kirk, Spock, McCoy, Scott und Seven zwar zerbeult, aber lebendig entfleuchen. Natürlich kommt es zur großen Final-Konfrontation mit den Piraten, die ansonsten meist im Hintergrund lauern, bis die Fragmente der Zeitmaschine geborgen sind.
Der Fund jedes Fragments führt zu je einer weiteren Zeitreise in die Vergangenheit - die der „Star-Trek“-Crew und die des „Star-Trek“-Franchises. Bezug wird genommen auf:
- die TV-Folge „The Apple“ (Staffel 2, Episode 9; dt. „Die Stunde der Erkenntnis“);
- die TV-Folge „Let That Be Your Last Battlefield“ (Staffel 3, Episode 15; dt. „Bele jagt Lokai”);
- der zweiteilige Roman „Yesterday’s Son“ (1983; dt. „Sohn der Vergangenheit“) bzw. „Time for Yesterday“ (1988; dt. „Zeit für Gestern“) von A. C. Crispin für die Sarpeidon-Episode.
Diese Orte sind bekannt und dramaturgisch ausgeschöpft, das Interesse an weiteren Besuchen hält sich in Grenzen. In der Tat gibt es nichts wirklich Neues auf den Planeten Gamma Trianguli VI, Cheron und Sarpeidon. Kirk und seine Begleiter stoßen auf alte Feinde, mit denen man sich actionreich balgt.
Weiteres Treffen der Generationen
Was Seven of Nine erlebt, könnte jeder beliebigen Figur zustoßen. Das ist kein Zufall, denn eigentlich ist „Früher war alles besser“ ein Beispiel für Roman-Recycling. Autor Cox hatte schon 2010 ein Garn mit dem Titel „The Hazard of Concealing“ gestrickt, in dem er einen gealterten Spock durch Raum und Zeit jagte. Dieses Buch wurde nie veröffentlicht, weshalb Cox das Manuskript ausschlachtete. Etwa ein Drittel der Vorlage konnte er übernehmen, wobei er Spock durch Seven ersetzte.
Dies zeigt, wie austauschbar die Szenarien des ohnehin modularen „Star-Trek“-Universums (geworden) sind. Auch sonst wird notdürftig umdrapiert; so sind die Orion-Piraten Platzhalter der Klingonen, die sonst raubauzig und großmäulig aus dunklen Ecken (oder Raumfalten) springen. Weitere Parallelen bleiben an dieser Stelle unerwähnt, zumal es ein Publikum für Verweise und Anspielungen auf andere „Star-Trek“-Geschichten aus dem unergründlichen Fundus des Gesamt-Franchises gibt.
Handlungstiefe und Figurenprofile werden im „Star-Trek“-Kosmos seit jeher vor allem behauptet. Individuen werden die Charaktere durch ein auffälliges Äußeres oder Manierismen, die ad nauseam ausgewalzt werden, weshalb auch Cox nicht auf die ‚lustigen‘ Querelen zwischen Spock und McCoy oder ein markiges „Beam uns nach unten, Scotty“ verzichten mag. Eher pflichtschuldig tritt einleitend auch „Voyager“-Prominenz kurz auf, um in Bewusstlosigkeit geparkt zu werden, als Seven ihre Zeitreise antritt.
Kreis mit kleinem Radius
Obwohl Cox vorgibt, erzählerisch an einem ganz großen Rad zu drehen, ist eindeutig der Weg wieder einmal wichtiger als das Ziel. Dazu passt eine nicht nur spannungsarme, sondern geradezu aus dem Vakuum des Weltraums gegriffene Auflösung. Unglaublicher Aufwand wurde für ein Rätsel-Rennen getrieben, das dem ‚Sieger‘ keine elementaren Erkenntnisse, sondern nur Banalitäten präsentiert, wie man sie auch in einem chinesischen Glückskeks findet.
Der Autor unterstreicht sein limitiertes Talent, wenn er mit solchen Versatzstücken arbeitet. Immerhin ist er ein Profi, der in diesem Rahmen durchaus für Unterhaltung sorgen kann. Macht man sich von dem Irrglauben frei, dass „Star Trek“ mehr bietet als Unterhaltung sowie die trivialisierte Projektion menschlicher Konflikte in eine kunterbunte Zukunft, und erinnert sich stattdessen an die naive Unmittelbarkeit der allerersten TV-Serie, mundet „Früher war alles besser“ als reines Lesefutter gut.
Es ist nicht dem Verfasser anzulasten, dass der neutrale Originaltitel „No Time Like the Past“ = „Es geht nichts über die Vergangenheit“ so ‚übersetzt‘ wurde, als ob den Leser ein „Star-Trek“-Zeitabenteuer mit ironischem Untertönen erwartet. Das „ST“-Universum hat sich verändert - dies in einem Ausmaß, das viel Kritik provoziert. Doch „Früher war alles besser“ bietet keine Gegenüberstellung von „Heute“ und „Morgen“, wie sie der „Deep-Space-Nine“-Episode 104 („Trials and Tribble-ations“, dt. „Immer die Last mit den Tribbles“) so genial gelang. Cox spult artig „Star-Trek“-Routinen ab. Wem das reicht, dürfte zufrieden sein.
Greg Cox, Cross Cult
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