Die Prüfung - Nevernight 1
- Fischer
- Erschienen: Januar 2017
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Die Entdeckung dieses Fantasy-Buch-Herbstes?
Mia Corvere ist gerade einmal 10 Jahre alt, als ihre Mutter sie zwingt, auf dem Forum mitanzusehen, wie ihr Vater für seinen Verrat am Strick baumelt. "Weiche nie zurück, Fürchte dich nie", so der Sinnspruch ihrer Mutter nach dem diese lebt und ihre Kinder erzieht.
Am selben Abend suchen die neuen Herrscher über die Republik ihr Zuhause heim, ermorden Mias Kater, werfen ihre Mutter und ihren kleinen Bruder ins Verlies und befehlen Mia im Meer zu ertränken.
Dass sie fliehen kann, verdankt sie allein der Tatsache, dass sie eine „Dunkelinn“ ist. Ihr Geistergefährte verschafft ihr einen Dolch und nimmt ihr die Angst, Albträume verlieren ebenso ihren Schrecken, wie Verfolgungen oder gefährliche Situationen - immer ist sie innerlich ganz ruhig.
Ein alter Mann nimmt sie auf und bildet sie aus. Ihr unbändiger Durst nach Rache befähigt sie dazu, zu einer der Novizinnen des Assassinenordens der Roten Kirche zu werden. Weit abseits der Metropolen, inmitten einer kargen Wüste, befindet sich deren Enklave. Hier erhalten die Anwärter den letzten Schliff, werden ihre Fähigkeiten zu morden weiter geschult.
Von dreißig Aspiranten werden letztlich nur vier auserwählt, der Göttin der hohen Frau des Gesegneten Mordes zu dienen - Mia setzt alles daran, die Prüfungen zu bestehen, auch wenn dies bedeutet, den letzten Rest Menschlichkeit abzulegen.
Angetrieben von unbändigem Willen, dem Durst nach Rache an den Verantwortlichen für den Niedergang ihrer Familie, bereitet sie sich auf ihre letzte Prüfung vor ...
Schlicht ein toller Pageturner ,der einen Lesesog entfaltet wie Patrick Rothfuss oder Scott Lynch
Geschichten von und um Attentäter gibt es in der Fantasy mittlerweile viele. Trotzdem ragt vorliegender Roman - einmal mehr der in sich abgeschlossene Auftakt einer Trilogie - aus der Masse der Veröffentlichungen heraus. Nicht umsonst hat man im Verlag entschieden, dem Werk die Weihen des Hardcovers angedeihen zu lassen. Dazu gesellen sich ein blutroter Rundum-Farbschnitt und ein packendes, auf den Inhalt neugierig machendes Titelbild.
Dass man sich derartig Mühe gegeben hat liegt nicht zuletzt daran, dass der Autor bestens zu unterhalten weiß.
Mit scheinbar leichter Hand erzählt er uns die dramatische Lebensgeschichte eines jungen Mädchens, das sich nur einem Lebenszweck verschrieben hat - der Rache.
Und trotzdem ist Mia eine angenehme Protagonistin.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie alle Unwägbarkeiten, alle Schicksalsschläge mutig wegsteckt, zwar gebeutelt und so manches Mal verzweifelt ist, nie aber aufgibt.
Gerne folgen wir diesem aufrechten Charakter, selbst ihr Drang nach Rache, nach kaltblütigem Mord wird durch die moralische Legitimation gerechtfertigt, gegen Despoten vorzugehen.
Die besondere Faszination, die von dem Assassinenorden ausgeht, deren abgelegene Festung mit Überbleibseln uralter, längst verschollener Magie, mit Bibliotheken in denen nie erschienene Bücher aufbewahrt werden und die mannigfaltige Kunst, Menschen vom Leben in den ewigen Schlaf zu versetzen, lassen die Lektüre wie im Flug vergehen.
Die besondere Intimität, die wir mit Mia erreichen, die Nähe zu ihr, die uns der Autor mittels seiner Gabe zu erzählen vermittelt sind selten. Seit den Debüts von Scott Lynch und Patrick Rothfuss habe ich in einem Erstlingswerk keine derartige Faszination mehr erlebt, wie bei Kristoff.
Fazit:
So ist dies ein rundum gelungener Auftakt der darauf hoffen lässt, dass der Autor in den weiteren Bänden - Teil 2 steht für Ende 2017 im Original zur Veröffentlichung an - sein Niveau halten kann - dann wird er sich zu den Großen der Fantasy gesellen.
Jay Kristoff, Fischer
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