Die Königin der Schatten - Verflucht
- Heyne
- Erschienen: Januar 2016
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Überzeugender zweiter Band, der den Vorgänger nahtlos fortsetzt
Mit der Einstellung der „Lieferung“, dem Aushändigen von Menschen, nach Mortmesne, hat sich Kelsea Glynn, die Königin von Tearling, den Zorn der Herrscherin Mortmesnes, der Roten Königin, zugezogen, und einen Krieg hervorgerufen. Leider ist die Mortarmee deutlich stärker als die Teararmee, so dass sie immer mehr Boden gewinnt.
Kelsea selbst hat sich sehr verändert, äußerlich ist sie kaum wiederzuerkennen, und in ihrem Inneren scheint sich etwas Dunkles anzusiedeln, etwas Dunkles, das mit Macht nach außen drängt, und das Kelsea nur schwer in Zaum halten kann. Noch etwas anderes Dunkles nimmt Kontakt mit ihr auf, ein Wesen, das bisher im Fairwitchgebirge gefangen war, und das nun seine Ketten sprengen möchte. Es bietet Kelsea viel, und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, dass sie sich auf einen Handel einlässt.
Überraschender Settingwechsel
Erstmals werfen wir in diesem Band einen Blick auf die Zeit vor der Überfahrt, in das Jahr 2083. Lily Mayhew, verheiratet mit einem Angehörigen des Verteidigungsministeriums, gehört zur reichen Oberschicht und lebt abgeschottet hinter meterhohen Mauern. (Fast) Alle Menschen tragen Chips und werden rund um die Uhr von einer „Security“ genannten Organisation überwacht. Eine Rebellengruppe wehrt sich und Lily gerät in deren Dunstkreis, nicht nur, aber auch, weil sie das Leben mit ihrem gewalttätigen Ehemann nicht mehr erträgt.
Die Geschichte geht im zweiten Band der Trilogie nahtlos weiter und bekommt mit dem Erzählstrang aus der Vergangenheit einen interessanten und spannenden neuen Part. Endlich erfährt man, was hinter der Überfahrt steckt und lernt sogar Menschen jener Zeit kennen. Durch einen gelungenen Kunstgriff verbindet die Autorin diese Szenen mit Kelseas Geschichte, die ebenso nicht mit Spannung geizt, und über die bereits aus dem ersten Band bekannten Charaktere neue Information liefert oder sogar manches Geheimnis lüftet. Manch ein Charakter durchläuft eine überraschende Entwicklung, besonders Pater Tyler, der Festungspriester, gelangt an seine Grenzen und hat mir in diesem Band sehr gefallen.
Eine gute Erzählerin und ihre Charaktere
Neu eingeführte Personen bereichern die Geschichte, wie etwa der Kerkermeister Ewen, den ich sofort in mein Herz schloss, und der eine schöne Entwicklung erfährt, oder Hall, dessen Zwillingsbruder mit einer Lieferung aus seinem Leben verschwand, und der nun die Mortarmee mit erstaunlichen Erfindungen am schnellen Vorrücken zu hindern versucht. Als neuer Antagonist wird der „Heilige Vater“ etabliert, ein gelungener Antagonist, der schockiert und viele negative Gefühle beim Leser auslöst.
Vielen der Charaktere gönnt die Autorin gut ausgearbeitete Hintergrundgeschichten, die sie sehr lebendig erscheinen lassen. Um andere gibt es noch mehr oder weniger große Geheimnisse, auch nach diesem Band sind noch nicht alle aufgedeckt.
Erzählen kann Erika Johansen, schnell entwickelt die Geschichte einen Sog, der den Leser kaum noch loslässt. Durch Perspektivwechsel entstehen immer wieder Cliffhanger, so dass man regelrecht weiterlesen muss. Am Ende des Romans angelangt, freut man sich über zahlreiche neue Erkenntnisse, will aber letztlich nur eins: Den Abschlussband in Händen halten, um so schnell wie möglich zu erfahren, wie die Geschichte endet.
Fazit:
Wer Band 1 mochte, wird Band 2 ebenso lieben, von der Entwicklung der Geschichte aber überrascht sein. „Verflucht“ führt die Geschichte gelungen und sehr spannend weiter, bringt interessante Entwicklungen, neue Erzählstränge und authentische Charaktere ins Spiel und erhöht die Vorfreude auf den Abschlussband enorm. Wer Band 1 noch nicht kennt, sollte diesen unbedingt zuerst lesen.
Erika Johansen, Heyne
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