Die 13 Gezeichneten (Das Geheimnis der Zeichen 1)
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2018
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Die Magie der Zeichen, die Stadt der Händler und der Berufsfechter - Fantasy made in Germany
Einst war Sygna die Stadt des Reichtums, der Gilden und der Macht. Viele Herrscher wollten sich die Metropole aneignen, allein, die Mauern der Stadt waren hoch und ihre Streiter wohl gerüstet. Dann entsandt Kaiser Yulian seine Armee und weit folgenträchtiger noch seine Agenten – Verrat sorgt dafür, dass die Mauern durchlässig wurden, die Tore sich öffneten und die Zünfte mit ihren Handwerksmeistern fielen.
Seitdem herrschen in Sygna die aquinzischen Besatzer mit strenger, despotischer Hand. Dem Kaiser und seinen Abgesandten geht es nicht nur darum, den Reichtum der Stadt an sich zu reißen – es geht vielmehr um die Grundlagen eben jenes Reichtums: die geheimen Zeichen, die alleine die Meister der Zünfte beherrschen.
Hat er die verschollenen dreizehn Zeichen einmal gefunden und an sich gebracht, wird ihm niemand mehr widerstehen können. Schon jetzt produzieren seine Manufakturen Kanonen, die mit einfachen Zeichen versehen, Unheil über seine Feinde bringen. Hat er erst sein Ziel erreicht, wird es niemand mehr wagen, sich gegen ihn zu stellen - kann er dann doch die Gedanken und Gefühle seiner Gegner nach Wunsch manipulieren.
Doch noch ist es nicht so weit, noch regt sich Widerstand in den Gassen und auf den Brücken der Stadt.
Dawyd, ein vorlauter, großmäuliger Goldfechter wird in eben diesen Widerstand verwickelt. Eigentlich will er nur sein angenehmes Leben leben, Wein, Weib und Gesang huldigen. Doch dann erwischt er nach der Sperrstunde eine Taschendiebin, übergibt sie zunächst den patrouillierenden Blaurücken, nur um sie anschließend mit Waffengewalt zu befreien. Das hätte er sich besser vorher überlegt, wird jetzt doch Jagd auf ihn gemacht. Er flieht zu Ignaz Dreifinger, einem verkrüppelten Tischlermeister, lernt einen Dichter mit einem Zeichen auf der Zunge kennen und findet sich nur zu bald mitten im Kampf gegen die Besatzer wieder. Als wäre dies noch nicht genug, stoßen unsere Rebellen tief im Labyrinth unter der Stadt auf Geheimnisse, Agenten und seltsame Vorkommnisse ...
Eigenständig, innovativ und stilistisch überzeugend - so geht Fantasy
Was ist das für ein Roman, den Judith und Christian Vogt hier vorlegen? Einmal keine archaische Welt mit schwertschwingenden Recken, sondern eine Welt, die an die Zeit der Napoleonischen Kriege erinnert.
In den Metropolen haben sich Handwerkszünfte entwickelt, die ihre Geheimnisse weitergeben, die für soziale wie materielle Absicherung ihrer Mitglieder sorgen. Konflikte werden von den Duellanten der entsprechenden Zunft gegen harte Münze ritualisiert ausgefochten; die dabei erlittenen Verletzungen durch Heiler mit ihrem Zeichen gleich wieder kuriert.
Es ist eine Welt, in der sich, so man denn einer der Gilden angehört, gut leben lässt – oder besser leben ließ. Denn in diese auch in Details faszinierend ausgedachte Welt der Zünfte und ihrer Geheimnisse haben sich Fremde eingeschlichen.
Dass sich unser Erzähler, der Duellant Dawyd, dabei zunächst als Großmaul entpuppt – nicht um sonst trägt er den bezeichnenden Beinamen das Maul – macht ihn als Bezugspunkt für den Leser zunächst nicht unbedingt einfach. Zu sehr ist er von sich überzeugt, handelt sehr egoistisch, so dass man ihm nur zögerlich ins Abenteuer folgt. Gleichzeitig erhalten wir so aber einen sehr direkten Einblick in seine Welt, erfahren, wie er und viele seiner Mitbewohner denken und handeln.
Im Verlauf der Plots gesellen sich zu dem Fechter dann noch diverse andere Figuren. Protagonisten, die jeder seine eigene Geschichte zu erzählen, sein Schicksal zu tragen und zu erfüllen hat. Dies führt dazu, dass wir nicht nur die uns so ungewohnte Welt der Handwerker – statt der gewohnten Söldner – detailreicher als üblich kennenlernen, sondern auch, dass wir die Stimmung in der gefallenen Stadt besser nachspüren können und uns somit die Motivation unserer Rebellen erklärlicher wird.
Das Pfund mit dem die Vogts eindeutig wuchern, ist natürlich ihre ganz eigene, so noch nie gelesene Magie der Zeichen. Nicht nur, dass wir Handwerker als Erzähler kennen lernen, diese hüten auch noch eine neue Art von Magie, die ihren eigenen Regeln und Gesetzen folgt. Das übt unbestritten ein gerüttelt Maß an Faszination auf die Leser aus, immer wieder rätselt man mit, wie die neuen Erkenntnisse, die man über die laufende Handlung erhält, nun ins Bild passen und wie sich das Puzzle letztlich zusammensetzen wird.
Zwar dauert es zu Beginn etwas, bis wir mit den Figuren, der Stadt und ihren Besonderheiten warm werden, dann aber folgen wir unseren Protagonisten gerne in die abwechslungsreiche, nie vorhersehbare Handlung, die noch zwei Fortsetzungen bekommen wird.
Fazit:
Die Autoren präsentieren uns einen Fantasy-Plot auf ganz eigenen Wegen. Mit den Handwerkern, der Magie der Zeichen und dem ungewöhnlichen Setting - insbesondere was die Ära anbelangt- überraschen sie den Leser, der sich, einmal eingelesen, gut unterhält.
Christian Vogt, Judith Vogt, Bastei-Lübbe
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