Exkarnation - Seelensterben

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2015
  • 4
Exkarnation - Seelensterben
Exkarnation - Seelensterben
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Petra Meyeroltmanns
86°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2015

Komplex und spannend

Claire Riordan gewöhnt sich allmählich an ihr Leben im Körper Marlene (Lene) Bechsteins. Um sich fit zu halten engagiert sie den Personaltrainer Ares L. Löwenstein, der ihr auch zur Seite steht, als Lenes Mann verschwindet.

Die Judastochter Sia, die nach dem Kontakt mit dem Bernsteinnebel Veränderungen an sich feststellt, ist auf der Suche nach ihrem Geliebten, Eric von Kastell, und ihrer Ziehtochter Elena. Beide sind in den Händen der Organisation Libra, die Versuche mit Seelen macht, um diese zu "reinigen".

Das Leben des Bestatters Konstantin Korff hat sich, seit er einen Schnittering besitzt, zum Besseren verändert, allerdings sehen andere in der Existenz dieser Ringe eine Bedrohung. Und nicht nur das macht Konstantin zu schaffen.

Der Professor würde gerne zurück in seine eigene Welt, doch wie? Und auch der Seelensammler Inverno ist noch aktiv und die dritte Partei im Krieg der Alten Seelen, der immer noch nicht zu Ende ist.

Wer die oben genannten Personen und ihre bisherige Geschichte nicht kennt, sollte Exkarnation - Seelensterben vielleicht noch einmal aus der Hand legen oder es weiter nach hinten auf der Wunschliste schieben und sich erst einmal mit den Romanen vertraut machen, in denen man Sia, Lene, Konstantin und die anderen kennen lernen kann. Ritus und Sanctum, die Judastrilogie und Blutportale, Oneiros und Totenblick, zumindest aber den ersten Band der Exkarnation-Dilogie sollte man kennen, denn nur dann kann man alle Facetten des Romans genießen und wird nicht von den verschiedenen Storylines, den vielen Charakteren und all den Anspielungen überfordert. Alle die, die die oben genannten Romane kennen und mögen, erwartet dagegen ein Roman, der die Geschichten der einzelnen Protagonisten interessant verwebt und spannend weitererzählt. Die Welt, die Heitz erschaffen hat, wird dadurch noch komplexer, die Karten werden neu gemischt, die Handlungsstränge befruchten sich gegenseitig. Und auch wenn dieser Band viele Antworten gibt, sind die Geschichten noch lange nicht zu Ende erzählt, man kann gespannt sein, welche Abenteuer noch auf die Figuren und die Leser warten.

Die Schauplätze der Handlung sind in der ganzen Welt verteilt, neben Deutschland, das den größten und wichtigsten Part einnimmt (hier wieder u. a. Leipzig), trifft man die Charaktere in Österreich, dem Kongo, Japan, den USA und Kanada, nicht ohne, dass die Leserschaft ein bisschen mehr über die einzelnen Orte erfährt (und durchaus zum Weiterforschen angeregt wird, so gibt es z. B. den Cobenzl in Wien wirklich, ebenso wie die Insel Miyajima).

Die Handlung ist sehr komplex. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, u. a. Sias, Konstantins oder Lenes, die einzelnen Erzählstränge sind tatsächlich enger miteinander verstrickt, als man zunächst annehmen würde. Der recht häufige Wechsel der Orte und Charaktere erfordert eine gewisse Konzentration, fördert aber natürlich auch die Spannung. Spannend erzählen kann Markus Heitz sowieso, das zeigt er auch hier wieder, nicht immer kann man sicher sein, dass Charaktere überleben, einige Actionszenen sind regelrecht fingernagelgefährdend. Stellenweise geht es sehr blutig zu, wirklich eklig wird es allerdings nicht.

Die Charaktere sind gewohnt gut ausgearbeitet und es ist schön, alte Bekannte wiederzutreffen. Besonders interessant erscheint mir der (namenlose) Professor, der sehr charismatisch wirkt und der einem, obwohl kein Guter, nicht wirklich unsympathisch ist. Dieses Phänomen gelingt dem Autor häufig, auch einige der anderen Charaktere dieses Romans fallen im Grunde in diese Kategorie (z. B. Sia), auch z. B. bei den Albae-Romanen kann man es beobachten.

Sprachlich ist der Roman manchmal sehr holprig. Ganz besonders ärgerlich empfinde ich den häufigen Nichtgebrauch des Genitivs. Leider scheint das immer moderner zu werden, schmerzt aber sicher nicht nur mich. Auch wenn Sätze nicht zusammenpassen, weil einer offenbar geändert wurde, der zweite, mit diesem zusammenhängende, aber nicht, wie z. B. "Ich fürchte, ich muss sämtliche Ratgeber über Vampire lesen, die es gibt. Und gegen Werwölfe, Magie, Zombies, Drachen, zählte Lene scherzhaft auf ..." (S. 417) irritiert das, ebenso falsche Artikel, es heißt nach Duden "der Kai" und nicht "das Kai" (S. 513). Solche Dinge sollten gerade etablierten Verlagen nicht passieren. Immerhin hat sich die Häufigkeit der Rechtschreibfehler, die ich noch beim Vorgänger bemängelt habe, verringert.

Als Extra ist die Kurzgeschichte "Exemplum" beigefügt, die bereits in der Anthologie Aus dunklen Federn erschienen ist, und einen Handlungsstrang, der im Roman nur am Rande Bedeutung hat, vertieft.

Der Roman schließt die Exkarnation-Dilogie spannend ab, lässt aber viel Raum für weitere Geschichten um die Protagonisten. Zu empfehlen ist der Roman vor allem für Heitz-Kenner, da hier viele Protagonisten seiner anderen Werke aufeinandertreffen, ohne Vorkenntnisse dürfte der Roman überfordern. Wer aber Sia, Eric, Konstantin und/oder Lene schon kennt (und mag), sollte zugreifen.

Exkarnation - Seelensterben

Markus Heitz, Droemer-Knaur

Exkarnation - Seelensterben

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