Lady Trents Memoiren 1 - Die Naturgeschichte der Drachen
- Cross Cult
- Erschienen: Januar 2017
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Eine Lady, die davon zog, um Drachen zu studieren
Die Welt, in der die Bücher der Reihe „Lady Trents Memoiren“ spielen, ist zwar erfunden, lehnt sich aber stark an unsere Welt um das 19. Jahrhundert herum an. Scirland – die Heimat der Protagonistin Isabella alias Lady Trent – erinnert an das viktorianische England: Ein Land, wo die Reichen (und Adligen) auf die Jagd gehen, sich in der Hauptstadt für die Saison treffen und wo die Abenteuerlustigen sich auf den Weg in weit entfernte Ländern machen. Diese Abenteuer sind aber nur den männlichen Mitgliedern der gehobenen Gesellschaft vorbehalten. Das wäre Isabella recht egal, wenn es nicht auch bedeuten würde, dass auch der Zugang zu Bildung den meisten Frauen verwehrt bleibt. Denn Isabella ist – wie man es heutzutage nennen würde – ein eingefleischter Nerd. In ihrer Kindheit hat sie ihre Liebe zu Drachen und zur Forschung entdeckt. Doch die scirländische Gesellschaft schränkt sie in ihrer Leidenschaft ein. Bis sie Jacob kennenlernt. Sie heiratet ihn und macht sich mit ihm auf nach Vystrana, um die einheimischen Drachen zu erforschen.
Emanzipation im Zeitalter der Drachen
Wie Isabella die Konventionen ihrer Zeit durchbricht, ist sehr nett zu verfolgen. Denn sie will nicht die Gesellschaft, in der sie lebt, von Grund auf erneuern. So kann man sich sehr gut mit Isabella identifizieren, denn ihre Motivation ist relativ simpel: Sie will einfach mehr über Drachen erfahren. Das macht „Lady Trents Memoiren – Die Naturgeschichte der Drachen“ zu einem schönen Roman, in dem eine junge Frau ihren eigenen Weg geht. Das alles passiert aber ein bisschen zu schnell und läuft alles ein bisschen zu glatt. Obwohl die gesellschaftlichen Konventionen sie eigentlich einengen, ihre Reise nach Vystrana sehr ereignisreich und die Leute in diesem Land sehr anders ticken als in ihrer Heimat, funktioniert alles erstaunlich gut für Isabella und ihre Gefährten. Zwar gibt es hier und da Schwierigkeiten – sie werden von einem Drachen angegriffen, Isabella wird von Schmugglern entführt – aber diese klären sich sehr schnell auf. Und weil es ja Isabellas Memoiren sind, nimmt es den Geschichten ein bisschen die Spannung. Das stört immer dann am meisten, wenn in der Erzählung zukünftige Ereignisse vorweggenommen werden.
Aber je mehr ich mich eingelesen hatte, desto mehr hat mir „Die Naturgeschichte der Drachen“ gefallen. Die Charaktere sind sehr gut geschrieben und vor allem die Beziehung zwischen Isabella und Jacob gefällt mir sehr. Obwohl sie – vor allem Isabella – erst versuchen, sich der Gesellschaft anzupassen und ein „normales“ Leben zu führen, merken sie schnell, dass sie glücklicher sein könnten, wenn sie einfach sie selbst sind. Dadurch verbessern sich nicht nur ihre einzelnen Leben, sondern ihre Beziehung zueinander. Sie sind nicht nur verheiratet, sie sind auch Freunde. Diese Entwicklung passiert nach und nach und wirkt dadurch sehr echt.
Fazit:
Wer eine Geschichte voller fantastischer Wesen und atemberaubender Abenteuer erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden. Denn „Lady Trents Memoiren – Die Naturgeschichte der Drachen“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die gegen die Konventionen ihrer Zeit ihrer Leidenschaft für die Erforschung von Drachen nachgeht. Dabei erlebt sie das eine oder andere Abenteuer, aber im Fokus des ersten Bandes stehen eher Vorstellung der Figuren und die Einführung in die fantastische Welt der berühmten Drachenforscherin Lady Trent.
Marie Brennan, Cross Cult
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