Blutfelsen - Ein Klingenwelt Roman
- Knaur TB
- Erschienen: Januar 2018
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Auch in einer archaischen Welt ist Wissen Macht
Wissen ist Macht – nie war der alte Spruch wahrer, als in einer Ära, da Kalshell von inneren Streitigkeiten fast zerrissen wird. Intrigen, Verrat und Aggressoren an den Grenzen bringen das Reich in Bedrängnis, wer auch immer auf Wissen über fortschrittliche, unbekannte Taktiken und Kriegswerkzeuge zurückgreifen kann, wer topographische Beschreibungen und Karten über unbekannte Pfade sein eigen nennt, der wird letztlich den bevorstehenden Konflikt für sich entscheiden.
So entsendet der Bibliothekar, der als geheime Macht hinter dem Thron die Fäden zieht, einen seiner Untergebenen, einen ehemaligen Krieger aus, das legendäre Tal der geheimen Bibliothek von Reyalun zu suchen.
Und wirklich findet Deruonn im unzugänglichen Gebirge den legendären Hort des Wissens. Allerdings stürzt er, von einem riesigen Vogel attackiert, ab und verletzt sich schwer. Die angehende Archivarin Shernay findet den Verletzten. Statt ihn, wie es die Regeln vorschreiben zu melden, so dass man das Geheimnis um die Existenz und den Ort des Tals mit einer Hinrichtung des Eindringlings geheim halten kann, pflegt sie den Mann, der als erster in ihrem Leben seltsame Gefühle in ihr auslöst. Sie versteckt den Verletzten, verbindet seine Wunden und versucht ihn vor den Wächtern des Tals schützen. Sie ahnt, dass die Rettung nur der erste Schritt ist – sie wird, will sie nicht selbst verfolgt und verurteilt werden, dem Fremden in die gefährliche Welt da draußen folgen – eine Welt, in der sie sich nicht auskennt, eine Welt, in der das Recht des Stärkeren, des Brutaleren gilt, eine tödliche Welt, in der die Informationen in ihrem Gehirn einen unermesslichen Schatz darstellen – einen Schatz, hinter dem Viele her sind...
Starke Frauengestalten, eine dezidiert ausgearbeitete Welt, allerdings fehlt ein ganz klein wenig das Tempo
Ju Honisch ist dem Fantasy Fan ein Begriff. In diversen Verlagshäusern sind ihre Werke erschienen, bevor sie letztes Jahr zu Droemer Knaur wechselte.
Lassen Sie mich vorab eines feststellen:
- Ju Honisch kann schreiben,
- Ju Honisch schreibt keine kurzen Bücher.
Ich habe mich schon gefreut, als ich den zweiten Roman aus der Klingenwelt auspackte und feststellen konnte, dass das Werk nur gut 2 cm, dick war. Als ich das Buch dann aufschlug und fast 780 Seiten kleingedruckten Text vorfand, war mir klar, dass die Autorin ihren Verlag mit dem umfangreichen Manuskript dazu zwang, in teures Dünndruckpapier zu investieren. Andere Verlagshäuser hätten aus dem Text entweder eine Trilogie, oder ein Wälzer mit gut 6 cm gemacht. Wie hat das die Autorin selbst so schön treffend genannt – more value for your money.
Die Handlung um den Abenteurer und die in diesen verliebte Novizin sowie eine junge Adelige, die einem Graaven versprochen wird, bot sich auf den ersten Blick nicht unbedingt neu oder überraschend an. Ähnliche Ausgangssituationen waren mir aus anderen Werken bekannt.
Auch lässt sich Honisch zu Beginn Zeit, führt ihre handlungsrelevante Figuren behutsam ein – Platz hat sie ja auch genug. Dieses sorgfältige Fundament erweist sich in der Folge als wichtig – gelingt es ihr doch über die ganze Länge des Buches, uns ihre Personen als vielschichtige, glaubwürdige Figuren zu zeichnen. Immer können wir ihr Handeln, wenn schon nicht billigen, so doch zumindest ihre Motivation verstehen; können nachvollziehen, was und warum sie so fühlen, wie beschrieben, und was sie letztlich antreibt.
Schon bald beginnt die Autorin die bekannten Pfade zu verlassen und verblüfft mit starken Frauenfiguren – neben der Adeptin begegnet uns eine Adelige, die als politischen Pfand einem Grenzbaron zur fünften Frau gegeben wird - und einem Handlungsbogen, der so nicht zu erwarten war. Immer deutlicher wird im Verlauf der Handlung die Welt, die einige Generationen vor dem ersten Roman aus der Klingenwelt angelegt ist. Das hat mich zeitweise im besten Sinne an einige Elemente aus Tad Williams Romanen erinnert, wobei Honisch immer auf eigenen Pfaden unterwegs ist.
Allerdings hat sie gegenüber dem ersten Klingenwelt-Roman das Tempo deutlich zurückgenommen. Der Fokus liegt eindeutig auf den beiden Frauen, die sich in der ihnen unbekannten, wilden und gefährlichen Welt zurechtfinden müssen. Dass beide, obzwar räumlich weit voneinander getrennt, ähnliche Zweifel und Nöte durchmachen, schafft zwar Parallelen, nimmt aber nochmals Tempo aus dem Plot.
Fazit:
Dennoch haben die Geschichten der beiden Protagonistinnen das Potential, den Leser zu fesseln. Hier allerdings wandelt sie dann eher auf den Spuren einer Trudi Canavan als eines Tad Williams, wobei das Finale dann mit Dramatik pur aufwartet.
Ju Honisch, Knaur TB
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