Vor dem Fall
- Papierverzierer
- Erschienen: Januar 2015
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Ein phantastischer Noir Thriller in einem faszinierenden urbanen Moloch
Willkommen zurück in Mahala, der Stadt im Pass. Zwischen steilen Berghängen gelegen beherrscht die Metropole seit Generationen den Handel. Einst ruhte ihre Macht auf dem Synth, der die Maschinen antrieb - bis man schmerzhaft herausfand, dass Synth hochgiftig ist. Danach übernahm das Ministerium die Macht, Glimm sorgte als Ersatz für das Synth dafür, dass der Handel weiter lief - bis ich herausfand, dass Glimm auf Schmerzen basierte. Schmerzen, wie in Tod, wie in unermesslichem Leid.
Gestatten, dass ich mich vorstelle; Rojan Dizon ist mein Name, Schmerzmagier. Mein Geld verdiente ich in der Oberstadt damit, Verschwundene und Flüchtige aufzuspüren. Jetzt betreiben wir wenigen Schmerzmagier mit unseren Gaben die Maschinen, die allein das Überleben der Stadt sichern. Doch irgendwer bringt Menschen um - magisch begabte Menschen, zerstört eine vielversprechende Neuentwicklung und schürt Neid und Hass auf den Strassen meiner Stadt. Wenn ich nicht bald herausfinde, wer hinter den Morden steckt ist es aus mit Mahala, aus mit mir, meinem Bruder und meiner Halbschwester - die einzigen Menschen, die mir am Herzen liegen ...
Ein kauziger Protagonist in einem faszinierenden Setting
Francis Knights zweiter Roman um den Schmerzmagier und Underdog Rojan Dizon besticht erneut durch seinen kauzigen Protagonisten und mehr noch, durch das nach wie vor faszinierende Setting. Eine Stadt, ein Moloch, eine urbane Metropole die in den Himmel hinein gebaut wurde, bei der sich Etage über Etage türmt, deren Bewohner, außer die Begütertsten, die Sonne nie zu sehen bekommen, übt einen unheimlichen Reiz auf den Leser aus.
Atmosphärisch erinnerte mich die Darstellung an Werke Philip K. Dicks oder China Miévilles, spürt man in jeder Zeile die Tristesse und Verzweiflung ihrer Bewohner, die vom scheinbar allmächtigen Klerus noch angeheizt wird. Hier werden schlimmste Erwartungen erfüllt. Diejenigen, die sich eigentlich um das Wohl ihrer Schäfchen kümmern sollten haben zumeist nur ihre eigene Machterhaltung im Sinn, wollen ihre Pfründe sichern - koste es, was es wolle.
In dieser düsteren Kulisse präsentiert uns die Autorin zunächst einen auf den ersten Blick üblichen Detektivplot. Es geht um die Suche nach dem dem Täter der Morde, nach den Schuldigen und deren Motive. Und es geht um Geheimnisse, Intrigen und Verrat - das alles satt angelegt, dass wir so manches Mal schockiert inne halten. Immer wieder gelingt es der Autorin uns hier zu überraschen, präsentiert sie uns Bilder, wie wir sie ähnlich aus den Zeitungen kennen, nur vorliegend in einem anderen, phantastischen Umfeld.
In dieser Welt gibt es Elektrizität ebenso wie Magie, oder sollten wir lieber parapsychische Gabe dazu sagen, Pistolen und Schwerter, moderne Sklaven und Hospitäler - für, die, die sie sich leisten können.
So ist dies keiner der üblichen, austauschbaren Fantasy-Romane, aber auch keine gängige SF. Es ist eine Mixtur als Thriller, Krimi und phantastischen Roman voller Wendungen und Überraschungen. Mit dem Mittelband der Trilogie, wartet eine Lektüre auf den Leser, die sich abseits gängiger Pfade bewegt, eine Welt, die kraftvoll gezeichnet in ihrer inneren Realität überzeugend beängstigend wirkt.
Francis Knight, Papierverzierer
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