Die Gabe der Könige (Die Chronik der Weitseher - Band 1)
- Penhaligon
- Erschienen: Januar 2017
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Für Jeden, der die Saga noch nicht kennt, ist sie eine Entdeckung wert – aber Vorsicht, einmal begonnen, wird man das Buch nicht mehr aus der Hand legen können
Das Leben eines Bastards ist nicht einfach – ganz besonders, wenn der so gar nicht treu sorgende Vater der Thronerbe des Königreichs ist.
Als man Fitz, wie man den Jungen treffend nennt (Fitz bedeutet in der Sprache des Königreichs Bastard), sobald er auf dem Herrschaftssitz angekommen ist, seinen nicht unbedingt begeisterten Verwandten übergeben hat, beginnt für den damals Sechsjährigen eine Zeit des Martyriums.
Zunächst interessiert sich niemand wirklich für das Balg. Einzig der Stall- und Waffenmeister Burrich kümmert sich um den Jungen, bringt ihm bei, wie er sich zu verhalten, wem er aus dem Weg gehen sollte, wie man sich verteidigt und was absolut verpönt ist.
Die Königsfamilie verfügt über eine besondere Gabe, mittels der sie sich mit Tieren verständigen kann. Ein Talent, das auch Fitz geerbt hat und das ihm, so seine Gabe bekannt werden würde, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken würde. Burrich versucht geradezu verzweifelt das Talent in Fitz zu unterdrücken, allein die Kraft ist stark in Fitz.
Als sein Großvater, der regierende König der Sechs Provinzen erfährt, dass sein Bastard-Enkel die Gabe der Weitseher geerbt hat, nimmt er sich des Jungen an.
Nicht, dass ihn dessen Leiden oder sein Wohlergehen wirklich am Herzen liegen würde, nein, es geht um Macht und darum, die mannigfaltigen Gegner auf Distanz zu halten.
Fitz wird in die Lehre geschickt, er lernt zu Kämpfen - und zu Morden. Als Meuchler in des Königs Auftrag wird er von Vielen gehasst, gefürchtet und von Wenigen geliebt – und dies zu einer Zeit, da die Roten Kosaren das Reich bedrängen und eine Seuche, die die Entfremdeten ihrer Menschlichkeit beraubt, um sich greift …
Die Chronik eines alten Mannes – Band 1, die Jugend
Auf der Suche nach einem Nachfolger mit Potential die Leser in einem ähnlichen Ausmaße wie George R. R. Martins Epos „Das Lied von Feuer und Eis“, inzwischen besser bekannt unter dem Fernsehtitel Game of Thrones zu fesseln, hat man sich bei Penhaligon auf eine alte Bekannte besonnen.
Robin Hobb hat bereits einige Titel – unter anderem die ausgezeichnete Reihe um die Liveship-Traders (dt. Die Zauberschiffe) – bei Blanvalet publiziert; nun werden sukzessive im Jahresabstand die drei Weitseher-Trilogien in einer neuen Übersetzung aufgelegt.
Nach der Erstveröffentlichung in den 90er Jahren bei Bastei-Lübbe als „Der Adept des Assassinen“ folgte Anfang des neuen Jahrtausends unter dem Titel „Der Weitseher“ eine Neuauflage bei Heyne, nun also der dritte Aufguss.
Nun, so wirklich viel passiert auf den gut 600 neu und von Eva Bauche-Eppers sehr einfühlsam ins Deutsche übertragene Seiten noch nicht. Wer erwartet, große Schlachtgemälde oder weltbewegende Ereignisse kredenzt zu bekommen, der reibt sich erstaunt die Augen. Statt der üblichen Heldenqueste, des göttlichen Auftrags, die Welt vor dem Bösen zu retten oder der Suche nach einem wie auch immer gearteten Schatz, steht eine Biographie.
Es geht um eine Rückbesinnung eines alten Mannes – eben Fitz – auf sein Leben.
Allerdings, und das war und ist das Besondere der Bücher Robin Hobbs, gelingt es ihr trotz der, verglichen mit Kollegen, deutlichen Handlungsarmut ihre Leser an die Seiten zu fesseln. Sie erreicht dies durch eine seltene, nein eigentlich nie vergleichbare Nähe des Lesers zur Figur des Ich-Erzählers.
Wir verfolgen Fitz´ Entwicklung, seine Leiden, seine wenigen Triumphe und seine vielen Sorgen aus nächster Nähe mit, schlüpfen regelrecht in seine Haut. Dabei erleben wir mit, wie aus dem verschüchterten Jungen ein junger Mann wird, wie dieser ausgebildet wird, an seinen Prüfungen scheitert und genau daran lernt und wächst, sich entwickelt und ihn das Erlebte prägt.
Die Spannung des Plots kommt vornehmlich aus dem Alltag des Jungen, die bedrohlichen Ereignisse um die Piraten und die gekidnappten Küstenbewohner dienen mehr als Kulisse der Charakterschau von Fitz.
Nach rund 50 Seiten hat Hobb den Leser -bildlich gesprochen- am Angelhaken, kann man sich dem Sog der Erzählung nicht mehr verschließen. Über unauffällige, dem jeweiligen Kapitel vorangestellt Info-Dumps erhält man kurze und prägnante Informationen zur politischen Lage sowie den Figuren.
Fazit:
Mit vorliegendem Band wartet auf den Leser eine großartige Fantasy-Geschichte in pseudo-historischem Gewand. Erstaunlich dabei, dass es der Autorin mit leichter Hand gelingt ihre Leser mit dem Schicksal ihres Protagonisten zu fesseln, wobei sie auf die plakative Darstellung von Gewalt oder Umbrüchen verzichten kann.
Robin Hobb, Penhaligon
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