Prophet der sechs Provinzen - Das Erbe der Weitseher 2
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2018
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Es passiert Viel - und doch eigentlich nichts wirklich Dramatisches - und doch weiß der Plot zu faszinieren
Fast 900 Seiten erwarten den Leser, eine Menge bedrucktes Papier für einen Preis, der für das Gebotene mehr als moderat ausgefallen ist.
Während andere große Verlagshäuser in den letzten Jahren zunehmend dazu übergegangen sind, solch umfangreiche Bücher in mehrere Ausgaben aufzuspalten, muss man dem Penhaligon Verlag hier großen Respekt zollen. Sie legen Bücher vor, die gut neu übersetzt sind und zudem liebevoll aufgemacht dem Leser den gesamten Text präsentieren.
Zum vorliegenden Buch. Fast 900 Seiten, ich erwähnte es zu Beginn, erwarten den Leser, in denen, so erstaunlich es klingen mag, wiederum keine wirklich weltbewegenden Ereignisse stattfinden.
Wie auch im ersten Teil der zweiten Trilogie wird der Leser auf große Schlachtengemälde, auf weltbewegende Konfrontationen, Kriege oder Zauber vergeblich warten.
Und erneut gelingt es der Autorin uns trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen mit ihrer Geschichte gefangen zu nehmen.
Im ersten Band hat Fitz den Thronerben aus der Hand der aufrührerischen Rebellen gerettet. Nun kommt die Delegation der Outislander in Bocksburg an. Die Gesandten bringen die künftige Braut des Thronerben, um die von beiden Seiten gewünschte Verlobung in die Wege zu leiten. Doch auch eine Delegation aus Bingtown spricht vor, und sucht die Unterstützung der Königin in ihrem Kampf um das Überleben des letzten Drachen.
Neben dieser großen Politik hat Fitz auch noch seine privaten Probleme zu klären. Sein Ziehsohn schwänzt seine Lehre, um einem Mädchenrock hinterherzujagen. Während er seine Freiheit von seinem Pflegevater will, möchte Chade, oberster Berater der Königin von Fitz, dass er ihm die alte Gabe beibringt.
Seine Königin fordert von ihm, dass er ihrem Sohn eine magische Kordiale ausbildet, eine Krudhexe will mit ihm ins Bett, der Anführer der Rebellen will ihn foltern und sein alter Freund der Narr, der ihn liebt, will den Bruch, der sich zwischen ihnen aufgetan hat, kitten.
In all diesem Tohuwabohu versucht Fitz mit allem gleichzeitig zu jonglieren, scheitert an dieser unlösbaren Aufgabe natürlich, muss so manche bittere Wahrheit einsehen und viele Fehler bereuen.
Eine Saga, die ohne große Gewaltschilderungen fasziniert
Es ist ein großes, auf den ersten Blick unübersichtliches Sittengemälde, das uns Robin Hobb präsentiert. Lässt man sich auf die Erzählung ein, weiß man ein wenig von der Vorgeschichte (die Lektüre der anderen Bände Robin Hobb´s ist nicht unbedingt Bedingung, aber auf jeden Fall hilfreich, um sich besser in der Handlung zurechtzufinden), so nehmen uns die inneren Geheimnisse und Verwicklungen der Saga gefangen. Das komplexe Geflecht der Mysterien und Intrigen erinnert ein ganz klein wenig an die so beliebten Soap-Operas - nur, und das spricht für die Autorin, dass uns Hobb lebendige, glaubwürdige Figuren präsentiert, die sich in ihrer Umgebung stimmig verhalten.
Aus vielen kleinen bunten Flicken setzt sie dabei einen großen Mantel zusammen, der den Leser in seiner Vielfalt beeindruckt und eine Tiefe, eine Pseudorealität schafft, die selten ist.
Gekonnt schildert sie uns die unterschiedlichen politischen Strömungen, die Verwicklungen der Mächtigen, aber auch die Sorgen und Nöte der einfachen Menschen ihres Landes. Dabei kommt Hobb mit erstaunlich und erfreulich wenigen Toten aus. Die Spannung ergibt sich nicht durch gewalttätige Auseinandersetzungen, sondern aus dem Interesse des Lesers zu erfahren, wie es seinen Hauptpersonen nun weiter ergehen wird. Die angedeuteten Rätsel werden zunehmend mit weiteren Fakten hinterfüttert, neue Geheimnisse eingebaut und ein paar wenige Mysterien gelüftet.
Fazit:
Ich bin auf jeden Fall jetzt schon gespannt, wie sich das Schicksal für den Thronerben und auch für unseren geplagten Fitz erfüllen wird, welche Wahl sie treffen werden, eine wahrhaft verzwickte Wahl zwischen Frieden oder dem Fortbestehen der Drachen.
Robin Hobb, Blanvalet
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