Der Eater verschluckt sich...
Ein unbekanntes Objekt nähert sich der Erde. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um eine Art Schwarzes Loch handelt. Anfängliche Euphorie über die Endeckung dieses Phänomens in unserem Sonnensystem schlägt jedoch bald in Angst und Panik um. Das Schwarze Loch hält unaufhaltsam seinen Kurs zur Erde und verschluckt dabei einen Himmelskörper nach dem anderen. Die Forscher geben der unheimlichen Erscheinung den treffenden Namen "Eater". Plötzlich geschieht etwas, womit niemand gerechnet hat. Der "Eater" sendet ein Signal zur Erde und… er stellt Forderungen, die allen Beteiligten das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Gregory Benford hat zweifellos der naturwissenschaftlich orientierten "Hard-SF" einen neuen Stellenwert verschafft. Ein Garant für anspruchsvolle Science Fiction.
Die Buchidee ist exzellent...
Gregory Benfords Bedrohung aus dem All hat nichts mit den klassischen Invasoren gemein. Statt Strahlenwaffen schwingender Aliens in überdimensionierten Raumschiffen oder gewaltiger Asteroiden bekommt der Leser es mit einer völlig neuen Art der Bedrohung zu tun. Im Vordergrund steht nicht die Zerstörung der Erde, sondern das Streben nach Information und dem menschlichen Intellekt. Ein Vergleich mit Iain Banks "Exzession" ist zwar ein leicht hinkender, sei aber trotzdem an dieser Stelle gestattet.
Die Buchidee zu Eater ist exzellent, die Umsetzung hingegen ist es leider nicht. Der Autor schießt weit über das Ziel hinaus. Wer andere Werke des Autors kennt, der weiß, dass in dessen Romane eigentlich mehr Science statt Fiction im Vordergrund steht. Ein unverkennbares Merkmal des Autors. Mit "Eater" begeht er eindeutig einen Stilbruch, was an sich nicht zu kritisieren wäre, wäre ein vernünftiger Roman dabei herausgekommen.
Zwar ähnelt auch vorliegender Roman einem naturwissenschaftlichen Exkurs; wird der Leser mit komplizierten Berechnungen bombardiert, aber die Unterhaltung bleibt dabei eindeutig auf der Strecke. Das die Handlung sehr konstruiert wirkt, dafür sorgen allein schon die nüchternen und blassen Protagonisten, deren Dialoge sich größtenteils in langweiligen Phrasen verlieren. Sie wirken unglaubwürdig und handeln wie Maschinen nach einem linear ablaufenden Programm. Der Versuch des Autors, an manchen Stellen eine romantische Einlage zum Besten zu geben, scheitert kläglich und endet meist in albernen Klischees. Da nützt auch die Idylle eines Palmenstrandes unter der Sonne Hawaiis recht wenig.
Typisch amerikanisches Heldentum
Dass Benford kein großer Romantiker ist, dürfte kein Geheimnis sein. Es passt einfach nicht zu seinem nüchternen und sachlichen Erzählstil. Ebenso wenig gefällt mir sein Ausflug in die Gefilde eines Ken MacLeod oder Iain Banks, was zum Beispiel das Transferieren eines menschlichen Bewusstseins in einen Computer betrifft. Es wirkt einfach nur albern. Diese Science Fiction des nächsten Jahrtausends sollte er doch lieber Autoren überlassen, die dazu prädestiniert sind.
Dann ist da noch die Sache mit dem übertriebenen Pathos. Auch das kennt man von Benford, aber diesmal hat er zu dick aufgetragen. Dass ausgerechnet das "Weiße Haus" über die Vorgehensweise mit dem Eater alleine entscheidet, und damit über das Schicksal der ganzen Menschheit, ist typisch. Die übrige Welt, insbesondere Europa, bleibt mal wieder außen vor. Fast könnte man meinen, G. W. Bush hätte bei diesem Roman Pate gestanden.
Amerikanisches Heldentum ist dann schließlich auch die Lösung für alle Probleme. Dieser übertriebene Patriotismus ist es, der mich als Europäer gewaltig nervt. Sieht man darüber jedoch mit europäischer Gelassenheit hinweg, bleibt ein unglaubwürdiges Heldenepos, dass man nur mit einem verschmitzten Lächeln quittieren kann. Dass der Roman durchaus auch seine spannenden Momente hat, soll nicht verschwiegen werden. Allerdings trösten diese kaum über eine ansonsten langatmige und zähe Handlung hinweg.
Was bleibt ist die Tatsache, dass der Name eines bekannten Schriftstellers nicht immer als Garant für fesselnde Lektüre steht. Am Ende hat der "Eater" sich irgendwie selbst verschluckt und die kostbare Zeit des Lesers gleich mit. Vergessen wir also das ganze und hoffen auf altbewährte Qualität des Autors bei seinem nächsten Werk. Der Roman dürfte nur für überzeugte Gregory Benford Fans interessant sein.
Gregory Benford, Heyne
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