Red Rising (4): Asche zu Asche
- Cross Cult
- Erschienen: Januar 2018
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Was passiert nach dem Sieg?
Eigentlich hatte die „Red Rising“-Trilogie von Pierce Brown ein Happy End. Darrow und seine Freunde hatten die tyrannische Herrschaft der Weltengesellschaft besiegt und die Planeten befreit. Doch nach dem Sieg fängt erst der interessante Part der Geschichte an, oder? Wie wird eine Gesellschaft, die Jahrhunderte lang auf der gleichen Art und Weise funktioniert hat, umgekrempelt? Wie funktioniert der Wandel einer tyrannischen Oligarchie in eine freie Demokratie? Und was ist, wenn nicht alle diese Veränderungen haben wollen? Genau das ist die Basis der neuen Bücher der „Red Rising“-Reihe. In „Red Rising – Asche zu Asche“ erzählt Pierce Brown die Geschichte, die zehn Jahre nach dem letzten Band passiert.
Vor einem Jahrzehnt war Darrow der Held einer Revolution, von der er glaubte, sie würde die Gesellschaft verändern. Statt Frieden und Freiheit hat sie aber nur endlosen Krieg gebracht. Jetzt muss er alles, wofür er gekämpft hat, in einer einzigen letzten Mission riskieren. Darrow glaubt nach wie vor, er könne jeden retten. Aber was ist, wenn er sie alle vor sich selbst retten muss?
Ein bisschen Star Wars, ein bisschen Tribute von Panem
Weltraumschlachten, politische Intrigen und Menschen – das ist die Welt von Red Rising. Die Gesellschaft ist ein bisschen wie bei Tribute von Panem, nur auf die Spitze getrieben. Anstatt in Distrikten werden die Menschen nicht nur nach ihren Heimatplaneten unterteilt, sondern vor allem auch nach ihren Farben. Farben haben in dieser Gesellschaft nicht nur einen symbolischen Charakter. Die Menschen wurden gentechnisch modifiziert, sodass sie sich in ihrem Aussehen und auch ihre Eigenschaften bis zu einem gewissen Grad unterscheiden. Beispielsweise sind Grüne von Geburt an technisch affin, Pinke (die früher als Sex-Sklaven konzipiert waren) sind schön und können Menschen sehr gut durchschauen. Die Hauptstadt Hyperion erinnert sehr stark an Coruscant aus dem Star-Wars-Universum: Eine Stadt, die bis zum letzten Quadratmeter bebaut ist und aus mehreren Ebenen besteht – ganz unten leben die Mittellosen und Drogenabhängigen, je weiter man nach oben kommt, desto reicher sind die Bewohner und desto schöner wird die Stadt. Wobei Coruscant meiner Meinung nach eigentlich auch eine andere, literarische Inspirationsquelle hat: Der Planet Trantor aus Sci-Fi-Meisterautors Isaac Asimovs Foundation-Zyklus.
Großer Spaß mit gewaltigen Startschwierigkeiten
An Asimovs meisterlichen Meisterwerk kommt „Red Rising – Asche zu Asche“ zwar nicht ran, dennoch macht der Roman großen Spaß. Zumindest so ab der Hälfte. Denn ich hatte als „Red Rising“-Neuling schon meine Startschwierigkeiten. Es fing damit an, dass die Geschichten aus der Egoperspektive erzählt werden. Eigentlich habe ich mit dieser Art der Erzählung kein Problem. Mein Problem war, dass ich die Verbindung der Egoperspektive mit der Gegenwartsform sehr seltsam finde. Es ist absolut meine eigene, sehr subjektive Meinung, aber wenn ich eine Geschichte lese, die in der Gegenwartsform geschrieben und dann auch noch eine Ich-Erzählung ist, dann muss ich mir immer vorstellen, wie die Hauptfigur genau in diesem Moment in seinem Tagebuch schreibt. Dieses Bild bringt mich bei der Lektüre hin und wieder raus.
Aber nicht nur mit der Erzählweise hatte ich anfangs Schwierigkeiten. Es werden sehr viele Figuren eingeführt bzw. sind einfach da, sodass man schnell den Überblick verliert. Und obwohl man einiges aus dem Kontext versteht, wird hier und da viel Vorwissen abverlangt. Vor allem wenn wir die Geschichte aus Darrows Perspektive erleben. Denn anders als in den Vorgängerbänden wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt. Und weil die Figuren teilweise ganz neu bzw. nicht im Zentrum der Handlung der alten Bänder standen, bin ich mit ihren Geschichten wesentlich besser zurecht gekommen als mit der der Hauptfigur. Nach und nach, je mehr ich mich in die Geschichte eingelesen und mit dieser neuen Welt vertrauter war, habe ich mehr Spaß am Lesen bekommen und konnte zum Schluss das Buch kaum aus der Hand lassen. Ich finde diese Art des Erzählens – die ständig wechselnde Perspektive – ein tolles Mittel, um Spannung aufzubauen. Denn wenn der eine Handlungsstrang gerade am spannendsten war, wird man zu einer anderen Figur gezerrt. Gekonnt eingesetzt kann das bei mir dazu führen, dass ich mich (im positiven Sinne) ärgere und Kapitel um Kapitel verschlinge. Vor allem wenn sich dann zwei Figuren treffen, die in unterschiedlichen Handlungssträngen auftauchen, macht mir dann besonders viel Spaß!
Fazit:
Obwohl ich als Einsteigerin in das „Red Rising“-Universum so meine Startschwierigkeiten hatte, hat mich „Red Rising – Asche zu Asche“ dann doch irgendwann gepackt und nicht mehr losgelassen. Die Weltraumschlachten, politischen Intrigen, aber auch die „kleineren“ zwischenmenschlichen Episoden sind alle gleichermaßen emotional und spannend erzählt. Im Nachhinein kann ich auch gar nicht sagen, welche der Figuren mein Liebling geworden ist und mit welcher ich besonders mitfiebere. Das finde ich besonders spannend, denn in den nächsten Bänden werden sie garantiert alle aufeinander treffen – und nicht auf der gleichen Seite des Konflikts.
Pierce Brown, Cross Cult
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