Flammenwüste
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2014
- 2
Fantasy aus Tausendundeiner Nacht
Zehn Jahrhunderte ist es er, dass das einst blühende Land durch einen verheerenden Krieg in eine lebensfeindliche Sandwüste verwandelt wurde.
Damals suchte der machtgierige Magier Nyan nach dem ersten Wort, das ihm die Macht über das Erd- und Himmelreich verschafft hätte. Unterstützt von seinem treuen Gefolgsmann Sarraka zogen seine Truppen, begleitet von Drachen von Mât aus gegen die Städte der Menschen und Nori, bevor der Magier letztlich im Feuer eines der Drachen verbrannte. Gut 1000 Jahre später rührt sich sein Geist von Neuem.
Anûr ist als Enkel eines Geschichtenerzählers schon weit herumgekommen. Als sein Opa eines Tages in Nabija gastiert und in den Palast gerufen wird, nutzt der Junge die Gunst der Stunde und die Müdigkeit seines Opas aus. Er gibt sich für seinen Großvater aus und besucht den Kalifen. Letzterer sucht Hilfe bei einer Bedrohung, die sich so phantastisch anhört, dass sie kaum zu glauben ist. Nicht etwa die Räuber des Nomadenvolkes der Haschirim, sondern ein Drache soll Karawanen überfallen und Siedlungen niedergebrannt haben. Eigentlich undenkbar, doch dann öffnet der Junge ein seit Jahrhunderten verschlossenes Kästchen in dem ein Drachenzahn darauf wartet, als Waffe gegen die geflügelten Lindwürmer eingesetzt zu werden.
Zusammen mit dem Thronfolger zieht Anûr als dessen Chronist aus, den Drachen zur Strecke zu bringen – und stößt auf Sarraka der in Diensten des Schattens seines Herren weiter auf der Suche nach dem ersten Wort ist. Im Verlauf des Abenteuers trifft er auf Ghoulas, Ifrite, Dschinn, Schatten, Nori und auf die schlafenden Drachen. Er muss erkennen, dass das tatsächliche Erleben von Abenteuern weit mühsamer, schmerzhafter und gefährlicher ist, als es in den Geschichten erscheint – zumal das Schicksal ihm und seinen Freunden eine ganz wesentliche Rolle im Kampf gegen Sakarra zugedacht hat.
Willkommen zu einer etwas anderen Fantasy-Queste
Was ist das für ein Roman, den uns der Sohn eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter hier präsentiert? Das Grundgerüst ist wohl erprobt. Wir begegnen unserem jugendlichen Helden,der unbedarft aber tapfer ins Abenteuer stolpert. Dass sich letzteres als weit gefährlicher und auch mühsamer erweist als gedacht kann ebenso erwartet werden, wie das Auffinden eines magischen Gegenstandes – hier eines Zauberstabes, der auch als Waffe dient – und die Sammlung von charismatischen Unterstützern.
So erwartet den Leser reduziert auf das Gerüst ein Questenroman, der sich dann aber in zwei wesentlichen Punkten von dem Gewohnten unterscheidet. Zum Einen sind es die Geschichten in der Geschichte, die erzählt werden. Bei der Profession, der sowohl Anûr als auch sein Großvater nachgehen liegt es nahe, immer wieder einmal Sagen in die Handlung einzuflechten. Dass sich diese dann als nicht nur spannend anbieten, sondern auch als hilfreich für den aktuellen Plot erweisen, macht sie noch ein wenig interessanter.
Zum Anderen ist es das Setting, das fasziniert. Die Welt des Orients in all seiner farbenprächtigen Exotik mit Kaffeehäusern, Wasserpfeifen, Sultanspalästen und der ewigen Wüste bietet die Bühne für die schillernde Handlung. Dass sich der Autor dabei gewohnter Versatzstücke aus Scheherazades Welt bedient – ein fliegender Teppich darf nicht fehlen – ist nur folgerichtig, dass er sich dabei Zeit lässt, lehnt sich an die Tradition der orientalischen Geschichtenerzähler an. Immer findet er den Platz, uns von der Schönheit der Landschaft zu berichten, historische Zusammenhänge herzustellen und Hintergrundwissen einfließen zu lassen. Das mag auf mache Leser, die non-stop Action gewohnt sind, ein wenig störend wirken, verleiht dem Text aber eine fast lyrisch zu nennende Facette.
So bietet sich der Roman als etwas anderes und damit interessanter als das Gewohnte an, verzückt mit ungewöhnlichen Figuren, vielen Ideen und Wendungen und weckt Appetit auf mehr.
Akram El-Bahay, Bastei-Lübbe
Deine Meinung zu »Flammenwüste«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!