Der World Wide WeltuntergangÜberschrift
Während eines gewaltigen Schneesturms kurz vor Weihnachten fällt in ganz New York und Umgebung der Strom und das Internet aus. Der Zustand dauert länger an, als gedacht, und so müssen sich Mike Mitchell und seine Familie selber helfen. Durch den gut für Notfälle ausgerüsteten Nachbarn und Freund Chuck, ist das New Yorker Apartmenthaus, in dem Mike wohnt, zumindest für das Schlimmste gewappnet. Außerdem beschäftigt alle die brennende Frage, wer für die sich anbahnende Katastrophe verantwortlich ist...
Wenn das Internet mal nicht mehr funktioniert...
.... geht natürlich die Menschheit baden, also die Vereinigten Staaten, was ja die Menschheit ist. So will es der Romanautor Matthew Mather und so durchleben seine Hauptfiguren, der Ich-Erzähler Mike zusammen mit seiner Familie, und seinen Nachbarn scheinbar den Untergang der Zivilisation. Durch den schweren Schneesturm herrschen Ausnahmebedingungen in der Stadt und dem State New York und dadurch wird ein Ausfall des Internet umso verheerender. Denn die Vereinigten Staaten sind nicht länger lebensfähig ohne das World Wide Web. Die Versorgung bricht zusammen und Menschen werden schneller kriminell, als der Schnee fällt. Selbstverständlich haben richtige New Yorker wie Mike Freunde wie Chuck - nicht Norris, obwohl man an den durchaus erinnert wird – die auf jedes mögliche Weltuntergangsszenario vorbereitet sind und deshalb genügend Lebensmittel und Hilfsgüter im Keller horten.
Etwas Realismus, viel künstliche Katastrophe und dann?
Mehr hält dieser Roman leider nicht bereit. Die an sich realistische Romanidee, die von persönlichen Tragödien bis zur spannenden Thrillerelementen alles möglich machen würde, wird durch eine solche Anzahl von ausgelutschten Klischees gejagt, dass es nach einigen Seiten kaum noch auszuhalten ist. Die Katastrophenbeschreibungen sind große Allgemeinplätze und klingen, als hätte der Autor sie direkt bei Wikipedia abgeschrieben:
Ich sah vom Grill auf und sprach Chuck direkt an, "Mehr als eine Milliarde Menschen wurden in den vergangenen zehn Jahren geboren – das entspricht der kompletten Einwohnerschaft New York Citys Monat für Monat - , der schnellste Bevölkerungsanstieg, den es je gegeben hat und je wieder geben wird."
Der Ich-Erzähler Mike und sein Kumpel Chuck, sowie einige andere Nebenfiguren überbieten sich geradezu mit ihrem Halbwissen über die Hacker von Anonymus, die Auseinandersetzungen von China und Indien über Staudämme, oder das Interesse von Regierungen an Cyberattacken. Seit sich Unbekannte in das System von US-Behörden gehackt haben und Millionen von Daten klauen konnten, ist Vieles von dem Beschriebenen sicherlich wahr, doch die Figuren erweckt das Nachplappern von Nachrichten keinesfalls zum Leben. Wenn die Bedrohung einmal nicht durch die Protagonisten proklamiert wird, so lässt der Autor CNN im Hintergrund laufen, wo ähnliche Informationen durch den Nachrichtensprecher mitgeteilt werden. Zumindest hier ist der sachliche Tonfall angemessen, jedoch nicht minder langweilig.
Trotz der Versuche, durch eine Ehekrise des Ich-Erzählers, verschiedene bedrohliche Kampfsituationen und durch kleine Alltagsprobleme den Handelnden Leben einzuhauchen, bleiben die Ereignisse und Personen Abziehbilder von Etwas und Jemanden, das und den man schon tausendfach gesehen und gehört hat. Gerade in den menschlichen Nöten und Problemen fehlt es an Emotionalität und Tiefgang.
Die Geschichte nimmt einen vorhersehbaren Verlauf und selbst das Ende ist kaum noch für eine Überraschung gut.
Fazit:
Von der Sprache über die Figuren bis hin zur inhaltlichen Gestaltung ist alles flach und wenig originell. Interesse weckt der Roman zwar durch seine Aktualität, aber in seiner Umsetzung gerät er in die platte Katastrophenfalle.
Mather Mather, Heyne
Deine Meinung zu »Cyberstorm«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!