Lauras Verschwinden im Schnee
- Aufbau
- Erschienen: Januar 2014
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Kafkaesk, irrwitzig, spannend
Ella ist Vertretungslehrerin für Muttersprache in dem kleinen, finnischen, verschlafenen Hasenhausen. Plötzlich und unerwartet wird sie zum zehnten Mitglied der literarischen Gesellschaft, einem elitären Kreis von ausgesuchten Schriftstellern, berufen. Bei der Begrüßungsfeier verschwindet die Gründerin Laura Hermelin, Autorin der beliebten und erfolgreichen Viecherland-Bücher, spurlos. In einem Schneesturm. Mitten in ihrem Haus. Durch das merkwürdige Gebaren der anderen Mitglieder ahnt Ella, dass diese etwas verbergen. Mit dem "Spiel", das die Mitglieder untereinander spielen, will sie dem Geheimnis auf die Schliche kommen.
Die ausgearbeitete Idee könnte kaum irrwitziger sein: Bücher, die ihren Inhalt durch eine merkwürdige "Bücherpest" signifikant verändern, schrullige Schriftsteller die jeder für sich ein Geheimnis hüten und ein Spiel, das verdächtig an eine Horrorfilmreihe erinnert.
Obwohl viele Figuren auftauchen, sind nur einige wenige von Belang, obgleich alle liebevoll und treffend beschrieben sind. Vorneweg natürlich Ella und die Schriftsteller der Gesellschaft, hier vorwiegend die Kollegen Winterland und Katz. Jääskeläinen gelingt es mühelos, den Charakteren Tiefe und Substanz zu verleihen. Alle wirken für sich authentisch. Auch die Atmosphäre des kleinen finnischen Dorfes Hasenhausen , mit seiner Tageszeitung "Hasenpost" und den Stereotypen eines kleinen Ortes bringt der Autor so gekonnt aufs Papier, dass der Leser sich quasi "vor Ort" wähnt.
Sprachlich gekonnt, anspruchsvoll und gleichzeitig leicht und flüssig zu lesen. Wenngleich der Text selber stellenweise stark kafkaesk anmutet, ist er dennoch schön. Jääskeläinens Sprachgebrauch (und die hervorragende Übersetzung) zieht den Leser in die Handlung hinein. Die Fantasie wird gefordert und es ist durchaus stellenweise mit ein bisschen geistiger Arbeit verbunden, der Handlung zu folgen. Diese Arbeit macht man sich als Leser hier jedoch gern, weil man das Gefühl hat, ein literarisches Bonbon zu lutschen, das geschmacklich vielfältig und köstlich ist.
Kurzum, bei diesem Buch handelt es sich um einen irrwitzig-mysteriösen Kriminalroman aus der Fantasyabteilung, der vielschichtig und ausgesprochen gut zu lesen ist. Ein Buch, das Geist und Fantasie fordert und - beim Lesen ja immer am wichtigsten - irre viel Spaß macht.
Eine seltene, uneingeschränkte Leseempfehlung!
Pasi Ilmari Jääskeläinen, Aufbau
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