Tripods - Die dreibeinigen Herrscher
- Cross Cult
- Erschienen: Januar 2016
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Die Neuauflage eine Klassikers - und was für ein Prachtband ist es geworden!
Die Aliens sind da! Das, was Orson Welles in seinem Hörspiel Krieg der Welten thematisierte, wurde wahr. Allerdings kamen die Invasoren nicht vom Mars, sondern aus den Tiefen des Alls. Mittels Hypnosestrahlen, die zusammen mit dem Fernsehprogramm ausgestrahlt wurden, haben sie sich mühelos die Menschheit untertan gemacht und beeinflusst.
Im ersten Roman, den der Autor mehr als 20 Jahre nach der ursprünglichen Trilogie um die dreibeinigen Monster geschrieben hat, schildert Christopher uns die Ankunft der Außerirdischen und ihre perfide Machtübernahme. Erschreckend real lässt sich die schleichende Indoktrinierung der Menschheit an, die aus Sicht von Lawrence, Laurie genannt erzählt wird. Als einer der ersten Menschen erblickt unser Erzähler eine der dreibeinigen Maschinen, die die Fremden nutzen, um sich auf der Erde zu bewegen.
Der Angriff der ersten drei Tripoiden wird fast schon zu mühelos abgewehrt. Der russische Tripoid fällt einem Raketenbeschuss zum Opfer, englische Flugzeuge nehmen den dortigen Dreibeiner aufs Korn während sich die Maschine in den USA in die Luft sprengt. Doch kann es wirklich so einfach sein, eine außerirdische Invasion abzuwehren?
Während die Verantwortlichen sich noch gegenseitig auf die Schulter klopfen, beginnt die eigentliche Invasion mittels der vorab bereits erwähnten TV-Hypnose. Laurie und seiner Familie gelingt in letzter Minute die Flucht in die Schweiz, wo sich der Widerstand formiert.
Gut einhundert Jahre später hat sich die Herrschaft der "Meister" verfestigt. Jegliche Technologie wurde verboten, die Menschheit auf ein mittelalterliches Niveau zurückgefallen. Zum dreizehnten Geburtstag, am Tag der Weihe erhält ein Jeder eine Denkkappe, die den Aliens die direkte Einflussnahme auf den jeweiligen Menschen ermöglicht. Für den jungen Will Parker ist der Tag näher gekommen. Als er allerdings bemerkt, wie sich sein bester Freund nach der Weihe verändert, sieht er seinem Ehrentag mit recht gemischten Gefühlen entgegen. Als ein Wanderer, ein Mensch, bei dem die Kappe nicht funktioniert und der dadurch geistig erkrankt, sein Dorf besucht ahnt er nicht, dass er in Ozymandias einen Rebellen der weißen Berge (Schweizer Alpen) vor sich hat. Zusammen mit seinem Cousin Jack und Jean-Paul aus dem ehemaligen Frankreich reisen sie gen Süden und schließen sich dem Widerstand an.
Im zweiten Band der ursprünglichen Trilogie schleichen sich Will und sein deutscher Freund Fritz in eine der Städte der Meister ein. Im letzten Band dann wird der Endkampf gegen die Invasoren geschildert. Die Zeit drängt, wollen die Aliens doch die Erde für ihre Zwecke umgestalten,was den Tod aller Menschen zur Folge hätte.
Man merkt dem Text sein Alter an, doch auch die Faszination, die von diesem ausgeht
Was heutzutage, in der Zeit, da Dystopien die Bestsellerlisten stürmen, gang und gäbe ist, das war zur Zeit, als die Trilogie, der der Autor später die Vorgeschichte noch hinzugab, zum ersten Mal im Arena Verlag erschien, eine Sensation.
Da eroberten Aliens die Erde, unterjochten die Menschen, ja drohten diese auszulöschen! Dabei war der Menschheit doch der Erbe des Universums entsprungen, sie als die dominante Macht in der Galaxie vorgesehen! Unerhört, skandalös und ungewöhnlich zugleich!
Ich erinnere mich noch gut daran, wie in der städtischen Bibliothek die Bände, die - ungewöhnlich für Jugendbücher - sogar jeweils zweifach im Bestand waren, grundsätzlich immer ausgeliehen waren. Die doch seltsamen Titelbilder, dazu das Spiel mit der Invasion von Aliens, dem Verbot von Technologie und dem Widerstand bot - nicht nur für Jugendliche - packende Unterhaltung pur.
Insbesondere die atmosphärisch wunderbar beschriebene Welt in der wir neben Will auch auf weitere mutige Jungen trafen, zogen uns in ihren Bann. Natürlich hat die Handlung logische Ungereimtheiten, doch das störte uns damals und mich jetzt bei der erneuten Lektüre wenig. Zu sehr zieht der Autor seinen Leser in die Handlung, zu sehr unterschied sich der Plot auch von dem, was man sonst als Science Fiction angeboten bekam. Da wurde nicht die Technik verherrlicht, da schickte sich die Menschheit nicht an, sich das All und alle darin Lebenden untertan zu machen, sondern man musste mit eine Bedrohung fertig werden. Dass dazu viel Zivilcourage notwendig war, das man scheinbar fest zementierte Verhaltensmuster hinterfragen musste, sorgte dafür, dass auch die grauen Zellen etwas zu arbeiten bekamen.
Natürlich sind die beschriebenen Rollenbilder der damaligen Zeit verhaftet, Frauen spielen zum Beispiel keine Rolle, die angebotenen Lösungen erscheinen ein wenig einfach und konstruiert. Und doch ist der alte Flair nach wie vor da.
Zusammen mit dem Piper Verlag, der dankenswerterweise diese Neuausgabe in die Wege leitete, beschloss man bei Crosscult den Band nicht nur gemeinsam mit Piper zu produzieren, sondern dem Leser auch eine Prachtausgabe anzubieten. Nicht nur Hardcover, auch ganzseitige Illustrationen aus der Werkstatt Timo Wuerz´ bereichern das Buch, setzen die Handlung wunderbar grafisch um.
Da werden Erinnerungen an die eigene Jugend, an die erste Begegnung mit den dreibeinigen Monstern wach, an Nächte mit der Taschenlampe unter der Bettdecke und an klopfende Herzen, wenn man in der Bücherei endlich das lang ersehnte Buch im Regal vorfand.
John Christopher, Cross Cult
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