Das übernatürliche Grauen in der Literatur
- Golkonda
- Erschienen: Januar 2014
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Wichtiger Schaffensüberblick
Es ist eine beklagenswerte Tatsache, dass sich gerade Sekundärliteratur, die sich mit dem Übernatürlichen, dem Grauen und dem Horror befasst, schlecht verkauft. Außer den öffentlichen Bibliotheken und Universitäten gibt es nur eine Handvoll Interessierter, die sich in ihrer Freizeit auch wissenschaftlich mit der Literaturgattung, die uns ganz bewusst Angst bescheren soll befassen.
Trotzdem erscheint Lovecrafts bereits 1927 erstpublizierter Text bereits zum mittlerweile dritten Mal in einer deutschen Übersetzung. Dies mag mit der enormen Anziehungskraft die Lovecrafts Texte bis heute auf ihren Leser ausüben zu tun haben, ein befreundeter Buchhändler drückte dies einmal durchaus bewundernd gemeint so aus, dass er von Lovecraft auch noch dessen Penäleraufsätze verkaufen könnte.
Fakt ist, dass 1997 im Ullstein Verlag unter dem Titel "Unheimlicher Horror. Das übernatürliche Grauen in der Literatur. Ein Essay" eine erste, gekürzte Version erschien, der die Edition Phantasia 1985 "Die Literatur des Grauens" in einer einmaligen Auflage von 1.000 nummerierten Exemplaren mit einem Vorwort zur deutschen Ausgabe von Kalju Kirde und einer Einführung von August Derleth sowie mit einem handsignierten Porträt des Autors von Helmut Wenske folgen ließ.
Nun also legt der Golkonda Verlag eine weitere, ungekürzte und mit einer Einleitung des Lovecraft-Kenners und Herausgebers S. T. Joshi versehene Ausgabe vor. Die dem Band beigegebene Bibliographie editierten Joshi und Robert N. Bloch (für die deutschsprachigen Verweise und Ausgaben).
Wie der Verlag auf dem Waschzettel ausführt, wurde bei der Neuübersetzung besonderer Wert auf die Lesbarkeit und Textnähe gelegt. In der ausführlichen Einleitung aus der Feder des Lovecraft-Herausgebers Joshi, die bei uns in Pandora Magazin 2 erstveröffentlicht wurde, berichtet der Kenner über die wechselvolle und schwierige Publikation des Essays im Jahr 1927. Konkurse und Einstellungen der Periodika, in denen der Aufsatz ursprünglich in mehreren Teilen veröffentlicht werden sollte, verhinderten lange eine komplette Publikation. Erst spät, und dann teilweise ohne die letzten Überarbeitungen erschien die Abhandlung, die sich bis heute durchaus kurzweilig und interessant liest.
Naturgemäß konnte der Verfasser nicht auf moderne Autoren eingehen, sondern nur die Autoren die bis zur Veröffentlichung des Aufsatzes publizierten, berücksichtigen. Dabei zieht er den Kreis weit – ausgehend von antiken Texten behandelt er in zwar subjektiven, aber nachvollziehbaren Kapiteln die Klassiker von Poe bis Hawthorne, Gotier bis Shelley. Kurz streift er dabei auch die deutschsprachigen Verfasser wie Hans Heinz Ewers, E.T.A. Hoffmann oder Gustav Meyrink. Interessanterweise sind dieser Ausgabe weitere Anmerkungen und Zitate aus Briefen und Texten Lovecrafts als Fußnoten beigegeben, die seine Meinungen weiter ausführen und erläutern.
Insgesamt bietet der Band, bei all seiner Kürze, eine sehr gute Übersicht über die wichtigsten Vertreter der unheimlichen Literatur bis in die 30er Jahre. Insoweit ist dies eine wichtige Veröffentlichung, bietet sie dem Interessierten doch die Möglichkeit sich Anregungen für eine Lektüre zu suchen, aber auch sich intensiver mit einzelnen Autoren auseinanderzusetzen.
H. P. Lovecraft, Golkonda
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