Die Magierin der tausend Inseln
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2016
- 4
Glaubhafte Charaktere ohne Schwarz-Weiß-Zeichnung
Die Tarkaner haben fast ganz Garona erobert, nur eine Stadt, Blauen, kann sich noch halten. Dorthin hat sich Lauka, Garonas neue Königin, zurückgezogen. Doch lange wird es nicht mehr dauern, dann wird auch Blauen fallen. Als Lauka erfährt, dass und wie ihr Vater gestorben ist, hat sie nur noch einen Gedanken: Rache.
Ayrin, die von ihrer Schwester entmachtete Königin Garonas ist mit einigen Getreuen, darunter dem Waldmann Lasnic und dem Eiswilden Pirol Gumpen, auf der Flucht und der Suche nach möglichen Verbündeten, mit deren Hilfe die Tarkaner wieder aus dem Land vertrieben werden können.
Catolis, eine aus Kalypto stammende Magierin und Teil des Magierquartetts, das das am besten geeignete Menschenvolk für den Wiederaufbau Kalyptos sucht, muss neben ihrer Aufgabe, ihr erwähltes Volk, die Tarkaner, zum Sieg zu führen, nun auch noch Lauka, die nicht nur die Tochter einer früheren Königin Garonas ist, sondern auch die des Magiers Mauritz und damit für die Kalypter ein gefährlicher Bastard, in ihre Gewalt bringen. Doch Lauka hat einen der Mondsteinringe, genug Skrupel, diesen zu nutzen, und ein sehr großes Selbstbewusstsein – gar nicht so einfach, sie auszuschalten. Und dann müssen auch noch die Weichen für den nächsten Kriegszug gestellt werden: Die Tarkaner sollen sich mit dem Waldvolk messen.
Es geht nahtlos weiter
Der zweiter Teil der Kalypto-Trilogie setzt unmittelbar am ersten Teil an und führt die Geschichte nahtlos weiter. Als Leser ist man, auch wenn die Lektüre des ersten Bandes schon etwas zurückliegt, schnell wieder im Geschehen, die Erinnerung an Charaktere und bisherige Handlung kommt während des Lesens rasch zurück, und das ist bei der dichten Geschichte, die Tom Jacuba erzählt, auch dringend nötig. Auch die vielen verschiedenen Charaktere, die man zum großen Teil auch in diesem Band wieder trifft, sind schnell wieder präsent, auch, weil sie allesamt sehr prägnant und von hohem Wiedererkennungswert sind.
Ayrin und Lasnic, aber auch Lauka, konnte man im Vorgänger von der Wiege ab begleiten und sie sind es auch, die weiterhin im Mittelpunkt stehen, zusammen mit Catolis, deren "Übernahme" der Tarkaner man im letzten Band begleitet hat. Tom Jacuba erzählt auch jetzt wieder aus verschiedenen Perspektiven. Vor dem Leser breitet sich dadurch die Geschichte in ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität aus. Durch Pirol Gumpen rückt das Eisvolk etwas mehr in den Fokus der Geschichte, die bei diesem Volk eingesetzte Magierin ist nach wie vor verschollen und der Eiswilde selbst hat offensichtlich auch mehr als ein Geheimnis. Auf offenener See kommt die Gruppe durch ihn in arge Bedrängnis, denn eines der Meerestiere hat es auf ihn abgesehen. Warum dies allerdings der Fall ist und auch, warum Pirol Gumpen anscheinend mehr über die Magier weiß, als man zunächst vermuten konnte, darüber schweigt sich der Autor noch aus, das erfährt man aber hoffentlich im Abschlussband der Trilogie. Pirol Gumpen avanciert in diesem Band aber durchaus zu einem Lieblingscharakter, was die Freude und Hoffnung auf Band 3 noch erhöht.
Glaubhafte Charaktere ohne Schwarz-Weiß-Zeichnung
Gut gefällt, dass es bei nahezu allen Charakteren keine Schwarz-Weiß-Zeichnung gibt, Tom Jacuba zeichnet sie facettenreich und überrascht den Leser hin und wieder, z. B. wenn Catolis Herz zeigt und es kaum ertragen kann, wenn ihre Tarkaner Frauen missbrauchen. Auch Humor blitzt regelmäßig durch, z. B. wenn Lasnic Probleme mit den dominanten Frauen aus Garona hat. Der Erzählstil der verschiedenen Perspektiven wechselt immer wieder, je nachdem, aus welcher Sicht gerade erzählt wird. Besonders gelungen ist das bei den Kapiteln aus Lasnics Sicht, hier hört man den Waldmann regelrecht selbst sprechen, vor allem seine Sicht Baldors, des Nachbarlandes Garonas, fand ich sehr gelungen.
Ganz die Faszination des ersten Bandes erreicht dieser zweite nicht, das liegt aber vor allem daran, dass man dort die Protagonisten von Beginn ihres Lebens an begleiten konnte, man lernte sie sehr gut kennen (und lieben). Jedoch setzt auch jetzt die Sogwirkung schnell ein und man kann sich kaum von der Geschichte lösen. Vor allem im letzten Drittel zieht die Spannung dann stark an und es gibt eine ganze Reihe überraschender Wendungen, die man so wohl kaum erwartet hatte und die das Geschehen in eine unvermutete Richtung führen, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Eine mehrfarbige Karte erleichtert die Orientierung, denn die Charaktere sind viel unterwegs. Schön wäre wegen der Vielzahl der Charaktere und der Komplexität der Geschichte ein Personenregister und ein Glossar gewesen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Insgesamt ist dieser zweite Trilogieband eine sehr gelungene Fortsetzung, die die Geschichte auf lesenswerte Weise, gewürzt mit einigen Überraschungen, fortsetzt und auf einen grandiosen Abschlussband hoffen lässt.
Tom Jacuba, Bastei-Lübbe
Deine Meinung zu »Die Magierin der tausend Inseln«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!