Revolver Tarot
- Papierverzierer
- Erschienen: Januar 2015
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Die Wüste Nevadas, Wildwest-Romantik und der Weltuntergang
Willkommen in Golgotha, Nevada im Jahr des Herren 1869. Hier am Rand der gnadenlosen 40-Meilen-Wüste, in einer ehemaligen Minenstadt, deren Silbervorkommen schon seit Jahren erschöpft sind, treffen gar merkwürdige Menschen aufeinander, die alle ihre eigenen, dunklen Geheimnisse verbergen.
Zunächst begegnen wir einem 15-jährigen Killer. Nachdem er einen Mann umgelegt hat, befindet er sich auf der Flucht vor dem Auge des Gesetzes.
Dass ihn ausgerechnet der Hilfssheriff, ein indianisches Halbblut, findet und rettet, bereitet ihm zunächst ein wenig Sorge, doch kaum in der Stadt angekommen gibt es ganz andere Probleme zu bewältigen.
Ein scheinbar unsterblicher Sheriff, der bereits dreimal am Galgenstrick baumelte ohne den Löffel abzugeben, ein Mormonenführer, der tief verborgen in einem Höhlensystem Beweise der göttlichen Existenz hortet und bewacht, eine Nachfahrin Liliths, die ihre Gaben an ihre Tochter weitergeben will und ein von Gott selbst gefangen gesetztes Übel, ein Wurm, der sich aus seinem Gefängnis befreien will – alle Zutaten für einen gepflegten Weltuntergang sind also vorhanden – doch lesen Sie selbst ...
Gelungene Mixtur aus unterschiedlichsten Genres, die sich zu einem packenden Horror-Roman fügen
Belchers Revolver Tarot – um beim Deutschen Titel zu bleiben – ist ein Roman, der ich lange nicht richtig einordnen konnte. Das Setting erinnert an einen Wild West Roman, Engel spielen eine Rolle, dazu Gestaltwandler und ein mysteriöses, vermeintlich Chinesisches Artefakt – das sind Ingredienzien, die auf den ersten Blick kaum zusammen passen wollen. Ausgehend von den unterschiedlichen Charakteren, die uns jeweils sehr detailliert und interessant vorgestellt werden, lernen wir zunächst die Ortschaft und deren Bewohner näher kennen.
Schon bald bemerken wir, dass die dort versammelten Figuren, so wenig sie zunächst miteinander zu tun haben, durch die Vorkommnisse verknüpft werden. Im Verlauf der Handlung erfahren wir ihre jeweilige Historie, werden die Figuren immer plastischer gezeichnet und fügen sich in die dramatischen Vorkommnisse. Was zunächst bekannt, ja stereotyp wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als genau durchdacht, als vielschichtig und damit interessant.
Es geht um nichts weniger, als die drohende Vernichtung der Welt, um die Befreiung des uralten Wurms und der Vernichtung von Gottes Schöpfung.
Dabei vermeidet es der Autor geschickt zu werten, oder sich was den Glauben anbetrifft zu positionieren. Ein jeder soll hier selbst entscheiden, für Belcher steht die Unterhaltung seiner Leser im Vordergrund.
Und der Plot nimmt dann im letzten Drittel des Buches deutliche Horror-Züge an, bannt den Leser mit den geschilderten Schicksalen an die Seiten und unterhält auf eigene Art und Weise packend und interessant.
R. S. Belcher, Papierverzierer
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