Unheimliche Geschichten
- dtv
- Erschienen: Januar 2017
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Klassiker in Neuauflage
Eigentlich hätte man den ersten Teil einer für dtv vom renommierten Übersetzer Andreas Nohl neu ins Deutsche übersetzten Geschichten Poes auch unter dem Titel "Ungewöhnliche Geschichten" veröffentlichen können und auf diese Weise die ungewollte Verwechslung mit einer früheren Edition in einem anderen Verlag vermeiden können.
Die bislang vorliegenden Übersetzungen, die in aller Regel von Wollschläger / Arno Schmidt gefertigt wurden, waren so schlecht meines Erachtens nicht. So stellte sich mir naturgemäß die Frage, warum dtv sich dazu entschloss, eine sicherlich nicht billige Neuübersetzung in Auftrag zu geben.
Neuübertragung in fünf Bänden, die der französischen Ausgabe nachfolgen
Edgar Allan Poes Oeuvre neu übertragen und in genau der Reihenfolge und Auswahl, wie sie 1856 in der französischen Ausgabe das Licht der Buchhandlungen erblickte in fünf Bänden herauszugeben, hat seinen Charme. Obwohl Poes Werk bereits vor der von Baudelaire zusammengestellten französischen Edition in einer 1853 erschienen drei-bändigen deutschsprachigen Übersetzung herauskam, sorgte erst die Begeisterung und der Einsatz Baudelaires dafür, dass Poe als Verfasser in Europa wahrgenommen und gewürdigt wurde. Man mag munkeln und unken, dass ohne Baudelaires unermüdliches Werben und Wirken Poe als Autor nie die Bedeutung erlangt hätte, die er heute als Klassiker hat. dtv hat dem Band dann auch die Fußnoten Baudelaires beigegeben, diese selbst aber leider nicht in einen geschichtlich-literarischen Kontext gesetzt.
Die neue Übersetzung der letztlich bekannten Geschichten liest sich - nun, ich wage es zu sagen - etwas kühl. Ich hatte eigentlich, insbesondere unter Berücksichtigung des doch hohen Preises für den Band, eine literatur-wissenschaftliche Einordnung der Geschichten und ihrer Historie erwartet, doch blieb es bei den Fußnoten Baudelaires und einem kurzen Nachwort des Übersetzers.
Das ist, angesichts der doch mannigfaltigen und preislich wesentlich günstigeren Alternativen, ein verlegerisches Wagnis, dessen Erfolgschance ich eher etwas skeptisch sehe.
Edgar Allan Poe, dtv
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