Die heilige Kuh
- Heyne
- Erschienen: Januar 2015
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5 Punkte
Idyllisch,
Die Kuh Elsie lebt glücklich und zufrieden auf einer amerikanischen Farm, zwar fragt sie sich manchmal, wohin ihre Mutter verschwunden sein könnte und warum sie sich nicht verabschiedet hatte, sagt sich dann aber, dass das Leben halt so ist und dass Mütter verschwinden, jedenfalls die von Kühen, allen geht es so, nicht nur ihr.
traurig,
Eines Abends erhält Elsie die Gelegenheit eine Fernsehsendung zu sehen - und dort erfährt sie Unglaubliches, über Massentierhaltung und über das Schlachten. Dorthin also ist ihre Mutter gegangen und dorthin wird wohl auch sie eines Tages müssen.
kritisch,
Elsies Leben ist auf den Kopf gestellt und sie beschließt, sich nicht in ihr Schicksal zu fügen, nein, sie wird es selbst in die Hand nehmen und sich an einen Ort begeben, an dem Kühe nicht geschlachtet und gegessen, sondern geliebt und verehrt werden: Indien. Doch wie dort hinkommen?
Jerry, das Schwein, das ebenfalls auf Elsies Farm lebt, hat ein ähnliches Problem, sein gelobtes Land ist jedoch ein anderes: Israel, Schweine werden dort zwar nicht geliebt, aber auch nicht gegessen. Jerry ist bereits zum jüdischen Glauben übergetreten, nennt sich jetzt Schalom, liest fleißig die Thora und spricht mit jiddischem Akzent. Er will sich Elsie anschließen, zumindest einen Teil der Reise mit ihr zusammen zurücklegen. So richtig erfolgreich können die beiden aber erst planen, als sich ihnen der Truthahn Tom anschließt, der nicht nur ein iPhone besitzt, sondern dieses auch mit Hilfe seines Schnabels bedienen kann, jetzt können die drei sich anhand von Karten eine Route überlegen. Toms Ziel ist übrigens die Türkei, die heißt auf englisch Turkey - wie der Truthahn ...
ziemlich abgedreht,
Nach einigem Planen und Üben gelingt es den Drei schließlich die Farm zu verlassen und sich auf eine abenteuerliche, gefährliche und sonderbare Reise zu begeben.
David Duchovny, vielen als Fox Mulder aus der Akte-X-Serie bekannt, hat hier eine kleine, aber feine Geschichte geschrieben, die ganz harmlos anfängt, aber immer abgedrehter wird. Man muss schon offen für absonderliche Situationen und zwar unglaubhafte, aber phantasievolle Situationen sein, dann kann man das Ganze wirklich genießen und sich immer wieder neu amüsieren. Alleine die Vorstellung, wie die Drei sich mit ein bisschen Verkleidung an Bord eines Flugzeuges schleichen und als Menschen durchgehen, bringt mich zum Schmunzeln.
und sehr amüsant.
Elsie erzählt ihre Geschichte selbst, mal im Fließtext, mal in Dialogform oder aufgebaut wie in einem Drehbuch, oft direkt an den Leser gewandt, dabei oft aus dem Nähkästchen plaudernd, z. B. wenn sie hin und wieder von ihrer Agentin berichtet, der die eine oder andere Szene so gar nicht gefällt, weil dadurch ev. ein möglicher Sponsor abspringt oder die Produktplazierung nicht so positiv ausfällt, wie es wünschenswert wäre. Auch ihre Tipps, wie man das Manuskript am besten erstellt, um Filmproduzenten anzulocken, sind klasse. Urkomisch auch manche der Vergleiche, die Elsie zieht, wie etwa:
„Hunde sind der Blumenkohl des Tierreiches" (S.34, da sie weder Tier noch Mensch seien, ähnlich wie jener weder Blume noch Gemüse)
Popkulturverweise gelingen Elsie schon ganz gut, dafür sorgen schon die Titel der einzelnen Kapitel, die teilweise an Songs angelehnt sind. Manche der Anspielungen wurden eingedeutscht, so dass sogar Dieter Thomas Heck seine Erwähnung bekommt. Nicht jede Eindeutschung allerdings ist gelungen, der Kölsch sprechende Hund wirkt übertrieben.
Gut zur Geschichte passen die Illustrationen, die optisch an die eines Kinderbuches erinnern. Ein Kinderbuch ist der Roman aber nicht, obwohl ihn ältere Kinder sicher zusammen mit ihren Eltern lesen können. So amüsant der Roman über weite Strecken ist, so ernst sind manche seiner Themen, der Umgang der Menschen mit ihren Tieren, der Nahostkonflikt, die Armut Indiens wird angesprochen - und vor allem das erste Thema macht gerade durch die Betroffenheit der Protagonisten traurig. Der Autor ist bekennender Vegetarier und engagiert sich im Tierschutz, das ist zu merken, die Botschaft ist nicht übertrieben aufdringlich, am Ende aber angekommen.
Eine kleine, aber feine, und sehr humorvolle Geschichte mit mehr als einer ernsten Botschaft, die mit viel Augenzwinkern geschrieben wurde und viele Leser verdient hat.
David Duchovny, Heyne
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