Black Dagger 27: Krieger im Schatten
- Heyne
- Erschienen: Januar 2016
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Weiter nach Schema X, oder Aufbruch zu neuen Ufern?
Die Black Dagger, der schlagende Arm der Vampire und ihres Herrschers sind toughe Kerle. Sie, die nur Respekt vor ihrem König, der Jungfrau der Schrift und ihren Frauen haben - in genau dieser Reihenfolge - sind es gewohnt in der ersten Reihe zu stehen und die Lesser Omegas, ihres uralten Feindes, zu bekämpfen und zu töten. Der Tod ist ihnen wahrlich kein Unbekannter, doch dass Rhage das Vorwissen seines Bruders V, dass er beim aktuellen Angriff auf das Hauptquartier der Lesser tödlich verwundet wird, dass er sein Leben auf dem matschigen Feld eines verlassenen Internats aushauchen wird ignoriert, das gab es noch nie.
Statt sich, wie sein Bruder ihn inständig bittet, zurückzuziehen, greift Rhage ohne Rücksicht auf den Angriffsplan oder sein Leben an - und fängt sich eine Kugel ein. Nur dem Eingreifen seiner Shellan und dem Auftritt des Drachen, den die Jungfrau der Schrift in seinem Körper beschworen hat verdankt er es, letztlich allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz mit dem Leben davonzukommen. Warum aber hat er den Tod gesucht, warum alle Warnungen in den Wind geschlagen?
Während seine Kameraden Xcor gefangen nehmen und den komatösen Renegaten zunächst in ihrem Hauptquartier gefangen setzen, zwingt Mary Rhage die Wahrheit anzuerkennen - er, der umwerfende Krieger sehnt sich nach einem Kind - und Mary ist unfruchtbar ...
Das Erfolgsrezept - Gewalt und plakativer Sex - wird um eine tiefgreifendere Botschaft angereichert
Weiter, wie bisher, oder doch mehr, das war die Frage, die mich umtrieb, als ich mich an die Lektüre des aktuellen ersten Teils des neuen Romans machte. Nun zunächst läuft alles nach Schema X ab - es gibt die gewohnten Kämpfe der Black Dagger gegen die Lesser, sogar Omega höchstselbst taucht auf, die Sex-Szenen sind bekannt plakativ und deutlich geschildert - doch irgendwie bot sich der Text ein wenig anders, nachdenklicher an.
Das liegt auch daran, dass Rhage deutlich tiefer als bislang gewohnt gezeichnet wird, dass sein Seelenleben, sein Leiden und seine Sehnsucht nach Nachkommen vorsichtig aber letztlich überzeugend eingeführt und thematisiert werden. Dazu gesellt sich ein kleines Mädchen, das zusammen mit der schwerkranken Mutter in Frauenhaus der Vampire Schutz und Aufnahme gesucht hat. Hier wird das Thema Missbrauch deutlich, ja ergreifend angesprochen, was dem Buch insgesamt eine größere Tiefe verleiht.
Dass und wie die Kleine dann auf den Tod der Mutter reagiert ist distanziert, aber auch emotional einfühlsam dargestellt. Man merkt dem Text hier an, dass dies ein Thema ist, das der Autorin am Herzen liegt, das sie nicht einfach auf ihr Erfolgsrezept aufsetzt, sondern, das sie berührt. Hier entwickelt sich die Serie - endlich - weiter, und versucht aus dem mittlerweile allzu platten Schema auszubrechen.
Das tut der Lektüre gut, macht betroffen aber auch neugierig, wie es weiter geht und lässt dem Erscheinen der zweiten Hälfte des Romans gespannt entgegenfiebern.
J. R. Ward, Heyne
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