Die Feuerdiebin - Der graue Orden 2
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2000
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High Fantasy aus Deutschland – mit einer wohltuend eigenen Magieschöpfung
Vor Generationen gelangten die Utoror auf die Insel Edun und nahmen diese in Besitz. Hier gründeten sie das Königreich der Asche, vertrieben das friedfertige Naturvolk der Weren in die Wälder und Gebirge der Insel. Mehr noch, im Verlauf der Jahrhunderte schnitten sie die Weren von der Quelle ihrer ganz eigenen Magie ab und vertrieben die Ureinwohner immer weiter aus den fruchtbaren Gebieten der Insel. Eine Prophezeiung weissagt, dass eines Tages ein magisch begabtes Mädchen an der Seite eines Drachen den Untergang der Aschlinge verursachen wird – und die verschollene Magie der Weren zu neuer Kraft führen wird.
Vorhang auf für Feja, unsere Erzählerin. Als einfaches Mädchen vom Lande kam sie nach Lente, schloss sich dem Grauen Orden an und wurde von den Meistern ausgebildet. Ihr großes Potential sicherte ihr das Wohlwollen der Oberen; die Fähigkeit Lebenskraft und Magie von ihren Opfern zu rauben, sollte für deren Intrigen eingesetzt werden. Als Feja die Wahrheit hinter dem Orden, der sie aufnahm und ausbildete, erkannte, brach sie mit ihrer Schule und damit mit ihrem Zuhause fern von der Heimat, zerstörte das Ordenshaus und floh.
Jetzt ist sie auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater. Dabei trifft sie auf eine königliche Gesellschaft, die versucht sie gefangen zu nehmen. Es gelingt ihr, nachdem sie mittels ihrer Gabe einen Diener getötet hat, zu fliehen. Kurz darauf wird im Reich verkündet, dass sie den die Truppe begleitenden Kronprinzen ermordet haben soll. Ein Kopfgeld, das der trauende Monarch auf ihre Ergreifung aussetzt, sorgt dafür, dass Marodeure und Palastwachen gleichermaßen hinter ihr her sind. Auf der Suche nach Mara-Tir, den verschollenen See der Weren und einer der Quellen der Magie, flieht sie in den Langwald immer noch verfolgt von königlichen Häschern aber auch von den Magiern des Grauen Ordens, die mittels ihrer unfreiwilligen Hilfe die Quelle zu entdecken und letztlich an sich zu reißen suchen.
Der intrigante Abt des Ordens hat den werischen Schmied Skuran Orchon verpflichtet, um die von Feja verursachten Schäden am Dämmerstein zu reparieren. Dass Abot Dregin, der Oberste des Ordens, seine eigenen undurchschaubaren Pläne hegt, stört diesen dabei wenig, hat er doch selbst buchstäblich Leichen im Keller versteckt.
Graf Mornir Gyltorn vom Lothfold hat ebenso ganz eigene, ambitionierte Pläne. Nachdem der Kronprinz, der die Tochter des Königs ehelichen wollte, aus dem Weg geräumt wurde, ist er der Macht, die seines Erachtens ihm zusteht, näher gekommen. Nun stehen nur mehr drei Personen zwischen ihm und der Krone – da ließe sich doch sicherlich etwas arrangieren - meint auch sein Diener Trewe, der für fast jedes Problem eine blutige Lösung parat hat.
Diesen drei vorgenannten Handlungssträngen folgt der Leser in vorliegendem Mittelband der Trilogie.
Ein typischer Mittelband einer Trilogie – es passiert wenig Entscheidendes und dennoch liest sich der Band durchaus interessant
Der Auftakt der Reihe überzeugte mich durch seine faszinierende und in sich logische Magie sowie durch die Komplexität der Intrigen unter den Magiezweigen der Asche - aber auch unter den Politikern am Hof. Dazu gesellte sich mit den Waren ein ausgebeutetes, unterdrücktes und letztlich vom Untergang bedrohtes Naturvolk, das Reminiszenzen an die amerikanischen Ureinwohner und deren Schicksal aufkommen ließ. Geschickt zeichnet der Autor hier das Bild eines unterdrückten Volkes, das gnadenlos ausgebeutet und betrogen wird. Die unterschiedlichen Zweige der Magie entzweien die Völker weiter. Ob und wie überhaupt Feja hier für eine friedliche Koexistenz sorgen kann, bleibt abzuwarten.
Zunächst geht es im Hauptplot um die Verfolgung der flüchtigen, fälschlich des Mordes am Thronerben angeklagten Feja, die allerdings auf keinen Fall vor der Entdeckung des geheimnisumwobenen Sees gefangen und getötet werden darf. Das nimmt den Auseinandersetzungen natürlich viel an Dramatik. Die Handlung plätschert eher dahin, als dass sie voranprescht, echte dramatische Situationen sind Mangelware. Auch ihre genaue Motivation bleibt im Dunkeln – eigentlich sucht sie ihren verschollenen Vater, statt dessen findet sie sich, eher passiv agierend, auf der Queste nach einem mystischen See wieder. Das Schicksal hat einmal wieder viel zu tun und Verantwortung zu übernehmen. Dass ein ganzes Heer von Verfolgern aber an ihrer Ergreifung scheitert, ist entweder peinlich für die Soldaten oder der Allmacht des Autors zuzuschreiben. Überzeugend ist es auf jeden Fall leider nicht.
Interessanter ist da schon das politische Intrigenspiel der Orden, die gegeneinander vor Gericht ziehen, und die Versuche des Emporkömmlings, sich seinen Weg zum Thron zu bahnen. Hier in diesen komplex gezeichneten gegenseitigen Abhängigkeiten und Animositäten wirkt das Buch fesselnd und interessant.
Fazit:
Letztlich bietet sich der umfangreiche Roman als typischer Mittelband einer Trilogie an. Zu viel darf insbesondere den Hauptfiguren nicht passieren, da diese für das anstehende Finale gebraucht werden. Selbst Offenbarungen sind eher Mangelware, so dass die Spannungskurve eher durchhängt, als dass sie straff gespannt ist. Dabei kann der Autor handwerklich überzeugend schreiben, sind seine wenigen handlungsrelevanten Figuren vielschichtig und interessant ausgestaltet.
Arthur Philipp, Blanvalet
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