Das Spiel - Nevernight 2
- Fischer
- Erschienen: April 2018
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Die Attentäterin auf dem Weg zu ihrer Rache
Einst, vor etwas mehr als sieben Jahren, war ihre Welt noch in Ordnung. Als Tochter eines angesehenen, ja verehrten Generals und einer ebenso intriganten wie bezaubernden Mutter lebte Mia ein wohlbehütetes, sorgenfreies Leben. Dann rebellierte ihr Vater, wurde zusammen mit seinem Mitbeschwörer am Halse bis zum Tod aufgehängt, die Mutter und Mias jüngerer Bruder wurden eingekerkert und verendeten elendig. Mia selbst sollte ertränkt werden.
Dass ihr die Flucht gelang, hat sie ihrer besonderen Dunkelsinn Gabe und ihrem magischen Begleiter, der ihr alle Furcht nimmt, zu verdanken. Sie fand Aufnahme und Ausbildung bei einem ehemaligen Assassinen, durchlief die Lehre zur Auftragsmörderin und rettete ihre Kollegen vor dem Versuch, den Stillen Berg und dessen Bewohner auszulöschen.
Dies alles nahm sie nur aus einem Grund auf sich – sie will Rache üben für die verlorenen Eltern und ihren Bruder.
Allein, wie kommt sie dem Anführer der Republik, Konsul Scaevas und dem obersten Priester des Aa Großkardinal Duomo nahe?
Beide haben sich mit hohen Zahlungen versichert, dass kein Assassine jemals einen Auftrag für sie annimmt – so dass Mia auch nicht auf die Unterstützung ihrer Brüder und Schwestern bauen kann. Und beide werden sorgfältig abgeschottet und geschützt.
Eine einzige, winzige Chance hat Mia – an einem Tag im Jahr, der Höhepunkt der jährlichen Gladiatorenwettkämpfe überreichen Beide zusammen dem Sieger und einzigen Überlebenden der Veranstaltung den Lorbeerkranz und befreien den ehemaligen Sklaven persönlich. Doch um hier die Chance zu bekommen, ihren Dolch tief in den Wanst der beiden Männer zu versenken, muss sie sich zunächst als Sklavin in einer der Gladiatorenschulen einschleichen, und so gut werden, dass sie für die Teilnahme am Wettkampf auserwählt wird. Und dann gilt es noch zu überleben – was ganz gewiss nicht einfach ist, angesichts der Konkurrenz.
Unter der Bezeichnung die Krähe macht Mia sich auf, den Sand der Arenen mit Blut zu benetzen, um ihrem Ziel, ihrer Rache näher zu kommen. Doch welchen Preis wird sie dafür bezahlen müssen, wird Mia überhaupt noch dieselbe sein, wenn sie einmal ihr Ziel erreicht hat?
Gelungene Fortsetzung und für einen Mittelband einer Trilogie passiert erstaunlich viel
Es war eine der Überraschungserfolge des letzten Jahres, als uns Fischer TOR in ihrem ersten Programm den Auftakt der Nevernight-Trilogie vorstellte.
Jay Kristoff legte einen Roman vor, der Kritiker wie Leser zu Begeisterungsstürmen animierte. Die Geschichte einer jungen Frau, fast noch eines Mädchens, das, um sich für erlittenes Unrecht zu rächen bereit ist, sich zur Meuchelmörderin ausbilden zu lassen, trotzdem aber ihre Integrität behält, hat die Bestsellerlisten gestürmt.
Nun legen Autor und Verlag den Mittelband vor. Leider sind derartige Romane, die nach einem triumphalen Beginn eigentlich nur den Boden für das packende Finale bereiten sollen, oftmals eine Enttäuschung. Zu viel darf nicht verraten werden, sonst bleibt der große Aha-Effekt im Finale aus, so dass sich Mittelbände einer Trilogie so manches Mal als ein wenig, nun sagen wir einmal, uninspiriert anbieten.
Vorliegend ist dies – glücklicherweise – nicht so!
Kristoff schließt zunächst nahtlos an die Handlung des ersten Teils an. Und das gilt nicht nur für den inhaltlichen Teil, auch die Art zu erzählen; die lakonischen, sehr unterhaltsamen Fußnoten und die Intimität, die unsere Erzählerin durch ihre ehrliche Art an den Tag legt, gleichen dem ersten Band.
Der Roman selbst ist wiederum in drei Teile aufgesplittet. Nach einem fulminanten Beginn, nimmt der Autor das Tempo ein ganz klein wenig zurück, laufen zwei Zeitströme parallel und wechselt die Handlung zwischen diesen immer wieder wild hin- und her.
Dann verfolgen wir atemlos mit, wie sich unsere Protagonistin freiwillig versklaven lässt, wie ihr Plan zunächst scheitert, sie dann improvisieren und umplanen muss.
Und es kommt zu durchaus ernsten Reflektionen – über die Freiheit des Individuums, über Selbstbestimmung, über Demokratie und des Fehlens derselben angesichts einer Republik, die faktisch durch einen Alleinführer geleitet wird, in der man aber mit Geld alles kaufen und erreichen kann. Die Eliten, die längst das Allgemeinwohl, ja die Grundsätze ihres Staates vergessen und insgeheim abgeschafft haben – Gedanken, die gerade auch bei uns immer breiteren Raum einnehmen – werden angeprangert.
Das sind gerade für einen Fantasy Roman, der den Leser in erster Linie packend unterhalten will, ernste, nachdenkliche Themen.
Fazit:
In die action- und temporeichen Handlung streut der Autor durchaus ernste Themen mit ein, vergisst dabei aber das Unterhalten nie und hält im Mittelband scheinbar mühelos die hohe Qualität des ersten Teils.
Jay Kristoff, Fischer
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