Willkommen in Night Vale

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Januar 2016
  • 0
Willkommen in Night Vale
Willkommen in Night Vale
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Maria Kusnierz
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2016

Love it or hate it

Eines vorweg: Ich habe es genossen. Doch ich kann auch verstehen, dass vielen dieses Buch einfach nichts geben wird.

Night Vale ist ein kleines Städtchen irgendwo im Nirgendwo. Es passiert viel und gar nichts. Je nachdem, was die Regierung gerade beschließt. Hä? Genau. Der Leser lernt zwei Frauen kennen, Jackie Fierro, ewige, nicht alternde 19 Jahre alt und Diane Crayton. Jackie arbeitet in einem Pfandhaus, das nicht im Geringsten so ist, wie man sich ein Pfandhaus vorstellt. Eines Tages kommt ein Fremder ins Pfandhaus und lässt ihr einen Zettel mit der Aufschrift "King City" da. Dann verschwindet er und Jackie kann den Zettel nicht loswerden und sich auch irgendwie nicht mehr so richtig an den Mann erinnern. Sie macht sich auf die Suche.

Diane ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes in der Pubertät, der je nach Stimmung und persönlichem Befinden seine äußere Gestalt ändern kann (So richtig mit Tentakeln, oder einem Schnabel.). Diane arbeitet in einem Büro und vermisst ihren Kollegen Evan, der von einem Tag auf den nächsten nicht mehr da ist. Niemand kann sich an ihn erinnern. Diane macht sich ebenfalls auf die Suche.
Diese Suche führt beide Frauen zusammen. Soviel zum Inhalt.

Die Story lebt (und stirbt) durch die Sprache und den widersprüchlichen Inhalt. Jeder Satz enthält, scheinbar oder tatsächlich, Hintersinniges. Hat man, nach 100 durchaus amüsanten Seiten endlich einen roten Faden gefunden, wird man jäh aus dem Geschehen gerissen. So richtig los geht es erst nach 200 Seiten. Um Willkommen in Night Vale zu genießen, muss man sich die Mühe machen, sich nicht die Mühe zu machen. Wirklich alles in und an der Story ist anders, als man es erwartet. Kleines Beispiel gefällig? Bibliotheken sind lebensgefährliche Orte. Nur selten verlässt sie jemand lebend.
Versucht man, hinter den Sinn oder "auf den Trichter" der Geschichte zu kommen, wird es anstrengend und daher langweilig. Der Sinn ist nicht zu entdecken. Jedenfalls nicht sofort.

Einfach alles ist anders in Night Vale und warum das so ist, erklärt dem Leser niemand. Engel sind illegal und sie heißen alle Erika. Nachts tun immer nur alle so, als würden sie schlafen.

Wer sich bei der Lektüre unterhalten fühlen möchte, muss weg vom "Eintauchen-Wollen" in die Geschichte. Nach Night Vale geht der Leser nicht, Night Vale kommt zum Leser. Wer das verstanden hat und zulassen kann, hat ein skurriles, witziges und unglaublich kreatives Buch mit einer wirklich liebenswert absurden Geschichte in den Händen, das vor Charme und Gesellschaftskritik nur so strotzt. Es macht wirklich Spaß, auch wenn der Anfang, zugegebener Maßen etwas zu langatmig daherkommt und das Ende in seiner Banalität fast schon wie eine Frechheit wirkt.

Wer schon zu Beginn nach Anhaltspunkten und Richtungsweisern sucht, gibt spätestens nach 150 Seiten frustriert auf und ärgert sich über die vertane Zeit.

Willkommen in Night Vale

Jospeh Fink & Jeffrey Cranor, Klett-Cotta

Willkommen in Night Vale

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