Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Januar 2014
  • 5
Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)
Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)
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Carsten Kuhr
91°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2014

Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie die für Furore sorgt!

Die Ausbildung des Kriegers

Eigentlich war das Leben des jungen Vaelin Al Sorna ganz dem Familienmotto "Loyalität ist unsere Stärke" folgend vorgezeichnet. Sein Vater, ein Bürgerlicher, hat als Erstes Schwert des Königs Karriere als dessen Kriegsherr gemacht und bereits einen legendären Ruf im Volk inne. In den Augen des Monarchen prädestinierte dies Vaelin als ideale Partie für seine Tochter, hätte man über ihn als Gemahl der Prinzessin doch die Bauern und einfachen Leute ans Königreich binden können.

Das Schicksal und seine Eltern allerdings wollten ihren Sohn vor den Intrigen des Königs bewahren und sorgten dafür, dass er, kaum ein halbes dutzend Lenze zählend, zum sechsten Orden gebracht wird, um dort eine neue Heimat zu finden.Und  dies heisst für ihn und die anderen Aspiranten zunächst einmal, dass der Orden ihre neue und einzige Familie wird. Es bedeutet, dass sie in den kommenden Jahren mühevoll und schmerzhaft das einzige Handwerk derer, die den Glauben verteidigen, lernen – das Kämpfen.

Vaelin erweist sich dabei als Naturtalent. Nicht immer ist er der Beste seiner Gruppe, im Bogenschießen und Reiten sind ihm seine Brüder über, doch er ist der geborene Anführer und ein meisterhafter, intuitiver Schwertkämpfer. Im Lauf der Jahre übersteht er unzählige Prüfungen, Komplotte und Attentate – dem König aber entgeht er nicht.

In die Dienste des Monarchen gepresst wird er zum neuen Schwert des Königs, seinem Kämpen, der für das vereinigte, aber keinesfalls miteinander im Einklang befindliche Königreich, die Drecksarbeit erledigt. Mehr noch, er muss erkennen, dass er selbst das Dunkle in sich trägt – eine magisch scheinende Begabung deren Nutzer vom vierten Orden gnadenlos verfolgt und auf den Scheiterhaufen gebracht werden.

Einst, so die Mähr, gab es sieben Orden, der siebte ganz den dunklen Talenten verpflichtet – einst, oder existiert der siebte gar heute noch ....?

So muss moderne Fantasy sein – handwerklich vorzüglich, inhaltlich bestechend mit aktuellen Bezügen – Herz, was willst Du mehr?

Was ist dies für ein Roman, den uns der Schotte Anthony Ryan hier präsentiert und den Klett-Cotta groß herausstellt? Zunächst einmal ist es ein überaus gelungener Erstling einer neuen Stimme der Fantasy, die packend und mitreissend zu erzählen weiß.

Ausgehend von seiner Gefangennahme durch die Streiter des alpiranischen Reiches, schildert er auf dem Weg zu seinem letzten Kampf einem Schreiber seine Jugenderinnerungen in der Ich-Form, und berichtet uns nicht nur von seiner Ausbildung im sechsten Orden, sondern, en passent auch von seiner Heimat, den Königslanden. Von der eisernen Hand des Königs durch seine Truppen geeint, versuchen die Provinzen immer wieder mittels Intrigen, aber auch Aufständen ihre Freiheit wiederzuerlangen. Mehr noch, verborgen vor der Öffentlichkeit tobt ein Glaubenskrieg zwischen den unterschiedlichen Religionen, werden Andersdenkende – und allzu vermögende Händler – verfolgt und aus dem Weg geschafft.

Immer wieder stößt Vaelin auf Hinweise, dass, verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, nicht nur interne Kriege zwischen den Orden und dem König, den Provinzen und deren Stadthalter sondern auch zwischen den Orden unter sich stattfinden. Das liest sich ein wenig wie ein archaischer Polit-Thriller mit jeder Menge Action, verinnerlicht die Doktrin des Machterhalts der Herrschenden ebenso wie die Unterdrückung von Minderheiten und Andersdenkender. Dabei lebt der Text von den Zeichnungen der Figuren und der überzeugenden Ausgestaltung der Welt, in der sich diese bewegen.

Geradlinig aufgebaut faszinieren die überschaubare Anzahl der handlungsrelevanten Charaktere, die sich überzeugend weiterentwickeln, die Fehler machen, dafür büßen müssen und daran reifen. Ohne falsche Sentimentalität schildert Ryan hier die Jugend eines Mannes, der fremdbestimmt wird, der innerlich noch ungefestigt versucht, das Richtige zu tun, aber oftmals auch an der Raffinesse und Skrupellosigkeit seiner Gegner scheitert. Dabei lässt er Vieles aus der Wirklichkeit verklausuliert in seine Erzählung einfließen, berichtet uns von religiösen Extremisten, Intriganten, korrupten Politikern und habgierigen Adeligen, ohne dass er darüber das Erzählen vergessen würde.

Das ist bestes Kopfkino, verwöhnt mit glaubhaften Protagonisten und einer durchdachten Kulisse weit entfernt von Zwergen & Co. – so sollte moderne Fantasy sein!

Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)

Anthony Ryan, Klett-Cotta

Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)

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