Die Blausteinkriege I - Das Erbe von Berun

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2015
  • 2
Die Blausteinkriege I - Das Erbe von Berun
Die Blausteinkriege I - Das Erbe von Berun
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Carsten Kuhr
87°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2015

Ein Krieg droht - und entsendet seine Vorboten

Einst war die Machtfülle des Kaiserreichs Berun unübertroffen. Seitdem die Reisenden die Götter niedergeworfen hatten, schien der Stern des Reiches unsinkbar, Feinde wurden unterworfen und eingegliedert, Vasallen ans Reich gebunden. Neben der Inquisition sorgten die Ritter und Kriegsknechte für den Machterhalt, selbst die durch Blaustein geweckten besonderen Gaben der Naturvölker wurden durch den Klerus fast völlig ausgerottet.

Dann kommt es, wie es immer kommen muss, wenn alle Feinde besiegt scheinen. Uneinigkeit, Neid und Verrat unter den Adeligen Beruns, ein schwacher Kaiser, der mehr mit seinem Unterleib denkt, als mit seinem Kopf, eine alternde Kaisermutter, die von den Verschwörern aus dem Weg geräumt werden soll ermöglichen es den inneren wie äußeren Feinden des Reiches ihren Plan umzusetzen.

Drei Menschen stehen im Zentrum des Geschehens.

Schwertmann Marten ist einer der vielen Adeligen des Reiches, dessen Ego weit größer als sein Schwert ist, ein Mann der Frauen, ein Lebemann ohne wirkliche Perspektive. Als er bei um seine Spielschulden zu begleichen bei einem Attentat gefangen genommen wird hat er die Wahl - der Strick, oder die Verbannung ins Protektorat Macouban.

Die Farbige Sara, deren Eltern ursprünglich aus dem fernen Macouban stammen und als Sklaven ins Reich kamen wächst in den Gassen der Elendsviertel der Kaiserstadt heran. Dass sie eine Gabe ihr eigen nennt, mittels der sie unscheinbar wird, man sie nicht bemerkt, kommt ihr als Diebin gut zupass. Als Thoren, der Anführer der Truppen der Kaisermutter auf sie aufmerksam wird, muss sie sich entscheiden. Wird sie, so gefährlich dies für sie wird, im großen Spiel um die Macht mitmischen, oder flieht sie aus Berun?

Messer ist einer der besten Auftragsmörder des Reiches. Mit seiner Gabe, seinen Opfern die Schmerzen zu nehmen und seinem eher unauffälligem Äußeren erinnert sich niemand wirklich länger an den Mann. Einzig sein doch etwas ungewöhnlicher Speisengeschmack, der ihn Nahrungsmittel zu sich nehmen lässt, die jeder Andere aus ungenießbar ausspucken würde, fällt auf. Er wird auf die unehelichen Kinder des verblichenen Kaisers angesetzt - und erledigt seine Aufträge mit gewohnter Effizienz. Bis auf Marten, der unfreiwillig auf dem Weg in die Provinz ist. Sein professioneller Ehrgeiz wird geweckt - Messer verfolgt sein Opfer ...

Dazu gesellen sich der Fährtensucher Lebrec, der Puppenspieler Henry Thoren und der Dandy Danil, der seinen Freund Marten in die Falle lockt übernehmen die weiteren Rollen im großen Spiel um das Schicksal Beruns. Wird es ihnen gelingen, die Separierung der Provinzen und den Untergang des schwerfällig und selbstgefälligen Reiches zu verzögern - verhindern wird es sich wohl kaum lassen?

Vom Völkerroman zur eigenständigen Fantasy-Saga

Die Gebrüder Orgel haben sich ihre erste Sporen mit der Völkerroman-Trilogie um die Orks und Zwerge verdient. Zusammen mit Carsten Steenbergen haben sie darüber hinaus den ersten Teil einer Steampunk-Serie vorgelegt und bewiesen, dass sie auch außerhalb von Axt und Schwert zu überzeugen vermögen.

Vorliegend beginnen sie ein neues Kapitel ihrer Karriere; - sie präsentieren uns eine archaische Welt, in der es eine ungewöhnlich ausgestaltete Magie gibt, in der Naturvölker und eine Flora und Fauna beheimatet sind, die das Leben interessant machen. Riesige Spinnen etwa, deren Fäden ganze Körper durchzuschneiden vermögen und die ihre Eier mit Vorliebe in menschliche Leichen legen, riesige Flugsaurier und Piranha-ähnliche Meeresbewohner.

In diese Umgebung platzieren sie ein Reich, das sich dekadent und im Niedergang befindlich präsentiert. So dramatisch sich ihre jeweiligen Schicksale anlassen, das Wohl des Reiches und die Bedrohung des Friedens lauern als größeres Übel im Hintergrund.

Gerade in einem Auftaktband stehen Autoren immer vor dem Zwiespalt, ihre Welt vorzustellen, die Figuren einzuführen und die Handlung dabei nicht zu vergessen. Die Orgels machen das vorliegend geradezu mustergültig. Zum Einen gelingt es ihnen ihre ganz eigene Welt zu kreieren, diese mit genügend Merkwürdigkeiten, Eigenheiten und Gefahren zu versehen, dabei aber dem Leser doch das Gefühl zu lassen, sich ein wenig zumindest auszukennen.

Dabei vergessen sie aber ihren Plot nicht. Immer wieder schildern sie uns packende, dramatische und spannende Vorkommnisse im Leben ihrer Anti-Helden, gelingt es ihnen, uns für ihre Personen zu interessieren. Und das sind beileibe keine gängigen Typen. Wer meint, diese bereits auf den ersten Blick einordnen zu können, der reibt sich nach einigen Kapiteln verwundert die Augen. Statt dem Erwarteten überraschen uns die Wendungen, die diese nehmen, ist gut und böse beileibe nicht klar erkennbar, noch bleiben die Figuren selbst statisch. Sie alle sind lebensecht, haben ihre Schwächen und agieren entsprechend.

So erwartet uns eine faszinierend vielfältige Bühne, markante Figuren - insbesondere Messer hat es mir angetan - und eine spannende Handlung - ein beeindruckender Beginn einer Saga, der neugierig darauf macht, wie es weitergehen wird.

Die Blausteinkriege I - Das Erbe von Berun

T.S. Orgel, Heyne

Die Blausteinkriege I - Das Erbe von Berun

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