Der Lange Krieg
- Manhattan
- Erschienen: Januar 2015
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Kriegen wir Krieg oder kriegen wir keinen Krieg, das ist hier die Frage
Zehn Jahre liegen zwischen dem ersten Buch der Reihe und dem Nachfolgeband. Und somit auch zehn Jahre, in denen die Menschen der "Datum" die Lange Erde erforscht und bereist haben und sich allerorts nah oder fern niedergelassen haben und den Pioniergeist des Entdeckens eines neuen Territoriums ge- und erlebt haben.
Das allein würde schon ausreichen, um die nächsten 500 Seiten eines neuen Bandes um die Lange Erde zu füllen. Jede der neu gegründeten Gesellschaften hat sich in der nicht erzählten Zeit "gefunden" und etwas Neues geschaffen. Da gibt es Welten, die sich der Landwirtschaft verschrien haben, Welten, die als Handels- und Umschlagplatz für den Austausch zwischen den Welten dienen und da gibt es Welten, die man "Lücke" nennt, die in irgendeiner Weise eine direkte Verbindung zu weit entfernten Welten haben und sogar ins Weltall.
Politisch hat sich ebenfalls einiges getan. Die Staaten der "Datum" - hier vornehmlich aus der Perspektive der Amerikaner beschrieben – haben diejenigen, die weggewechselt sind erst einmal ihrer Vermögen enteignet, um aber nun doch wieder den Anspruch eines vereinigten Staates über die Wechselwelten hinweg anzustreben.
Joshua lebt mittlerweile zusammen mit Frau und Sohn in einer weit entfernten Pionierstadt namens "Weiß-der-Kuckuck-wo", Sally bereist immer noch die Wechselwelten im Alleingang und Monica Jansson, gezeichnet vom Krebs, lebt auf einer nahen Erde im Ruhestand. Trolle werden mittlerweile als Arbeiter der Wechsler eingesetzt. Bis es zu einem Eklat und der nur allzu natürlichen Diskussion kommt, ob und in welchem Umfang man diesen humanoiden Wesen Menschenrechte einräumen müsse.
Baxter und Pratchett spinnen die Idee der schier unendlichen, nebeneinander existierenden Welten gekonnt und nachvollziehbar weiter. Die politischen Entwicklungen scheinen reell und die Konsequenz, bei den Pionieren nicht auf Gegenliebe zu stoßen, logisch. Zahlreiche militärische Luftschiffe werden mit der Mission betraut, den entfernten Welten diese Idee auf friedvolle Weise nahe zu legen. Sally überredet Joshua wieder zu reisen, denn nicht nur sie findet, dass es Joshuas Hilfe bedarf, die Menschen von einem – ebenfalls – friedvollen und respektvollen Umgang mit Trollen und Elfen zu überzeugen. Auf der anderen Seite der "Datum" begibt sich ein Forschungsschiff Chinas auf den Weg, über die 20-millionste Welt hinaus die Wechselchinas zu erforschen.
Aber einen Krieg, der nicht nur in der deutschen Übersetzung titelgebend ist, sucht man vergeblich. Nicht mal unterschwellig trifft den Leser eine irgendwie geartete greifbare Angst vor Eskalation, vielleicht aber auch der unfassbaren Weite der Wechselwelten geschuldet, so dass jeder der Handlungsstränge für sich genommen, das erneute Aufeinandertreffen bekannter Charaktere und das gleichzeitige Einführen neuer Personen eine gelungene Weitererzählung der angefangenen "Saga" um die Lange Erde ist. Wo die Reise hingeht, bleibt auch am Ende von Band 2 sehr offen, da die nun parallel laufenden Reisen nicht zusammengeführt werden. Fantastisch unterschiedliche Episoden zeugen von dem weiten – pardon: langen – Weg, den die Autoren für ihre Welt geplant haben (hatten)
Der dritte Band erscheint noch in diesem Jahr in Übersetzung, ein vierter ebenfalls im Original. Wie und ob es danach weitergeht, steht noch aus.
Baxter & Pratchett, Manhattan
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