Der Bruder des Wolfs (Die Chronik der Weitseher - Band 2)
- Penhaligon
- Erschienen: Januar 2017
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Die Memoiren eines alten Mannes – Verrat, Königsmord und Fluchtversuch
Mögest Du in interessanten Zeiten leben, so lautet ein uralter chinesischer Fluch. Die sechs Provinzen haben mehr interessante Zeiten erlebt und überstanden, als so manch anderes Reich. Doch jetzt scheint die Lage aussichtslos. Die Roten Korsaren greifen an der Küste an, entmenschlichen die Bevölkerung mit ihrer dunklen Magie. Helfen kann nur die Gabe der Könige, die allein dem Herrschergeschlecht vorbehalten ist. Nachdem König Listenreich kraftlos versucht, seinen Thron zu halten, ruht die Verteidigung des Reiches auf den Schultern des Kronprinzen Veritas. Dass dieser allein die Bedrohung nicht wird aufhalten können, wird nur zu bald deutlich. Veritas bricht in höchster Not auf, das Volk der Uralten, das einst vor langer, langer Zeit Unterstützung versprach, so das Reich dem Untergang gewidmet ist, zu suchen und um Hilfe zu bitten.
Seine Abwesenheit nutzt Edel, der Halbbruder des Kronprinzen, um sich des Thrones zu bemächtigen. Er lässt den König meucheln, schiebt die Schuld dafür Fitz in die Schuhe. Dass dieser nicht nur die Königsgabe sondern auch die Alte Macht sein Eigen nennt, dass er einen Wolf zum Seelengefährten genommen hat, erweist sich als Rettung in höchster Not. Zusammen mit einigen wenigen verbliebenen Freunden versucht er aus der Kerkerhaft auszubrechen - wohl wissend, dass seine Chancen zu überleben nicht gut stehen...
Auf den ersten Blick eindeutig besetzte Rollen mit faszinierenden Figuren und einer eigenen Magie
Auf der Suche nach einem Nachfolger von George R. R. Martins Epos „Das Lied von Feuer und Eis“, inzwischen besser bekannt unter dem Fernsehtitel „Game of Thrones“, hat man sich bei Penhaligon einer alte Bekannten erinnert.
Robin Hobb hat bereits einige Titel – unter anderem die ausgezeichnete Reihe um die Liveship-Traders (dt. Die Zauberschiffe) – bei Blanvalet publiziert, nun werden sukzessive im Jahresabstand die drei Weitseher-Trilogien in einer stimmigen Neuübertragung aufgelegt.
Nach der Erstveröffentlichung in den 90er Jahren, bei Bastei-Lübbe, folgte Anfang des neuen Jahrtausends bereits eine Neuauflage bei Heyne, nun also der dritte, allerdings neu ins Deutsche übertragene Aufguss.
Vorliegender Mittelband der ersten Trilogie ist geprägt von einem Intrigenspiel sondergleichen. Dabei ist die Rolle des Antagonisten mit Edel fast schon zu gut, sprich eindeutig böse besetzt. Hier konzentriert sich die Autorin ganz auf die Charakterschwächen, den bedingungslosen Ehrgeiz und die Skrupellosigkeit, ohne irgendwelche Zwischentöne einfließen zu lassen.
Als zweite, den Roman prägende Säule hat Hobb die Alte Gabe von Fitz dieses Mal ins Zentrum gesetzt. Die besondere Verbindung zwischen Fitz und Nachtauge wird ebenso einfühlsam wie interessant aufgearbeitet. Dazu kommen die Korsarenübergriffe als schwelende, immer näher kommende Bedrohung und natürlich der Zwist mit Edel. Dass Fitz überleben wird, wissen wir allein schon aus seinen Bemerkungen, die er als alter Mann seinen Memoiren jeweils vorangestellt hat. Das „wie“ ist dabei dann das Interessante. Und hier punktet die Autorin mit ihrer einfühlsamen Zeichnung von Fitz und den wenigen handlungsrelevanten Figuren. Dazu gesellt sich die Dramatik der gewaltsamen Herrschaftsübernahme durch Edel, der Verrat an Veritas und der Mord an Listenreich.
Fazit:
Das ist zwar deutlich action-ärmer als Martins gefeiertes Epos, kann man auch kaum mit diesem vergleichen, verwöhnt den Leser aber mit einer ganz eigenen Welt, markanten, vielschichtigen Figuren und verzaubert durch einen Plot, der einen, so man sich auf diesen einlässt, in seinen Bann zieht.
Robin Hobb, Penhaligon
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