Zsadist & Bella
- Heyne
- Erschienen: Januar 2015
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Eine geschundene Seele wagt es zu hoffen
Die Bedrohung für die zurückgezogen mitten unter den Menschen lebenden Vampire ist grösser denn je. Die Lesser, ihrer Seelen beraubte Untote, die die Vampire im Auftrag Omegas verfolgen, foltern die gefangen genommenen Vampire, um von diesen den Aufenthaltsort ihrer Gegenspieler, der Black Dagger zu erfahren.
Seit kurzem hat O in seiner Stahlröhre einen ganz besonderen Gefangenen - Bella, eine Vampirin aus dem Adelsgeschlecht der Nosferatu. Doch O hat nicht vor, die Bluttrinkerin zu töten - nein, diese erinnert ihn viel zu sehr an seine verstorbene Ehefrau. Anders als diese aber, hält die Vampirin viel mehr seiner gar nicht zärtlichen Liebesbeweise aus.
Währenddessen sind die Dagger fieberhaft auf der Suche nach der Entführten. Insbesondere Zsadist, der von Sklaverei gezeichnete absonderlichste der Kämpfer fühlt sich innerlich von der schönen Aristokratin angezogen. Doch darf er, der Jahrzehntelang missbraucht wurde, überhaupt auf Liebe hoffen, hat er nicht alles persönliche Glück längst verspielt, dient dem Schicksal und der Jungfrau der Schrift als gnadenloser Krieger der in seiner blindwütigem Toben selbst seinen Brüdern fremd bleibt?
Zsadist nimmt selbst in der aussergewöhnlichen Gruppe der Black Dagger - Vampirkrieger deren Aufgabe es ist ihre Artgenossen vor der Verfolgung und Ermordung durch die Lesser zu schützen - eine Sonderstellung ein.
Als Kind entführt, und jahrhundertelang von einer Vampirin sexuell missbraucht, geknechtet und gemartert ist er innerlich Tot. Erfüllung kann er nur im Schmerz finden, einzig sein Zwillingsbruder hat einen, wenn auch geringen Einfluss auf den narbenübersäten Krieger.
Doch dann lernt er in der Aristokratin Bella eine Frau kennen, die sich von seinem Äusseren nicht abschrecken lässt, die tiefer blickt, und sich in die geschundene Kreatur verliebt.
Als Bella von den Lessern gefangen genommen wird, gelingt es Zsadist mit Hilfe seiner Brüder sie zu befreien. Doch noch während die beiden von der Brunft ereilt werden, macht sich der Lesser-Anführer daran, für die Befreiung grausame Rache zu üben....
Leider, neben einer durchaus packenden Geschichte viel verschenktes Potential
Der Roman fügt sich nahtlos in den Zyklus um die Black Daggers ein. Viel Gefühl, eine deftige Prise Erotik, spannende Kämpfe, die aber immer ein wenig distanziert geschildert werden, das ist die Mischung, mit der Ward auch hier wieder punktet.
In den Staaten haben die grossen Buchhandelsketten ganze Regalwände für entsprechende Titel reserviert, und wie üblich schwappt die Welle etwas verzögert auch zu uns über den grossen Teich. Insbesondere "Mira" und "Lyx" haben sich entsprechende Vampir-Romanzen gesichert, die anderen Grossverlage ziehen etwas verhaltener mit.
Heyne hat mit J. R. Wards Romanzyklus keinen schlechten Griff getan. Im Gegensatz zu vielen ihrer Konkurrentinnen versucht die Autorin weder krampfhaft humorvoll zu fabulieren, noch ergehen sich ihre Figuren seitenlang über mehr oder weniger bedeutende modische Designs. Ward versucht ein glaubwürdiges und zumindest ansatzweise eigenständiges Gerüst unter ihre Romane zu legen, und interessante Figuren zu schaffen.
Jedes ihrer Werke ist einem der Black Dagger gewidmet. Mit vorliegendem Werk stellt sie uns den für mich bislang interessantesten der Dagger näher vor. Eine geschundene Kreatur, voller Selbsthass, innerlich gebrochen und doch ein Bär von Mann, auch wenn es die Autorin bei der ständig sich wiederholenden Lobpreisung seiner Manneskraft etwas arg übertreibt, wird uns zunächst anhand seiner Obsession für die Verschwundene portraitiert. Das erinnert ein wenig an die Schöne und das Biest, wobei die Autorin hier die Gründe für die wechselseitige Zuneigung eher im Diffusen lässt. Im Verlauf der Handlung erfahren wir ein wenig mehr aus der persönlichen Historie Zs, aus der Zeit seiner Knechtschaft. Erstmals im Verlauf der Serie öffnet die Autorin hier den Vorhang zur Vergangenheit, zeigt uns einen kurzen Abriss des Lebens der Vampire im Europa des 17. Jahrhunderts. Erst spät nutzt die Autorin dabei die Gelegenheit uns Z genauer vorzustellen. Die Beziehung zu seinem Zwillingsbruder, der sich nicht verzeihen kann, dass nicht er, sondern Zsadist damals geraubt wurde, dass er Jahrhunderte gebraucht hat, seinen Bruder zu finden und zu befreien, die Spätfolgen des Missbrauchs, die es Zsadist nicht ermöglichen sich Anderen zu öffnen, geschweige denn eine normale sexuelle Beziehung aufzubauen, die Selbstverstümmelung, all diese vielschichtigen und interessanten Ansätze werden für meinen Geschmack zu spät angesprochen und zu kurz abgehandelt. Hier hat die Autorin deutlich Potential verschenkt.
Insgesamt dennoch eine erfreulich eigenständige Schöpfung mit interessanten Gestalten, die den Leser zu fesseln wissen.
J. R. Ward, Heyne
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