Beschützer der Drachen - Das Erbe der Weitseher 3
- Penhaligon
- Erschienen: Dezember 2018
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Viel Leiden, wenig Triumphe und ein bewahrter Zauber
Fitz Chivalric Weitseher, ehemals Gabenmeister, gealterter Meuchelmörder und königlicher Bastard, begleitet unerkannt als einfacher Soldat unter dem Namen Tom Dachsenbless den Thronprinzen auf dessen Queste. Um Frieden mit den wilden Seefahrern der Äußeren Inseln zu schließen, ist eine Vermählung mit einer der »Narsheskas« vereinbart worden. Doch bevor die stolze Matriarchin sich unserem Prinzen hingibt, muss dieser, um sich ihrer auch würdig zu erweisen, den im ewigen Eis gefangenen letzten männlichen Drachen erschlagen. Zusammen mit einer kleine Truppe von Getreuen macht der Prinz sich in die unwirtliche Inselwelt auf.
Tom hat die Betreuung von Dick, des geistig etwas zurückgebliebenen Freundes des Prinzen übernommen. Was dieser an Intelligenz vermissen lässt, macht er an wilder Magie mehr als wett. Gebeutelt von Seekrankheit wird die Überfahrt für alle Beteiligten zur Qual, da Dick mittels seiner Gabe alle Mitreisenden an seinem Unwohlsein teilnehmen lässt. Im Reich der Äußeren Inseln angekommen müssen unsere Helden aber erfahren, dass bei weitem nicht alle Stämme der Inseln das Ziel der Queste unterstützen, gilt der Drache doch gemeinhin als Wohltäter und Heilsbringer. Und auch die Motivation der künftigen Braut bleibt ein Rätsel.
So kommt es auf der fest dem ewigen Eis ausgelieferten Insel des Drachen zum Aufeinandertreffen von Fitz und der »Bleichen Frau«. Als selbsternannte Prophetin sucht sie ihre eigene Weissagung vom Untergang der Zivilisation und ihrer anschließenden Herrschaft über alles Leben wahr werden zu lassen. Doch dazu muss sie Fitz zwingen, den letzten männlichen Drachen zu töten.
Als die Bleiche Frau Fitz und seinen Freund, den Narren, gefangen nimmt, scheint sie ihrem Ziel nahe zu sein. Um die Folterung am Narren zu beenden und um zu verhindern, dass das Wesen seines geliebten Narren in einen Steindrachen einfließt, gibt Fitz dem Drängen zunächst nach. Mit Sprengpulver sucht unsere Expedition das ewige Eis rund um den schlafenden Drachen aufzusprengen. Die Zeit drängt, denn die Gefährtin des eingeschlossenen Drachen ist auf dem Weg zur Insel. Doch selbst als die Queste erfolgreich beendet ist, ist das Buch noch lange nicht zu Ende...
Sprachliche und imaginäre Wucht gepaart mit bemerkenswerter Tiefe
Robin Hobb gilt zurecht als Grande Dame der modernen High Fantasy. Voller sprachlicher wie imaginärer Wucht breitet sie vor den Augen ihrer Leser jeweils eine Fantasy-Handlung aus, wie man sie weder erwartet noch jemals zuvor gelesen hat.
Alle ihre Serien spielen bislang auf derselben Welt, sind ineinander verzahnt. ohne dass sie direkt miteinander zu tun haben. Dadurch erreicht sie eine Tiefe, die bemerkenswert ist.
Hinzu kommt, dass Hobb eine Meisterin in der Darstellung von Personen und deren Motivation ist. Es braucht gar nicht viel passieren, körperliche Auseinandersetzungen sind, so sie überhaupt vorkommen, eher Randerscheinungen, dennoch nimmt uns die Erzählung in einer Art und Weise in Beschlag, die uns atemberaubend die Seiten umblättern lässt. Voller innerer Anteilnahme folgen wir unseren durchweg vom Schicksal geschundenen Personen, nehmen an ihrem Leid teil und begleiten sie auf ihrem Dornenweg, den sie aus innerer Überzeugung zum Wohl eines größeren Ziels auf sich nehmen. Dabei sind Triumphe unserer Protagonisten Mangelware, immer wieder folgen wir den heimgesuchten Menschen, bewundern ihre Hingabe, die an Selbstaufgabe grenzt. Das ist weit entfernt von den üblichen Romanen, in denen es »nur« darum geht, die Welt vor dem Bösen zu retten. Bei Hobb geht es immer um Menschen, die für Andere geliebte Mitmenschen Leid auf sich nehmen, die sich aufopfern und auf persönliches Glück oder Anerkennung verzichten.
Sie stehen in der dritten Reihe, unerkannt und ungewürdigt, und sind dennoch unverzichtbar für ihre Monarchen. Und das ist auch das Besondere an den Romanen von Robin Hobb. Obwohl wir kaum einmal mit unseren Helden siegen, obwohl es das Schicksal selten gut mit den Erzählern meint, wachsen uns diese gerade auch wegen ihrer Loyalität und Opferbereitschaft ans Herz und rühren uns. Wir wollen erfahren, ob sie ihr Ziel erreichen und ob sie letztlich zufrieden mit sich und dem Erreichten abtreten. Und ein ums andere Mal gelingt es der Autorin, uns hier nicht nur mitreißend zu unterhalten, sondern um ihre Protagonisten bangen zu lassen und uns deren Motivation begreiflich zu machen.
Fitz hat über die insgesamt bislang vorliegenden sechs Bände mehr gelitten als die meisten Protagonisten moderner Romane. Dabei hat Robin Hobb es verstanden, uns die Gründe dafür, dass er zwar oft angesichts der Fährnisse, die das Schicksal für ihn bereit hielt, verzweifelte, aber dennoch nie aufgab, wahrhaftig zu machen. Diese nachvollziehbare Nähe gepaart mit der aufgezeigten Entwicklung des Charakters vom Jungen zum gereiften Mann machen diese Bücher zu etwas ganz Besonderem. Nur folgerichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Mysterien um den Narren nicht vollständig aufgeklärt wurden. Der Zauber, der den Narren seit seiner Einführung im Text umgab, bleibt dadurch gewahrt.
Robin Hobb, Penhaligon
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