Ein lang vergessenes Sub-Genre meldet sich zurück
Es gab einmal eine Zeit, man mag sie zurecht oder zu Unrecht als die gute Alte beschreiben, da erschienen in den Fantasy-Reihen im teutonischen Sprachraum gar viele Bücher, die mutige, zuschlagende Helden präsentierten, die sich mit dem geschmiedeten Stahl in der Hand Respekt verschafften. Gleich, wer sich ihnen in den Weg stellte, wer auch immer sie, oder Unschuldige, schlimmer noch diejenigen, die das Gold in ihren Säckeln für Schutz auszugeben bereit waren bedrohte, konnte sich sicher sein, dass der geschärfte Eisenstab ihnen das Vorhaben ganz schnell austreiben würde. Gleich ob es gegen dunkle Magie, finstere Mordbuben oder Dämonen zu Felde ging, die Recken und mit diesen der Leser erwartete ein paar höchst vergnügliche Stunden an der Seite ihrer Protagonisten.
Dann kam Potters Harry, und seitdem ist die Fantasy-Welt eine andere. Vampir-Beaus, magische Internate, Werwesen, die in Privatjets von Kontinent zu Kontinent eilen bestimmten fürderhin die Buchregale. Die alten Recken, sie schienen ausgedient zu haben.
Wenn man sich aber die Programmvorschauen so zu Gemüte führt wird deutlich, dass eben jene lange Zeit vernachlässigte Wanderer in der Finsternis vor einer Renaissance stehen. Bei Goldkonda kam "Kane, der Verfluchte" zu neuen Ehren, Festa brachte "Conan" wieder auf den Markt, die Edition Phantasia "Fafhrd und den grauen Mausling" - und ein mir bis dato unbekannter Verlag, Prometheus genannt erdreistete sich gar eine Anthologie deutschsprachiger Autoren um die lang vergessenen alten Helden vorzulegen.
Fantasy aus deutschen Landen frisch auf den Tisch
Nicht weniger als 15 Geschichten von Anja Bagus, B.C. Boldt, Tom Daut, Torsten Exter, Marc Geiger, Christian Günther, Peter Hohmann, Daniel Isberner, Mike Krzywik-Groß, Thorsten Küper, Gloria H. Manderfeldt, Kay Noa, Christel Scheja, Judith & Christian Vogt und Florian Wehner erwarten den Rezipienten. Zu erwähnen ist zunächst, dass jede der Geschichten illustriert wurde. So unterschiedlich die Illustratoren, so abwechslungsreich ihre Kunstwerke, die aber jedes Mal den Inhalt kongenial wiedergeben. Inhaltlich wartet ein bunter Strauss auf den Jungen im Mann. Brachial geht es zu, aber auch ein wenig augenzwinkernd, überraschen, so manches Mal gar nachdenklich. Sprachlich auf erstaunlich durchgängig hohem Niveau überraschen die Plots immer wieder durch so nicht vorhersehbare Wendungen.
Welche Geschichten aber haben mir persönlich am Besten gefallen?
Nun Christian Günthers Auftaktgeschichte "In den Wäldern so Still" nutzt auf den ersten Blick bekannte, Stereotypen um dann eine atmosphärisch sehr dichte Story zu weben. Anja Bagus, deren "Das letzte Lied" sich gleich als zweiter Beitrag anschließt hat mir persönlich, auch wegen der melancholischen Note im Finale, am besten gefallen. Zunächst ganz in einer typischen Fantasy-Welt beheimatet, treffen wir auf zwei Abenteurer, die das Schicksal gar schwer prüft ... Voller Gefühl, dabei ohne jegliche Sentimentalität erwartet eine Erzählung den Leser, die noch lange nachwirkt. Aber auch die anderen Beiträge wissen, jede auf ihre Art zu überzeugen. Wie gesagt, handwerklich bietet sich der Band aus einem Guss an, ist sorgfältig redigiert und sauber gedruckt. Einzig für den Umschlag hätte man eine etwas dickere Pappe w+verwenden dürfen – doch wenn das alles ist, was es zu bemäkeln gibt, dann spricht dies ganz eindeutig dafür, dass Interessierte wie Neuleser auf dem Gebiet der Sword & Sorcery dem band eine Chance geben – sie werden es nicht bereuen!
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