Der Jesus-Deal
- Ehrenwirth
- Erschienen: Januar 2014
- 14
Großartiges Pre(& Se-)quel nach langer Wartezeit
10 Jahre hat es gedauert, bis Andreas Eschbach einen Nachfolger zum explosiven Das Jesus-Video herausgebracht hat. Wobei das Wort "Nachfolger" inhaltlich nicht ganz richtig ist. Da es um Zeitreisen geht, ist es mehr ein Hybrid aus Nachfolger und Vorgänger. Wer den ersten Teil gelesen hat, findet sich wunderbar zurecht, es schadet aber auch nicht, wenn man Das Jesus-Video nicht kennt (abgesehen davon, dass einem ein toller Thriller entgangen ist).
Klassischerweise stellt Eschbach am Anfang die Hauptfiguren vor, eine kirchliche Gemeinschaft, die sehr spezielle, eigene Pläne mit dem Video hat. Zeitlich gesehen, befinden wir uns an dieser Stelle einige Jahre NACH Entdeckung des Videos. Die Zeitreise, mit der das Entstehen dieses Videos möglich ist, steht unmittelbar bevor.
Die evangelikale Glaubenslehre (eine sehr große Glaubensgemeinschaft in Nordamerika) ist hier das religiöse Thema der Wahl. Überhaupt spielen, nicht überraschend, Religion und der aus ihr resultierende Fanatismus eine große Rolle in Der Jesus-Deal. Das stört beim Lesen jedoch nicht im Geringsten, denn Eschbach gelingt es hervorragend, dies als unauffälligen, jedoch immer präsenten Rahmen zu erstellen, in dem sich starke, gut ausgearbeitete Charaktere bewegen. Die typisch Eschbach´schen gesellschaftskritisch-intelligenten Fragen werden natürlich auch hier subtil gestellt und verbleiben auch nach Ende der Lektüre im Raum. Hier kann der geneigte Leser zu spannenden neuen Einsichten gelangen, so er sich denn darauf einlässt.
So eben für nebenher ist dieser Roman jedoch nicht gemacht. Der Autor lässt den Leser zwischen Raum und Zeit hin und her reisen, erstellt Handlungen in der einen Zeit, die auf alle anderen Auswirkungen haben und verknüpft geschickt, aber anspruchsvoll zu lesen, die diversen Ebenen miteinander. Es gelingt ihm dabei, am Ende die verschiedenen Stränge sinnvoll miteinander zu verknüpfen, ohne dass zwischendurch etwas "verloren" geht. Die wenigen, 2-3 offenen Fragen, die Eschbach am Ende nicht klärt, sind ein geschickter Cliffhanger, der ein bisschen Geschmack und Hoffnung auf einen dritten Teil macht.
Obgleich in der realen Welt mehrfach bewiesen ist, dass Zeitreisen nicht möglich sind, machen die wissenschaftlichen Ansätze in Der Jesus-Deal einen logischen, kohärenten und gut recherchierten Eindruck. Handwerklich ohne Tadel geschrieben, verlangt dieser Roman dem Leser eine hohe Konzentration ab, die jedoch mit spannenden und ausgefuchsten Charakteren und Handlungssträngen belohnt wird. Ein dickes Buch, das wirklich Spaß macht.
Ein heißer Deal: 95°
Andreas Eschbach, Ehrenwirth
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