Ära der Drachen - Schattenreiter
- Egmont Lyx
- Erschienen: Januar 2016
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Drachenfantasy der anderen Art made in Germany - ein Gütssiegel
Es gab einmal eine Zeit, da die Menschen oben, inmitten von dem, was übrig geblieben ist, gelebt haben. Jetzt sind die Häuserschluchten von Manhattan, von ganz Groß- New York, ja von der ganzen Welt verfallen, dem giftigem Odem der Luft ausgesetzt. Diejenigen, die den Krieg überlebt haben, sind in die Tiefe der Erde abgetaucht. Hier, in den weitverzweigten Tunneln, den Gängen und Kavernen haben sie sich mühsam ein neues, ein karges Leben aufgebaut.
Diebe, wohlgeschützt durch Atemmasken und Schutzkleidung gehen immer wieder nach oben, plündern die Ruinen und schaffen dringend Benötigtes, wie auch Erinnerungen an ein früheres Leben nach unten. Dass sie dabei immer wieder den Gefahren der Oberfläche zum Opfer fallen ist bekannt, treibt die Preise nach oben. Dann nicht nur gefährliche Killer-Reptilien warten in den Ruinen auf Unvorsichtige, der Himmel selbst ist die Heimat der größten Bedrohung. Die Ära der Menschen ist vorüber, jetzt herrschen die Drachen und ihre Reiter.
Sira hat es gelernt, vorsichtig zu sein. Ihre Eltern fielen dem Überfall von Dachenreitern zum Opfer, nur ihrem kleinen, kränklichen Bruder und ihr selbst gelang die Flucht. Seitdem hält sie sich und ihre Restfamilie durch Diebstähle an der Oberfläche über Wasser. Als einzige Frau unter den Dieben hat sie es dabei nicht unbedingt einfach. Doch, was keiner weiß, gegenüber ihren Konkurrenten hat sie einen entscheidenden Vorteil - sie ist gegen die giftige Atmosphäre immun.
Als die königlichen Drachenreiter einen neuen Anschlag auf die Tunnel ausführen bei dem auch Siras Bruder von Drachenmagie getötet wird, steht sie an einem Wendepunkt ihres Lebens.
Sie könnte weitermachen, wie bisher. Sich verstecken, Pfannen und Messer aus der Oberwelt stehlen und ihrem Traum von der Flucht in die Wildnis träumen - oder sie könnte zusammen mit Norik, dem Sturmreiter und Rebell, gegen den König und seine Schattenreitern zu Felde ziehen - doch dafür muss sie zunächst ihren Hass gegen die Drachen überwinden, und ihre Gaben annehmen ...
Ungewöhnliche übernatürliche Gestalten und markante Figuren, das Pfund mit dem Gesa Schwartz wuchert
Dystopien sind, wie bekannt, nicht unbedingt die Werke, die ich am liebsten zur Hand nehme. Nun kann und soll man dies nicht verallgemeinern, zumal Gesa Schwartz mich in ihren Romanen bislang immer in ihren Bann ziehen konnte. So gab ich dem optisch wunderbar gelungenen Buch, das im Inneren noch einige ganzseitige, kongeniale Illustrationen von Drachen für seine Leser bereit hält, eine Chance und habe dies, um das vorwegzunehmen, nicht bereut.
Ära der Drachen ist in einer Zukunft angesiedelt, in der die Menschen zunächst in Eintracht mit den Drachen lebten. Nach einem zunächst nicht näher beschriebenen Krieg herrscht ein despotischer König mit und mittels den Drachen und seiner mitleidlosen Drachenreiter über die Welt, unterjocht und jagt die Überlebenden in ihren Tunneln und Gängen.
Mit Sira hat die Autorin erneut eine tapfere Frau in den Mittelpunkt ihrer Handlung gestellt. Dass noch nie eine Frau zur Drachenreiterin ausgebildet wurde, dass sie sich auch ihren Platz unter den Dieben mühsam erobern musste bietet Schwartz die Gelegenheit ihre Aussagen zur Gleichberechtigung und zum Umgang mit Vorurteilen mit einfließen zu lassen. Dabei ist die Protagonistin beileibe keine einfache Gestalt für ihre Leser. Sie ist voller Gefühle, impulsiv, überbrodelnd und aggressiv aber auch voller Angst. Dabei ist sie - nachvollziehbar - zögerlich, dann wieder vorpreschend, für jeden Schritt voran, macht sie kurz darauf einen halben zurück - das wirkt in seiner Ausgestaltung sehr realitätsnah und damit überzeugend und nachvollziehbar. Dabei offenbart sie durchaus Nehmerqualitäten, entwickelt sich fort und wächst uns so langsam ans Herz.
Dass die Autorin New York bereist und erforscht hat bemerkt man den einfühlsamen aber auch detailreichen Darstellung der Häuserschluchten mit ihren leeren Wohnungen, den ausgebrannten Fahrzeugen und bröckelnden Hochhäusern.
Mit den Drachen hat die Autorin dann, wie vorher mit dem Gargoyle bzw. den Nevilim wieder ein übernatürliches Element abseits des Üblichen in ihre Handlung eingebaut. Die Drachen sind sehr interessant und differenziert dargestellt, eine sich abzeichnende zögerliche Romanze wirkt nicht überladen, der Kampf gegen den Despoten sorgt für jede Menge Dramatik und packende Kampfbeschreibungen, wobei immer auch Platz für nachdenkliche Szenen bleibt.
Stilistisch bleibt Gesa Schwartz sich treu. Ausschweifend, dabei aber angenehm flüssig zu lesen bietet sich der Text an, der einmal mehr mit Figuren punktet, die sich hinterfragen, die vielschichtig gezeichnet sind und die uns so an die Hand nehmen und in die phantastische Handlung ziehen.
Gesa Schwartz, Egmont Lyx
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