Diviners (1) - Aller Anfang ist böse
- dtv
- Erschienen: August 2024
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Die wilden Zwanziger – das Böse regt sich in New York
New York 1926. Es ist die Zeit des Charleston, der Prohibition, eine Zeit, die gemeinhin unter der Bezeichnung "die Wilden 20er" bekannt, ja berüchtigt ist.
Während einige Wenige nach dem schwarzen Montag mit ihren Erfindungen oder skrupellosen Geschäften Millionen scheffeln, darbt der Großteil der Bevölkerung dahin. Übersteigerte Religiosität, Vergnügungssucht in den vielen Etablissements, die Liebe zum nach wie vor verpönten Jazz und der Traum von Glück verbindet die Menschen. Auf der Leinwand werden Valentino und Chaplin angehimmelt, während man in einer der vielen Fabriken für wenig Lohn schuftet.
In diese Stadt die niemals schläft kommt ein junges Mädchen vom Lande. Aus nicht ganz unbegüterten Verhältnissen stammend findet sie, nachdem sie beschwipst den Sohn eines der Honoratioren ihrer kleinen Gemeinde bloßgestellt hat, bei ihrem Onkel Aufnahme. Was keiner ahnt, Evie hat eine besondere Gabe. Durch die Berührung eines Gegenstandes, der seinem Besitzer wichtig ist kann sie in dessen Vergangenheit eintauchen, erblickt dessen Geheimnisse.
Als sie mehr zufällig und aus Sensationsgier zusammen mit ihrem Onkel den Fundort einer Leiche besucht, meldet sich ihre Gabe, sie erhält Einblick in die letzten, traumatischen Momente im Leben des Opfers. Kurz darauf wird eine weitere Leiche gefunden – alles deutet auf einen Serienkiller hin, der versucht einen uralten, schwarzmagischen Ritus zu zelebrieren.
Während Evie einerseits versucht, ihr Leben zu genießen, nach dem Motto man ist ja nur einmal jung jede Nacht zum Tag zu machen und Parties feiert, begleitet sie gleichzeitig ihren Onkel bei den Ermittlungen der Mordfälle. Nicht einmal zwei Wochen haben sie und die Polizei Zeit, bis der Komet der die Ankunft des Höllenfürsten ankündigt über dem Firmament sichtbar wird und der Untergang der Welt droht, wenn die Diviners, Menschen mit ungewöhnlichen Gaben wie Evie das Böse nicht aufhalten ...
Gelungene Kombination aus Zeitgemälde und Horror-Elementen
Libba Bray war mir von ihrer ebenfalls bei dtv erschienen Gemma Trilogie ein Begriff. Vorliegend wendet sie sich einer anderen Zeit zu, und präsentiert uns ein New York der 20er Jahre. Vorzüglich recherchiert lässt sie die wilden Zwanziger in all ihrer mondänen und dekadenten Pracht aufleben. Paillettenkleidchen, Federboas und Bubikopf, dazu Flüsterkneipen, Jazz und Charleston, nichts, was man gemeinhin mit der Ära verbindet darf hier fehlen.
Erstaunlich war für mich dann aber, dass es der Autorin gelingt diese Motive stimmig in ihre Handlung einzubauen. Da wirkt nichts aufgesetzt oder abgedroschen, statt dessen vermittelt Bray uns das Lebensgefühl der damaligen Zeit. Und, und das ist wichtig, sie verschließt die Augen auch nicht vor der Not und der Verzweiflung der Menschen. Deren Armut und Träume finden ebenso ihren Platz im Text wie die eigentliche Handlung.
Ausgehend von zwei Protagonisten – neben Evie steht ein Junge, der einstmals eine Begabung als Heiler hatte im Mittelpunkt – nimmt ein Plot seinen Anfang, der sich neben dem großen Sittengemälde auch als veritabler Horror-Roman entpuppt. Und die okkulten Sequenzen, die Suche nach dem Mörder packen den Leser und lassen ihn nicht mehr los.
Hier verbindet sich eine Krimihandlung mit übernatürlichen Elementen, die mich, gerade weil sie sparsam und dezent eingesetzt werden, in ihren Bann zogen. Gut konnte ich mich in Evie hineinversetzen, eine junge Dame in der großen Stadt, die zunächst nur ihr Vergnügen im Sinn hat, dann aber ungewöhnliches detektivisches Gespür beweist. Durch ihre eigene Gabe mit dem Übernatürlichen verbunden ahnt sie, nein sie weiß, dass es auch an ihr ist, das drohende Unheil aufzuhalten und entscheidend einzugreifen.
Das hat alles, was man von einem solchen Roman erwartet – Szenen, in denen man sich fürchtet, historisch akkurate Beschreibungen, Spannung und Gestalten, die markant sind, die lebensecht wirken und uns die Handlung erlebbar machen.
Libba Bray, dtv
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